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Live-Gottesdienst zum Auftakt des Reformationsjubiläums

Ein Wort des Widerrufs hätte genügt
Professor Dr. Johann Gerhardt, Dozent für Praktische Theologie an der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg, griff in seiner Predigt die Aussage Luthers „Hier stehe ich“ beim Reichstag in Worms (1521) auf, wo sich der Reformator wegen seines Glaubens verteidigen musste. Eigentlich hätte damals alles ruhig seinen Gang gehen können, so Gerhardt. „Die Kirche war die Heilsanstalt für die Seele. Die Fürsten und der Kaiser hatten Geld und Macht. Wissenschaft und Kunst florierten. War man gehorsam und muckte nicht auf, konnte man in relativem Frieden leben.“ Und dennoch habe es eine Sehnsucht nach Freiheit gegeben, „weil es sie nicht gab“.

Beim Reichstag in Worms mit dem Kaiser, den Fürsten und der hohen Geistlichkeit hätte dem „Mönchlein“ ein Wort des Widerrufs genügt, um seinen schweren Gang leicht zu machen. Er hätte ja im Stillen an seinen Überzeugungen festhalten können, nur sie nicht mehr öffentlich sagen. Doch Luther entgegnete, wenn er nicht durch Zeugnisse der Heiligen Schrift und durch klare Vernunftgründe überzeugt werde, „denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich“, könne und wolle er nichts widerrufen, „weil wider das Gewissen etwas tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir. Amen.“

Doch trotz ungläubigen Staunens, dass jemand wagt so zu reden, sei dies nicht das Ende für Martin Luther gewesen, sondern „ein wundersamer Anfang“, so Gerhardt. „Das Evangelium leuchtete wieder“. Man müsse keine frommen Spielchen spielen, nicht perfekt werden wollen, nicht weglaufen, sich nicht verstecken, keine Ablassbriefe kaufen. Der Mensch dürfe aufrecht und frei vor Gott stehen. Vor dem Gott, der ihn bis in die Tiefen seiner Seele kenne und ihn annehme in seinem Versagen. „Diesem Gott sich anvertrauen, das ist der Glaube, der selig macht, bis heute und auch morgen“, unterstrich Gerhardt.

Die Freiheit des Evangeliums führt in die Verantwortung
Die Freiheit des Evangeliums mache laut dem Professor nicht egoistisch oder weltflüchtig nach der Devise: „Hauptsache ich“. Sie führe auch nicht in fromme Isolation, sondern sei die Voraussetzung für Verantwortung. Verantwortlich sein gehöre zur Ebenbildlichkeit und Würde des Menschen gegenüber Gott. Überall dort, wo man Menschen die Verantwortlichkeit wegnehme, gut gemeint als Rat und Hilfe oder schlecht gemeint, wo man Menschen zum bloßen Befehlsempfänger degradiere, wo man Zwang ausübe und Gehorsam fordere ohne kritisches Nachdenken zuzulassen, zerstöre man die Würde des Menschen und handele gegen Gottes Schöpfung.

Luther habe Verantwortung gezeigt. Er habe den Fürsten ins Gewissen geredet, dem Volk das Lesen der Bibel ermöglicht, Glaubenslehren verstehbar in den Katechismus geschrieben, das Evangelium auf Deutsch gepredigt und Lieder gedichtet, damit die Seele auch fühlen könne, was der Glaube bedeute.

Nein zur Plastiktüte
Wenn wir jetzt Reformation feiern, dann bedeute das auch für uns, Verantwortung zu tragen für die Welt in der wir leben und uns einzumischen, gab Gerhardt zu bedenken. Seit langem hätten Christen so gehandelt: Sie hätten Krankenhäuser, Schulen sowie soziale Einrichtungen gebaut und setzten sich für Menschenrechte ein. Doch es gebe auch die Verantwortung im Kleinen, wie in Ehe und Familie, der Nachbarschaft und für das Gemeinwohl. Da stelle sich beispielsweise die Frage: Gehe ich zur Wahl oder überlasse ich es den Radikalen welchen Einfluss sie auf unser Land nehmen? Oder sage ich „Nein“ zur Plastiktüte im Geschäft, weil dadurch die Schöpfung Gottes geschädigt wird?

„Was braucht der Mensch heute?“, fragte Gerhardt zusammenfassend. Schreckensmeldungen, Drohungen und Kälte gebe es genug. Die Menschen bräuchten stattdessen weniger Programme, weniger unseren schlauen Kopf, sondern unser Herz und die menschliche Wärme derer, die dem Licht des Evangeliums folgen. „So stehen wir heute hier, in der Nachfolge Luthers, in der Freiheit des Evangeliums und in der Würde der Verantwortlichkeit. Wir können nicht anders. Gott helfe uns. Amen.“

Luther für Kinder
Schon zuvor hatte Pastor Manuel Füllgrabe den Kindern im Gottesdienst anhand eines kreativen Klapp-Buches mit Figuren erklärt, warum damals der Ablassprediger Johann Tetzel mit seiner großen Geldkiste durch Deutschland zog und wieso sich deswegen der kleine Mönch Martin mit den Großen seiner Kirche stritt.

Den „alten Glauben“ öffentlich bezeugen
Nach der Predigt äußerten auch die Präsidenten des Nord- und Süddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die Pastoren Johannes Naether (Hannover) und Werner Dullinger (Ostfildern bei Stuttgart), einige Gedanken zur Reformation. Das Reformationsjubiläum sollte nach Dullinger wieder Mut machen, „den alten Glauben“ auch öffentlich wieder zu bezeugen. Selbst mit Freunden werde heute über alles Mögliche gesprochen, jedoch kaum über Glaubensdinge. Dabei gehe es jedoch nicht darum, dem Anderen zu sagen, wo er zu stehen hat, sondern zunächst einmal herauszufinden, wo ich selbst stehe und was die Werte sind, an denen ich mich orientiere. Danach gelte es interessiert zuzuhören, was den Anderen bewegt, um sich darüber auszutauschen.

Die Reformation brauchte die verschiedensten Typen
Für Naether sei es faszinierend, dass Martin Luther zwar als Mönch geprägt gewesen sei, sich jedoch entwickelt habe. Der Reformator wäre seiner Erkenntnis gefolgt ohne abschätzen zu können, was daraus wird. Die Reformation habe die „verschiedensten Typen“ benötigt. So auch Philipp Melanchthon als Philologe, Philosoph, Humanist, Theologe und Lehrbuchautor, oder den Zürcher Reformator Ulrich Zwingli sowie den Genfer Reformator Johannes Calvin. Die Reformation könne nicht nur auf Luther fixiert werden. So sei beispielsweise das Abendmahlsverständnis der Adventisten nicht von Luther geprägt, sondern von der Reformierten Kirche, die aus der Reformation Calvins und Zwinglis hervorging. Zudem müsse auch der oft vergessene „dritte Flügel“ der Reformation, das Täufertum, berücksichtig werden. Als „Erben der Reformation“ hätten die Adventisten auch Anteil an der Täuferbewegung, die sich für die Taufe von Glaubenden, den Verzicht auf Wehrdienst und das Eintreten für die Religionsfreiheit einsetzte.

Reformation bedeutet ständige Erneuerung
Dass Martin Luther auch ein „Kind seiner Zeit“ war, sprach Werner Dullinger an. Denn Aussagen des Reformators über die Juden oder den Umgang mit den aufständischen Bauern gehörten heute zu den kritischen Aspekten seines Wirkens. Deshalb gelte es trotz aller Wertschätzung Luthers bei seiner Erkenntnis nicht stehen zu bleiben. Reformation bedeutet auch die ständige Erneuerung der Kirche. Auch die Siebenten-Tags-Adventisten seien mit ihrer Erkenntnis noch nicht am Ende. Dullinger verwies auf die Präambel in den „Glaubensüberzeugungen“ der weltweiten Adventisten, wo es heißt: „Diese Glaubensaussagen stellen dar, wie die Gemeinde die biblische Lehre versteht und bezeugt. Eine Neufassung ist anlässlich einer Vollversammlung der Generalkonferenz (Weltsynode) dann zu erwarten, wenn die Gemeinde durch den Heiligen Geist zu einem tieferen Verständnis der biblischen Wahrheit gelangt oder bessere Formulierungen findet, um die Lehren des heiligen Gotteswortes auszudrücken.“

Adventisten und das Reformationsjubiläum
Der Gottesdienst in Wittenberg ist der Auftakt für die Adventisten zum Reformationsjubiläum gewesen. Bereits im Mai 2016 hatte an der Theologischen Hochschule Friedensau das internationale Symposium mit adventistischen Historikern und Theologen zum Thema „Auffassungen der protestantischen Reformation bei den Siebenten-Tags-Adventisten“ stattgefunden. Der Advent-Verlag Lüneburg wird zum Thema „Luthers Reformation aus Sicht der Siebenten-Tags-Adventisten“ ein Buch herausgeben. Weitere Veröffentlichungen sind geplant. Auch „Hope Channel“ Fernsehen und Radio nehmen den Reformationsgedanken in unterschiedliche Sendeformate auf. Außerdem sind im Juli 2017 Mitarbeiter der adventistischen Weltkirchenleitung in Deutschland zu Gast und werde einige historische Orte der Reformation aufsuchen. Diese Studienreise soll ebenfalls vom „Hope Channel“ begleitet werden.

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Martin Luthers Berufsethik für christliche Soldaten

Ein Ritter fragt Luther
Am 15.5.1525 kämpfte der Freund Luthers, Ritter Assa von Kram, als sächsisch-kurfürstlicher Oberst mit seiner Reiterei in der Schlacht bei Frankenhausen gegen die aufständischen Bauern. Viele der bereits fliehenden Aufständischen wurden dabei niedergemetzelt. Unter dem Eindruck der Grausamkeiten fragte der Söldnerführer den Reformator, ob ein Christ Soldat sein dürfe. Luther verfasste daraufhin 1526 die Schrift „Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können“, die seinem „gestrengen und ehrenfesten“ Freund gewidmet war. Luther ging darin unter anderem auf Erfahrungen von Krams im deutschen Bauernkrieg ein.

Christ und Militär − eine alte Frage
Die Frage, ob Christen auch als Soldaten dienen dürfen, sei so alt wie das Christentum selbst, betonte Professorin Wendebourg. Ursprünglich wäre diese Frage mit einem klaren „Nein“ beantwortet worden. Nach damaliger Vorstellung galt das Christentum mit einer Teilnahme am staatlichen Leben als nicht vereinbar. Ein Soldat konnte nicht Mitglied in der Kirche sein. Das führte dazu, dass sich Soldaten erst am Ende ihrer Dienstzeit taufen ließen. Selbst manche oströmischen Kaiser, die viele Jahre den Gottesdienst besuchten, wurden erst auf ihrem Sterbebett getauft. Das galt selbst für Kaiser Konstantin (gestorben 337), der den Aufstieg des Christentums zur wichtigsten Religion im Imperium Romanum einleitete. Erst im Laufe der Jahrhunderte habe sich diese Sicht verändert.

Im Mittelalter sei dagegen die Frage, ob ein Christ auch Soldat sein könne, von der römisch-katholischen Kirche mit einem klaren „Ja“ beantwortet worden; allerdings in einem abgestuften Sinn. Für die meisten Christen wäre der Soldatenberuf möglich. Nur solche Christen, die nach den Prinzipien der Bergpredigt Jesu leben konnten, wie etwa der Klerus, sollten keine Soldaten werden.

Gott wirkt mit und ohne Schwert
Luther habe diese Zweistufenethik abgelehnt, so Dorothea Wendebourg. Die Regeln der Bergpredigt galten nach seiner Meinung für jeden Christen. Allerdings gebe es für Christen auch den Fall, wo staatliche Gewaltanwendung erlaubt, ja sogar geboten sei. Der Reformator vertrat dabei die Lehre von den „Zwei Regimenten“.

Wie die Professorin ausführte, waren damit die zwei Weisen Gottes gemeint, wie er die Welt regiere. Ein Christ gehöre, so Luther, gleichzeitig dem weltlichen und dem geistlichen Regiment an. Das geistliche Regiment werde durchs Wort Gottes und ohne Schwert ausgeübt. Dadurch sollten die Menschen rechtschaffen und gerecht werden, sodass sie mit dieser Gerechtigkeit das ewige Leben erlangen. Das weltliche Regiment werde durchs Schwert ausgeübt, damit diejenigen, die durchs Wort nicht rechtschaffen und gerecht werden wollen zum ewigen Leben, trotzdem durch ein solches weltliches Regiment gezwungen würden, rechtschaffen zu handeln, damit Frieden unter den Menschen gehalten wird. Denn der Heilige Geist habe nur „einen kleinen Haufen“ von Christen. Die anderen Menschen seien böse und müssten ein weltliches Schwert haben. Wo ein weltliches Regiment sein Amt nicht streng ausübt gebe es „Aufruhr, Morden, Krieg, Weib und Kinder schänden, da niemand sicher zu leben vermag“. Das Militär diene somit der Ausübung staatlicher Gewalt, um gegen die ständige anarchische Bedrohung der Welt zu wirken. Insofern Soldaten im Auftrag des Staates handelten, dürften oder müssten sie unter Umständen gewaltsam tätig werden.

Wendebourg betonte, dass Luther auch das Recht auf Gehorsamsverweigerung einräume, wenn der Christ in seinem Gewissen erkenne, dass der Krieg nicht zu rechtfertigen sei. Krieg wäre nur als Verteidigungskrieg beziehungsweise als „Notkrieg“ zu legitimieren. Hieran gelte es hohe Kriterien zu stellen. So könne der Krieg nur die letzte Maßnahme sein, nachdem Verhandeln und sogar partielles Nachgeben keine Aussicht auf Erfolg hätten.

Eine dauernde Gratwanderung
Als im März 1542 auf Befehl des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich Soldaten zur Besetzung Wurzens auszogen, um Hilfsgelder zur Finanzierung des Krieges gegen die Türken einzutreiben, verurteilte Luther diese Aktion als nicht gerechtfertigt, sodass die „Wurzener Fehde“ unblutig gelöst werden konnte. Andererseits betonte Luther, dass ein Untertan nicht das Recht habe, sich gegen die von Gott eingesetzte Obrigkeit aufzulehnen. Obwohl der Reformator auch das Verhalten der Fürsten im Bauernkrieg kritisierte, verurteilte er die Aufständischen scharf. Mit drastischen Worten forderte er, man solle „die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern … zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.“ So werde deutlich, dass Luthers Lehre von den beiden Regimenten „eine dauernde Gratwanderung“ beinhalte, sagte Dorothea Wendebourg.

Evangelischer Bund
Der Evangelische Bund wurde 1886 gegründet. Seit 1947 arbeitet der Verein mit Sitz in Bensheim/Bergstraße für die Verständigung zwischen den Konfessionen und ist Träger des Konfessionskundlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), das konfessionskundliche, ökumenische und kontroverstheologische Forschung betreibt.

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Das Neue Testament auf Deutsch und Persisch

Zielgruppen
Die Ausgabe richtet sich an Flüchtlinge sowie andere Migrantinnen und Migranten mit der Muttersprache Persisch, gemischtsprachige Bibelkreise und Mitarbeitende in der kirchlichen Flüchtlingsarbeit. Nach den Erfahrungen der Bibelgesellschaften suchen viele christliche Flüchtlinge Trost in den Worten der Bibel. Andere Migranten wollen mehr über den christlichen Glauben ihres deutschen Gastlandes erfahren. Zweisprachige Bibelausgaben helfen zudem, eine fremde Sprache zu erlernen.

Gute Nachricht Bibel
Die Gute Nachricht Bibel ist eine moderne und texttreue Bibelübersetzung in zeitgemäßer Sprache. Es handelt sich um die erste sogenannte kommunikative Bibelübersetzung auf Deutsch. Sie wendet sich an Leserinnen und Leser, denen die klassische Kirchen- und Bibelsprache nicht vertraut ist. Diese Bibel wird gemeinsam von den evangelischen und katholischen Bibelgesellschaften und -werken der deutschsprachigen Länder herausgegeben. Bis heute ist sie die einzige komplett ökumenisch übersetzte deutsche Bibel.

Today’s Persian Version
Die Today‘s Persian Version folgt den gleichen Übersetzungsprinzipien wie die Gute Nachricht Bibel. Das Neue Testament ist erstmals 1976 erschienen. Seit 2007 gibt es die komplette Bibelausgabe mit dem Alten Testament, herausgegeben vom Weltverband der Bibelgesellschaften (United Bible Societies). Die Sprache Persisch, auch Farsi genannt, wird vor allem in Persien sowie in Teilen Afghanistans, Tadschikistans und Usbekistans gesprochen. Sie ist für rund 75 Millionen Menschen die Muttersprache, und weitere 50 Millionen nutzen sie als Zweitsprache. Damit ist sie die wichtigste indoeuropäische Sprache in Zentralasien.

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Kardinal Koch: Luther wurde von drei Päpsten rehabilitiert

Kurienkardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, äußerte sich am 26. Oktober vor Journalisten vor der Reise von Papst Franziskus nach Lund/Schweden am 31. Oktober zum gemeinsamen Reformationsgedenken mit den Lutheranern.

Die wichtigen Päpste-Statements zu Luther begännen mit den Erläuterungen von Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Deutschland – in Mainz -, als er betont habe, „dass wir viel lernen können von Luther“, so Koch: „Dann haben wir die schöne Rede von Papst Benedikt in Erfurt, wo er sagte, das größte Anliegen Luthers sei die Gottesfrage gewesen. Die Zentralität der Frage Gottes und der Christozentrismus waren die wichtigsten Anliegen im Leben und Werk Luthers, und Papst Benedikt hat das ganz deutlich anerkannt. Das ist für mich auch das Wichtigste, und das ist das, was wir über Luther sagen können und was wir aus der Theologie und den Sorgen Luthers lernen können“, so der Kardinal wörtlich.

Allerdings seien die theologischen Unterschiede um das Amt, die Kirche und die Eucharistie weiterhin vorhanden, räumte Koch ein.

Kommt Zulassung zum Abendmahl?
Er, Koch, und die Führung des Lutherischen Weltbunds (LWB) – nämlich LWB-Präsident Bischof Munib Younan und LWB-Generalsekretär Martin Junge – hofften, dass die Ereignisse in Schweden hier neue Impulse geben könnten. Diese Hoffnung schließe ein, dass es neue Übereinkommen und sogar neue Vereinbarungen zur gegenseitigen Teilhabe am Eucharistischen Tisch geben könnte, sagte Kardinal Koch.

In ähnlicher Weise hatte sich am 21. Oktober bereits Kochs Mitarbeiter im Ökumenerat, Bischof William Kenney, in einem Interview gegenüber dem katholischen US-Webportal „cruxnow.com“ geäußert. Es sei zu erwarten, dass eines der Ergebnisse des Ökumene-Besuchs zur gemeinsamen Reformationsjahr-Eröffnung mit dem LWB in Schweden ein weiterer Schritt zur Öffnung sowie zur gegenseitigen Zulassung zum Abendmahl sein werde, so Kenney. Zum Inhalt der in Lund verabschiedeten Gemeinsamen Erklärung äußerte sich der Bischof nicht, so Kathpress. Der Text bleibe bis zum 31. Oktober unter Verschluss.

Experte hofft auf Ökumene-Zielbestimmung
Der Salzburger Ökumene-Experte Gregor Maria Hoff sagte in einem Interview mit der Kooperationsredaktion der österreichischen Kirchenzeitungen (Ausgabe 27. Oktober), er hoffe, dass in der Gemeinsamen Erklärung von Lund in Schweden „nicht nur bestimmt wird, was im ökumenischen Dialog bisher erreicht wurde, sondern auch, welche Ziele unmittelbar anstehen, gerade bei den neuralgischen Punkten – den Fragen des kirchlichen Amtes, des Abendmahls und des Papsttums“. Letztlich hänge alles stark davon ab, was Papst Franziskus in Lund tun werde. „Ich erwarte mir jedenfalls ein Zeichen ökumenischen Mutes“, so Hoff.

Lund als Ökumene-Destination – kluge Wahl
Von katholischer und evangelischer Seite sei klug gewesen, dass Lund und nicht Wittenberg als Ökumene-Destination ausgewählt worden sei, so Hoff: „Papst Franziskus in Wittenberg würde vielleicht das Reformationsgedenken überstrahlen. Außerdem ist zu respektieren, dass der Lutherische Weltbund klar gesagt hat, dass Reformation heute keine allein deutsche Sache mehr ist, sondern schon länger weltweite Dimensionen hat. Deshalb eröffnet der Bund das Jahr des Reformationsgedenkens in Lund, wo er vor 70 Jahren gegründet wurde, und hält seine Generalversammlung 2017 in Windhuk (Namibia) ab. Den Papst nach Wittenberg einzuladen, würde das durchkreuzen.“

Gegenseitige eucharistische Gastfreundschaft?
Auch wenn man „keine utopischen Vorstellungen“ davon haben sollte, wie Kircheneinheit aussehen könne, heiße das aber nicht, „dass wir auf ewig auf eine gemeinsame Abendmahlsfeier verzichten müssen“, sagte Hoff. „Wenn wir das nicht zumindest auf Basis einer gegenseitigen eucharistischen Gastfreundschaft schaffen, wie sollen wir da jemals zu einer Einheit kommen?“

Unter Führung des Heiligen Geistes sei „mehr machbar, als wir uns vorstellen können“, so der Theologe, und weiter: „Wenn wir die gemeinsame Taufe und gemeinsame Märtyrer haben und sagen, dass wir im Heiligen Geist glauben – und nicht weil man katholisch oder evangelisch ist – frage ich mich: Ist da die Einheit nicht stark genug, dass wir in besonderen Situationen, wenn es darum geht, das gemeinsame Christentum zu bekennen, nicht auch gemeinsam Abendmahl/Eucharistie feiern? Ist es da nicht möglich die Art, wie die Gegenwart Christi jeweils verstanden wird, dem Heiligen Geist zu überlassen?“

Weitere Beiträge rund um das Reformationsjahr 2017 und die Papstreise nach Schweden unter www.kathpress.at/reformation

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„Fröhlich in dir“ – Gebetbuch der GEKE zum Reformationsjubiläum

Das durchgängig vierfärbig bebilderte Buch enthält mehr als 40 zeitgenössische Gebete und Meditationen, „bereitgestellt von Menschen aus ganz Europa, die aus dem kirchlichen oder akademischen Umfeld kommen und der Arbeit der GEKE seit Jahren, teilweise seit Jahrzehnten verbunden sind“, erläutert der Generalsekretär der GEKE, Bischof Dr. Michael Bünker.

Die Gebete seien in der jeweiligen Muttersprache der Autorinnen und Autoren abgedruckt; in jenen Fällen, wo dies nicht eine offizielle GEKE-Sprache (Deutsch, Englisch, Französisch) sei, liege auch eine Übersetzung in eine dieser Sprachen vor. Auf diese Weise sei eine Sammlung von Texten in Dänisch, Estnisch, Italienisch, Niederländisch, Norwegisch, Ungarisch sowie Deutsch, Englisch und Französisch zustande gekommen, heißt es in einer Medienmitteilung der GEKE.

Demnach kommen zu den modernen Gebeten neun „Alte Worte für heute“ aus der Reformationszeit, deren Sprache lediglich behutsam angepasst wurde. „Uns war wichtig, auch dieses Erbe, das die zentrale und zeitlose Bedeutung des Gebets für das christliche Leben unterstreicht, mit in das Buch aufzunehmen“, sagt Dr. Jochen Arnold, Liturgie-Beauftragter der GEKE. Die Gliederung des Buchs folge bewusst nicht liturgischen oder konfessionellen Kriterien, so Arnold: „Sowohl vom Umfang, als auch von der Tonalität her sind die Materialien vielseitig verwendbar – ob privat oder im Gottesdienst, im Bibelkreis oder in einer mehrsprachigen Andacht.“

Das Bildmaterial stammt laut GEKE zu einem guten Teil aus den „Reformationsstädten Europas“, auch dies ein Projekt der GEKE zum 500. Jubiläum der Reformation. „Das Gebetbuch soll einfach auch gerne zur Hand genommen und betrachtet werden“, so GEKE-Generalsekretär Bünker. „Wir freuen uns über das reiche Erbe der Reformation, und das kommt auch im Buchtitel zum Ausdruck.“ Das 102 Seiten umfassende Gebetbuch ist über den Buchhandel (ISBN: 978-3-85073-318-2) erhältlich.

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)
Zur Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) – Leuenberger Kirchengemeinschaft – haben sich 94 protestantische Kirchen in Europa sowie in Südamerika zusammengeschlossen. Lutherische, reformierte, unierte, methodistische und vorreformatorische Kirchen gewähren einander durch ihre Zustimmung zur Leuenberger Konkordie von 1973 Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.

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Adventist als Präsident des obersten Gerichtshofs in Kenia vereidigt

Die Abgeordneten der Nationalversammlung von Kenia hatten am 18. Oktober der Ernennung von Richter Maraga zugestimmt. Er war am 19. Oktober auf dem Gelände der offiziellen Residenz des Staatspräsidenten Uhuru Kenyatta, in der Hauptstadt Nairobi, zum Präsidenten des obersten Gerichtshofs vereidigt worden, nachdem sein Vorgänger in den Ruhestand getreten war.

Staatspräsident Kenyatta hatte David Maraga, zuvor Richter am Appellationsgericht, als Präsident des obersten Gerichtshofs auf Empfehlung der Justizdienstkommission bestätigt. Diese Kommission setzt sich aus Richtern des obersten Gerichtshofs sowie weiteren Rechtsexperten zusammen. David Maraga kann sein Amt grundsätzlich bis zum Erreichen des obligatorischen Rentenalters von 70 Jahren ausführen.

Keine Gerichtssitzungen am Samstag
Im August machten Aussagen von David Maraga landesweit Schlagzeilen, als er auf die Frage eines Mitglieds der evaluierenden Justizdienstkommission, ob er am Samstag als Präsident des obersten Gerichtshofs arbeiten würde, antwortete: „Es wäre für mich sehr schwierig, an einem Samstag zu Gericht zu sitzen, um einen Fall anzuhören!“ Er würde immer seinem Glauben Vorzug vor der Arbeit geben, so Maraga. Es entspreche seiner Gewohnheit, am Samstag, dem biblischen Ruhetag, den Gottesdienst zu besuchen.

Weihegebet vor Amtsantritt
Am 20. Oktober, dem Folgetag seiner Vereidigung, hat Richter David Maraga Pastor Blasious Ruguri, Präsident der teilkontinentalen Kirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten in Ost-Zentralafrika (East-Central Africa Division) gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Kirchenleitung sowie weiteren Richtern in seinen Plenarsaal gebeten, um ein Weihegebet zu sprechen. Als überzeugter Christ sei es ihm wichtig, dass vor Amtsantritt ein Weihegebet gesprochen werde, so Maraga.

Pastor Blasious Ruguri ermutigte dazu, für David Maraga zu beten. Viele Kenianer hofften, dass der Präsident des obersten Gerichtshofs der Regierung helfen werde, die Korruption im Land zu bekämpfen, so Ruguri.

Adventisten in Kenia
Zur Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Kenia gehören rund 867.000 Mitglieder, die in etwa 9.000 Kirchgemeinden Gottesdienst feiern. Im Land mit 45 Millionen Einwohnern sind rund 83 Prozent Christen, die Hälfte davon Protestanten. 11 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Es gibt laut Wikipedia nur noch wenige Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen.

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Adventisten gedenken erster Kapelleneinweihung in Europa vor 130 Jahren

Am Morgen gab René Frauchiger einen geschichtlichen Überblick zur Vorläuferbewegung der Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz. Michael Belina Czechowski, ein ehemaliger polnischer Priester, der in den USA mit den Siebenten-Tags-Adventisten in Kontakt gekommen war, verkündete ab 1865 in den Städten des Jurabogens die baldige Wiederkunft Jesu Christi sowie den Sabbat (Samstag) als biblischen Ruhetag. Das war der Grund, weshalb seine Bewegung („Mission évangélique européenne de la seconde venue du sauveur“) und deren Mitglieder kurzerhand als „Sabbatarier“ bezeichnet wurden. Im Februar 1886 taufte er nachts zwei Personen im Neuenburgersee, denen in den folgenden Monaten weitere folgten, sodass 1867 in Tramelan eine erste Gemeinde gegründet und Albert Vuilleumier zu deren Gemeindeältestem eingesegnet wurde. Im Dezember 1883 wurde daraus eine offizielle Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten. Am 25.12.1886 fand die Einweihung der ersten Kapelle der Adventisten in der Schweiz und in Europa im Beisein von Ellen G. White, der amerikanischen Kirchenmitbegründerin, in Tramelan statt. Das Gebäude war aber nicht im Besitz der Adventisten, sondern gehörte der Familie Roth.

Jim Nix, Leiter des Ellen G. White Estate, der Nachlassverwaltung der Kirchenmitbegründerin Ellen G. White, schilderte anschließend im Überblick deren Aktivitäten in Tramelan, wo sie unter anderem 1886 in der Kirche der Baptisten Vorträge hielt.

Der Wissensdurst des Schweizers Ademar Vuilleumier, der damals ohne jegliche Englischkenntnisse an der adventistischen Gemeindeschule in Battle Creek, Michigan/USA, startete und lernte, habe eine auschlaggebende Wirkung auf die Entstehung des weltweiten adventistischen Bildungswerks gehabt, so Nix. Es sei den adventistischen Pionieren am Beispiel von Ademar Vuilleumier klar geworden, dass sie Bildung und damit Jugendliche fördern mussten, um das Evangelium weltweit zu verbreiten.

Am Nachmittag gab Pastor John Graz, ehemaliger Leiter der Abteilung für Außenbeziehungen und Religionsfreiheit der adventistischen Weltkirche, einen Einblick in die Entwicklung der evangelischen Freikirche. Aus kleinen Anfängen sei diese weltweit zu einer 19,5 Millionen Mitglieder zählenden Kirche geworden, die in über 205 Ländern und Territorien der Welt tätig sei. Der Einsatz für das Menschenrecht der Religionsfreiheit sei zentral für Adventisten, so Graz. Eine Luftballonaktion und ein klassisches Konzert rundeten die Veranstaltung ab.

Adventisten in der Schweiz und in Deutschland
Heute gibt es rund 4.500 erwachsen getaufte Mitglieder der Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz, die samstags in 52 Kirchengebäuden Gottesdienst feiern. In Deutschland gibt es rund 35.000 Adventisten. Die ersten Gemeinden in Deutschland wurden im Jahr 1876 in Solingen und Vohwinkel (Wuppertal) gegründet.

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Film „TELL the WORLD“ - über die Anfänge der Siebenten-Tags-Adventisten

Die Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten, mit weltweit 19,5 Millionen Mitgliedern, hat einen sechsteiligen Episodenfilm über ihre Pioniere sowie die ersten Jahre der Anfänge der Kirche im 19. Jahrhundert in Nordamerika produziert.

„Wir dürfen unsere Geschichte nicht vergessen“, sagte Pastor Chester Stanley, Präsident der Adventisten in Australien, zum Film. Die adventistischen Jugendlichen müssten über die Ursprünge der Kirche informiert werden und erfahren, „wie Gott geführt hat“, so Stanley.

Der Film zeige die ernsthafte Suche nach Wahrheit der adventistischen Pioniere, die intensiv geführten theologischen Debatten sowie die Rolle, welche der Mitgründerin der Kirche, Ellen Gould White, in der Entstehungszeit der evangelischen Freikirche zugekommen sei.

Um die damalige Realität so getreu wie möglich abzubilden hätten adventistische Historiker das Drehbuch und die Szenen genau überprüft, heißt es auf der Webseite, die für den Film geschaltet wurde. Ein Teil der Szenen sei in einem historischen Dorf in Kanada gedreht worden, das eine hohe Authentizität ermögliche.

Der sechsteilige Episodenfilm ist auf Englisch, Französisch, Portugiesisch und Spanisch veröffentlicht worden. Die synchronisierten Sprachversionen sind gleichzeitig mit Untertiteln begleitet. Im Januar 2017 soll auch eine deutschsprachige Version folgen.

Trailer und mehr Infos zum Film auf Englisch: http://www.telltheworldfilm.org/

Links zu vier Sprachversionen des Films:

Englisch:
https://www.youtube.com/playlist?list=PL-k2Gb-DBYo8K8CJN9GKj_XMKEZtg4Pbs

Spanisch:
https://www.youtube.com/playlist?list=PL-k2Gb-DBYo-AGzL9AsHBlbp735NLerWd

Französisch:
https://www.youtube.com/playlist?list=PL-k2Gb-DBYo-Ba2CcYOXqiovXSw28t_MD

Portugiesisch:
https://www.youtube.com/playlist?list=PL-k2Gb-DBYo_qpRsGdZGYrhNLc_ht8XAh

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Glaube an Christus befreit

Grundsätze reformatorischer Theologie
Die VEF hebt in ihrer Botschaft wichtige Grundsätze reformatorischer Theologie hervor, wonach das „freimachende Gnadenangebot des Glaubens allen gilt“, wie es in dem Papier heißt. „Die persönliche Entscheidung für den Glauben verändert Menschen.“ Glaube befreie Menschen von zerstörenden Mächten. Einige Grundsätze und Ausdrucksformen reformatorischer Theologie seien von den heutigen Freikirchen in besonderer Weise weiterentwickelt und mit Leben gefüllt worden, etwa das „Priestertum aller Gläubigen“. So stehe in den Freikirchen die Mitwirkung in Aufgaben und Diensten in der Ortsgemeinde „grundsätzlich allen offen, die sich für den Glauben entschieden haben.“

Errungenschaften der modernen Gesellschaft
Manche Errungenschaften der modernen Gesellschaft seien auf die Reformation zurückzuführen, „und die Freikirchen hatten entscheidenden Anteil daran“, wofür das VEF-Dokument einige Beispiele nennt. So sei eine der Wurzeln des modernen Freiheitsverständnisses – vor allem in Nordamerika – von baptistischen Theologen wie Roger Williams ausgegangen. Diese hätten dazu beigetragen, „dass Religions- und Gewissensfreiheit als Grundrecht für alle deklariert wurde.“ Die Heilsarmee habe sich bereits im 19. Jahrhundert für eine gesellschaftliche Gleichstellung der Frauen engagiert, und der Einsatz für Menschenrechte habe in den Freikirchen eine lange Tradition, wie das Wirken Martin Luther Kings oder der Einsatz der Mennoniten für Frieden beispielhaft zeigten.

Freikirchen Teil einer Erneuerungsbewegung
So seien die Freikirchen Teil einer „historischen Erneuerungsbewegung“. Das Jubiläum 2017 sei für sie Anlass, sich auf ihre „Wurzeln in der Reformation“ und die damit einhergehenden Inhalte zu besinnen: „Wir beten, dass Gott bei allen, die sich mit der Reformation beschäftigen, Glauben weckt und stärkt. Wir wollen so leben und verkündigen, dass Glaube geweckt und gestärkt wird. Der Glaube ist es, der Menschen verändern kann. Gott macht Menschen frei, für ihn haben wir einen unermesslich hohen Wert. Als Ausdruck unseres Glaubens engagieren wir uns für Menschenrechte, für Religions- und Gewissensfreiheit, für Frieden, Respekt und Chancengleichheit.“ Die VEF-Botschaft schließt mit den Worten: „Christus befreit. Das glauben und bezeugen wir.“

Vereingung Evangelischer Freikirchen
Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen wurde 1926 gegründet. Ihr gehören zwölf Mitglieds- und drei Gastkirchen an, darunter auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Verschiedene Arbeitsgruppen der VEF befassen sich mit Themen wie Evangelisation und missionarischem Gemeindeaufbau, gesellschaftlicher Verantwortung, Rundfunkarbeit, Angeboten für Kinder und Jugendliche oder theologischer Aus- und Weiterbildung. Weitere Informationen und die Botschaft der VEF zu „500 Jahre Reformation“ unter: www.vef.de

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Amtseinführung des neuen Politikbeauftragten der Evangelischen Allianz

Wolfgang Baake künftig im „ruhigeren aktiven Dienst“
Hartmut Steeb, Generalsekretär der DEA, würdigte den langjährigen Dienst des Theologen und Journalisten Wolfgang Baake (65). Seit der Akkreditierung der Evangelischen Allianz beim Deutschen Bundestag im Jahr 1999 habe Baake das Amt des Beauftragten am Sitz der Bundesregierung bis 2013 ehrenamtlich neben seinem Hauptamt als Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes kep ausgeübt. Aber schon seit 1982 habe er als Vertreter der DEA und der evangelikalen Bewegung gewirkt. Mit sehr großem Engagement und leidenschaftlich hätte er dafür gearbeitet, dass „die schon 1846 bei der Gründung der Evangelischen Allianz sehr bewusste gesellschaftspolitische Dimension dieser Bewegung in unsere Zeit hinein aktualisiert und mit Leben erfüllt wurde“, so Steeb. Er verabschiedete den immer noch ehrenamtlich tätigen Baake nicht in den Ruhestand, sondern in den „ruhigeren aktiven Dienst“.

Der Neue: Uwe Heimowski
Der Vorsitzende der DEA, Dr. Michael Diener, betonte bei der Amtseinführung von Uwe Heimowski, dass es für Christen auch gelte gesellschaftliche Verantwortung „unter Achtung der Überzeugung anderer“ zu übernehmen. Heimowski arbeitete im Anschluss an seine Ausbildung als staatlich anerkannter Erzieher für die Heilsarmee in Hamburg, übernahm danach die pädagogische Leitung eines Jugendheimes mit zwei Förderschulen und baute in Rückersdorf in Thüringen die erste christliche Suchthilfeeinrichtung für minderjährige Jugendliche auf. Er war darüber hinaus als Dozent für Sozial- und Wirtschaftsethik an der Berufsakademie Gera tätig.

Der Diplomtheologe hat in Hamburg, Basel, Leipzig und Halle Theologie studiert und ist seit 14 Jahren zu 50 Prozent als Gemeindereferent in der Funktion eines Pastors der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Gera tätig. Seit 2009 arbeitet er darüber hinaus als Referent für Menschenrechte und Öffentlichkeitsarbeit des Bundestagsabgeordneten Frank Heinrich (CDU) aus Chemnitz.

Als langjähriges Mitglied im Jugendarbeitskreis und des Konferenzausschusses der Bad Blankenburger Allianzkonferenz ist Uwe Heimowski die Arbeit der Deutschen Evangelischen Allianz vertraut. Zu seinen Ehrenämtern gehört auch die Mitgliedschaft im Vorstand des Christlichen Medienverbundes kep und das Stadtratsmandat in Gera. Heimowski ist verheiratet und hat mit seiner Ehefrau Christine fünf Kinder. Sein Dienst bei der DEA begann bereits am 1.10.2016.

Sich mit den Problemen dieser Welt befassen
In seiner Antrittsrede nahm Uwe Heimowski Bezug auf das Bibelwort in Jeremia, Kapitel 29: „Suchet der Stadt Bestes“. Der alttestamentliche Prophet empfahl den nach Babylon verschleppten Juden sich dort nicht nur durch den Bau von Häusern und der Gründung von Familien einzurichten, sondern sich auch um das Wohlergehen der Stadt zu bemühen. Denn, so Jeremia, wenn es der Stadt gut geht, werde es auch den Weggeführten gut gehen.

Heimowski: „Das, was wir selbst tun können, sollten wir nicht Gott in die Schuhe schieben. Wo wir mit unserem Wirken an Grenzen stoßen, können wir zu Gott für jene beten, denen wir nicht helfen können.“ Oft gebe es keine schnellen Lösungen. Dann gelte es, auch auf andere zu hören, was sie dazu sagen. Nützlich wäre zur Orientierung zudem ein Kompass. Für Christen sei das die Bibel, sodass sie auch die Frage stellten: „Was hätte Jesus in solch einem Fall getan?“ Doch Orientierung allein nutze wenig, wenn nicht entsprechend gehandelt werde. Es gelte sich nicht aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen, sondern sich mit den Problemen dieser Welt zu befassen. Der neue Politikbeauftragte schätze es sehr, in einem Land zu leben in dem Frieden und Freiheit herrsche. Er sei dankbar für den demokratischen Rechtsstaat in Deutschland. Er wolle in seiner Arbeit eine „große Breite“ suchen, sowohl thematisch wie auch im Kontakt mit den Kirchen und allen im Bundestag vertretenen Parteien.

Sein Vorgänger Wolfgang Baake bedauerte in seinem Grußwort, dass es in vielen Ländern keine Freiheit wie in Deutschland gebe. Er bat Heimowski deshalb sich besonders für die verfolgten Christen in aller Welt einzusetzen.

Nicht als Solist arbeiten
Der Theologische Referent beim Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin, Oberkirchenrat Joachim Ochel, erklärte, der Beitrag der Kirchen sei auch in der Politik gefragt. Dazu müssten sie „dicht am politischen Geschehen dran sein“ und einen „guten Kontakt zum Gegenüber“ pflegen. Er ermunterte Heimowski, dies „nicht als Solist“ zu tun, sondern die Interessen der Evangelischen Allianz einzubringen, zugleich aber auch das wahrzunehmen, was andere sagen.

In einem persönlich gehaltenen Grußwort erinnerte Peter Jörgensen, Beauftragter der Vereinigung Evangelischer Freikirchen am Sitz der Bundesregierung, an den Einsatz bedeutender Christen und christlicher Organisationen für Menschenrechte (Martin Luther King), gegen Sklaverei (William Wilberforce) und gegen die seelischen und sozialen Nöte von Menschen (die Heilsarmee). Christen müssten mitwirken am „Gemeinwohl und am Globalwohl“.

Christentum ist mehr als Ostereier und Christstollen
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Volker Kauder, ermutigte dazu, im Dialog mit den Parlamentariern die richtige „Mischung aus Fordern und Fördern zu finden“. Er versicherte: „Die Stimme der Christen wird auch im Bundestag gehört.“ Als ein Beispiel nannte er das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe, das auch ein Anliegen der Evangelischen Allianz sei. Selbst wenn manch ein Christ von bestimmten Entscheidungen enttäuscht sei, sollte er bedenken, dass es in der Politik Menschen gebe, die an Gott glauben und um den richtigen Weg ringen würden.

Volker Beck, religionspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, forderte dazu auf, den „hochaktuellen Auftrag“ dessen, „was das Christentum im Kern ausmacht“, zu leben. Das seien nicht „Ostereier und Christstollen“, sondern das „dreifache Liebesgebot Jesu“: zu Gott, zu sich selbst und zu anderen Menschen. Christen sollten sich nicht nur für verfolgte Christen, sondern auch für andere Minderheiten einsetzen. Er rief die Christen auf, gemeinsam mit den Politikern herauszufinden, was das Beste für unser Land sei.

Neben der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche sowie der DEA hat auch die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) einen Beauftragten am Sitz der Bundesregierung. Zur VEF gehören in Deutschland 14 Freikirchen mit zusammen fast 300.000 Mitgliedern. Peter Jörgensen ist seit 2007 dieser Beauftragte. Er arbeitet zugleich als Pastor in einer sozialdiakonisch und missionarisch orientierten Baptistenkirche in Berlin-Wedding.

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Viele Kinder in Moskau besuchen Schulfach „Grundkenntnisse der Orthodoxie"

Die Alternative zum Fach „Grundkenntnisse der Orthodoxie“ wäre das Fach „Grundkenntnisse der säkularen Ethik“. Die Pressestelle des russischen Erziehungsministeriums stellte ergänzend fest, dass in Moskau „Grundkenntnisse der Orthodoxie“ im Rahmen des föderationsweiten Faches „Religiöse Grundkenntnisse“ angeboten wird. Da in Moskau vor allem orthodoxe Christen leben, werde hier dieser Rahmen durch „Grundkenntnisse der Orthodoxie“ ausgefüllt. In anderen Föderationsgebieten, etwa in Daghestan, würden im Rahmen des Faches „Religiöse Grundkenntnisse“ Informationen über den Islam vermittelt. Marina Sacharowa hielt zugleich fest, dass in der Region Moskau auch muslimische Eltern ohne Bedenken eine Entscheidung für das Fach „Grundkenntnisse der Orthodoxie“ treffen könnten, da es dabei nicht um „einen religiösen, sondern um einen kulturellen Gegenstand“ gehe.

Aus den Formulierungen der regionalen Unterrichtsministerin wurde deutlich, dass das vor einigen Jahren in der Russischen Föderation eingeführte Fach „Religiöse Grundkenntnisse“ nicht mit einem konfessionellen Religionsunterricht – wie er etwa in Österreich, Deutschland oder Italien üblich ist – verwechselt werden darf. Es handelt sich um eine „Information über Religion“, die aber keinerlei Verkündigungscharakter hat. Zudem wird das Fach nicht überall in der Föderation in gleichem Maße angeboten.

Einführung des konfessionellen Religionsunterrichts gescheitert
Bestrebungen der Russisch-Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat), die Wiedereinführung eines konfessionellen Religionsunterrichts an den staatlichen Schulen wie vor dem Lenin-Dekret vom 20.1.1918 („Über die Trennung der Kirche vom Staat und der Kirche von der Schule“) zu erreichen, sind bisher am entschiedenen gemeinsamen Widerstand sowohl der Anhänger der sowjetischen Tradition als auch des westlich orientierten Neo-Säkularismus gescheitert.

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Christen wollen Befreiung von Mosul, aber keine Rache

Die Hoffnung der Christen sei es immer gewesen, dass es zu einer „Befreiung ohne Waffengewalt“ kommt, betonte der Bischof: „Wir möchten die sichere Befreiung der kleinen Städte und Dörfer der Ninive-Ebene, wo die Christen und ihre Vorfahren seit 2.000 Jahren zu Hause sind.“

Die IS-Terroristen hätten vieles zerstört, die Dörfer, die Kirchen, die Moscheen, die Kunstwerke. Aber die Schuld liege auch bei jenen, die den Terroristen „Waffen und Munition verkauft“ und ihnen auf dem Schwarzmarkt das illegal geförderte Erdöl abgenommen hätten. „Die Welt hat nur zugeschaut“, bedauerte Bischof Warduni: „Es hätte genügt, den Terroristen keine Waffen zu verkaufen, es hätte genügt, ihnen die Finanzquellen abzuschneiden“. Aber niemand habe sich gerührt und so sei der vorübergehende Sieg des Bösen möglich gewesen.

In der jetzigen Phase des Kampfes um Mosul und die Ninive-Ebene sei es wichtig, „dass nicht eine ethnische Gruppe über die andere triumphiert, dass es keine Racheakte gibt“, betonte der Bischof. Leider sei zu befürchten, dass es anders kommt, es fehle der humane Geist, der „wahrhaft religiöse Geist“. Wenn es so komme, wäre das eine „große Katastrophe“ für den Irak, „wie in Aleppo und anderswo“.

Die Rückkehr der Christen nach Mosul und in die Städte und Dörfer der Ninive-Ebene könne beim Prozess der nationalen Versöhnung hilfreich sein, so Bischof Warduni. Aber noch sei es zu früh, darüber zu spekulieren. Solange es Hass und Rache gebe, sei daran nicht zu denken.

Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Kirkuk, Yousif Thomas Mirkis, teilte mit, dass er für die Zivilbevölkerung von Mosul bete. Erzbischof Mirkis hat in den beiden letzten Jahren vielen Familien geholfen, die aus Mosul fliehen mussten. Bei der jetzigen Großoffensive der irakischen Armee, der kurdischen „Pesch Merga“ und verschiedener Milizen gebe es zwar ein eklatantes Übergewicht über die Einheiten der IS („Daesch“)-Terroristen. Aber es sei zu befürchten, dass die Terroristen bis zuletzt Widerstand leisten und möglicherweise Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde missbrauchen werden. Je länger die militärischen Operationen zur Zerschlagung der Terrortruppe dauern, umso mehr zivile Opfer werde es geben.

Erzbischof Mirkis betonte, dass zehntausende vertriebene Christen aus Mosul und der Ninive-Ebene vor zwei Jahren in der Erdölmetropole Kirkuk und in Suleimaniya Zuflucht gefunden haben. Mit Unterstützung vor allem aus Frankreich und Deutschland sei es möglich gewesen, allein in Kirkuk 800 Familien eine würdige Wohnmöglichkeit zu verschaffen und 550 Jugendlichen ein Weiterstudium an der Universität zu ermöglichen. Diese Sorge um die Jugend sei besonders wichtig, so der Erzbischof: „Denn beim Wiederaufbau des Irak müssen auch die Christen mithelfen“.

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Drittes Flugzeug ergänzt Flugdienst der Adventisten in Papua-Neuguinea

Das einmotorige Turbinenflugzeug der Pacific Aerospace Corporation PAC-750 XSTOL ist das dritte in der Flotte von zwei weiteren PAC-750 Flugzeugen des adventistischen Flugdienstes auf Papua-Neuguinea. Es wurde in einem viertägigen Transport von Jeff Downs, AAS-Geschäftsleiter, von Neuseeland nach Papua-Neuguinea überführt.

Die Steigfähigkeit des Flugzeugs sei im Hochland ausgesprochen wichtig, um nach dem Start die Bergkuppen überqueren zu können, schreibt Adventist Aviation Services (AAS). Gewisse Landeplätze hätten eine Steigung von bis zu 18 Prozent oder lägen an Bergkanten beziehungsweise in einem Talkessel, die nur einen Landeversuch zuließen. Beim Fliegen orientierten sich die Piloten an den Flüssen Fly und Sepik, die beide über 1000 Kilometer lang seien. Ohne Flugzeuge lägen isolierte Orte zwei Tage Fußmarsch von Hauptverkehrsstraßen entfernt.

Der adventistisch Flugdienst ist in Goroka/Papua-Neuguinea stationiert und spiele für die adventistische Kirche im Land eine zentrale Rolle, schreibt AAS. Die Adventisten betreiben 600 Kliniken, Schulen und Missionsstationen in Papua-Neuguinea. Die Piloten beförderten Kranke in Kliniken, sowie medizinisches Personal, Hilfswerksmitarbeiter, Mechaniker, Pastoren, Lehrpersonal und Baumaterial ins abgelegene und hüglige Hochland zu mehr als 500 Buschlandepisten. Der adventistische Flugdienst bietet auch Flüge gegen Bezahlung an, um damit den Flugdienst mitzufinanzieren.

Adventist Aviation Services (AAS) wurde 1964 gegründet und ist damit seit 52 Jahren in Papua-Neuguinea tätig. Es würden qualifizierte Mitarbeitende in verschiedensten Funktionen gesucht, schreibt AAS.

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Religiös motivierte Übergriffe in Asyleinrichtungen bundesweit

Es geht um Opferschutz
Es gehe den an der Erhebung beteiligten Organisationen „Open Doors“, „Aktion für verfolgte Christen und Notleidende“ (AVC), „Europäische Missionsgemeinschaft“ (EMG) und „Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland“ (ZOCD) nicht darum, alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen, betonte Markus Rode von „Open Doors“ bei einer Pressekonferenz am 17. Oktober in Berlin. Es gehe vielmehr um Opferschutz, denn ein Verschweigen sei keine Lösung. Zahlreiche Betroffene hätten bereits in ihren islamischen Herkunftsländern als religiöse Minderheiten massives Unrecht und Verfolgung erlitten. Das wäre für viele der Grund ihrer Flucht ins vermeintlich sichere Deutschland gewesen. Doch nun erlebten diese teilweise schwer traumatisierten Flüchtlinge hierzulande Ähnliches, ohne davor geschützt zu werden. Wer dieses Unrecht aus politischen oder anderen Beweggründen verharmlose, verschweige oder für eigene Zwecke missbrauche, ermutige die Täter in ihrem Tun und mache sich damit mitschuldig am Leid der Betroffenen.

Kulturelle und religiöse Prägung verändert sich nicht automatisch
Die Täter seien keineswegs Terroristen, stellte Rode fest, sondern gläubige Muslime. Im Bestreben, die eigene Kultur zu bewahren, würden gewohnte und geforderte Verhaltensweisen aus den Heimatländern gelebt. In den meist islamisch dominierten Herkunftsländern vieler Flüchtlinge und den dortigen Umgang mit religiösen Minderheiten offenbare sich allerdings ein Islamverständnis, das nicht vereinbar sei mit dem Konzept der Religionsfreiheit und Gleichbehandlung aller Menschen nach dem Grundgesetz. Dass darunter Andersgläubige leiden, sei für viele muslimische Flüchtlinge ein alltäglicher und selbstverständlicher Nebeneffekt. Christen würden für ihren Glauben als Menschen zweiter Klasse, als Unreine und Ungläubige diskriminiert und immer wieder auch tätlich angegriffen. Die im Koran verankerte Denkweise, dass Nichtmuslime als Ungläubige unrein wären, sei weit verbreitet. Eine derartig tiefgehende kulturelle und religiöse Prägung werde nicht automatisch mit dem Umzug in ein anderes kulturelles Umfeld abgelegt, sondern habe weiterhin maßgeblichen Einfluss auf die Denk- und Handlungsweise der betroffenen Flüchtlinge.

Die Täter sind meistens auch Flüchtlinge
Die meisten der befragten Flüchtlinge kommen laut Erhebung aus dem Iran (304), gefolgt von Syrien (263), Afghanistan (63) und dem Irak (35). 314 berichten von Todesdrohungen, 44 von sexuellen Übergriffen, 416 von Körperverletzung und 615 von anderen Bedrängnissen. Die Täter stammten zu über 90 Prozent aus dem Kreis
der Mitflüchtlinge, knapp ein Drittel der Teilnehmer an der Umfrage berichteten aber auch von Diskriminierung und/oder Gewalt vonseiten des meist muslimischen Wachpersonals. 51 Prozent sind laut Erhebung Konvertiten, das heißt Menschen, die ihren Glauben gewechselt haben. 29 Prozent von ihnen sind in Deutschland und
62 Prozent bereits in ihrem Heimatland zum christlichen Glauben übergetreten. 45 Prozent sind bereits in ihrer Heimat traditionelle Christen gewesen. Das zeige, so Rode, dass nicht nur Konvertiten von Übergriffen betroffen seien, sondern auch Christen, die seit Jahrhunderten in Vorderasien leben.

Verschiedene Stufen der Bedrängnis
Frank Seidler von der Europäischen Missionsgemeinschaft (EMG) wies darauf hin, dass es verschiedene Stufen der Bedrängnis von religiösen Minderheiten gebe. Das zeige sich nicht nur bei Christen, sondern auch bei den befragten Jesiden. Es beginne schon bei muslimischen Übersetzern, die sich weigerten gegenüber den Behörden deutlich zu machen, dass bei dem betreffenden Flüchtling als Religion Christentum einzutragen sei. Auch bei Gerichtsverfahren wäre es ratsam einen zusätzlichen und zuverlässigen Dolmetscher einzubeziehen. Beschimpfungen, Beleidigungen und allgemeine Drohungen durch Mitflüchtlinge und Sicherheitspersonal wären eine Steigerung, gefolgt von Warnungen die Gemeinschaftsküche in Asylunterkünften zu benutzen. Eskalieren würde die Situation bei körperlichen Angriffen und Todesdrohungen, die nicht nur gegen christliche Flüchtlinge gerichtet sind, sondern auch gegen deren Familienangehörige, die noch in den Heimatländern leben.

Auch Familienangehörige in der Heimat bedroht
Dass derartige Drohungen ernst zu nehmen seien, schilderte der afghanische Flüchtling Hamid (Name geändert) während der Pressekonferenz. Er habe erst in einem Flüchtlingslager in Griechenland gelebt und regelmäßig den Gottesdienst in einer Kirche besucht. Als dies muslimische Afghanen vom Volk der Paschtunen erfuhren, hätten sie ihn misshandelt und versucht zu töten. Deshalb sei er weiter nach Deutschland geflohen, da er sich dort Sicherheit erhoffte. Doch er wurde trotz seines Protestes in eine Asylunterkunft gebracht, die ausschließlich von Paschtunen bewohnt worden sei. Als er erneut Gottesdienste besuchte, wäre er zusammengeschlagen und mit dem Tod bedroht worden. Er habe dies den Wachleuten der Unterkunft und auch der Polizei gemeldet, jedoch ohne Erfolg. Die christliche Gemeinde, die ihn betreute, habe ihm daraufhin eine andere Unterkunft besorgt. Einer der Paschtunen hätte seine Mutter und seine Schwester ausfindig gemacht, die noch in Afghanistan leben. Sie seien daraufhin von der Polizei ins Gefängnis gebracht worden. Nur durch Bestechungsgeld wäre es möglich gewesen, dass seine Angehörigen frei kamen und jetzt an einem anderen Ort in Afghanistan leben würden.

Anzeigen zwecklos?
Paulus Kurt vom Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland (ZOCD) wies darauf hin, dass die Umfrage ergeben habe, dass nur in den seltesten Fällen die Betroffenen Übergriffe bei der Polizei zur Anzeige bringen (17 Prozent, 129 Personen). Beziehe man Anzeigen und Beschwerden bei den Heimverwaltungen mit ein, hätten nur 28 Prozent (213 Personen) Schutz durch die deutschen Behörden gesucht. 54 Prozent der Befragten (399) nannten Gründe für das Nichtanzeigen von Übergriffen. 48 Prozent von ihnen gaben Angst an – insbesondere die Angst vor Wiederholungstaten beziehungsweise vor einer Verschlimmerung der Situation (36 Prozent). Weitere Gründe waren die fehlende Möglichkeit einer zuverlässigen Kommunikation mit der Polizei beziehungsweise den Behörden aus sprachlichen Gründen (14 Prozent) sowie der Eindruck, dass eine Anzeige ohnehin zwecklos ist (14 Prozent).

Keine weiteren Integrationsexperimente
Markus Rode forderte, es dürfe keine weiteren „Integrationsexperimente“ auf dem Rücken christlicher Flüchtlinge und anderer religiöser Minderheiten in deutschen Asyl- und Erstaufnahmeeinrichtungen geben. Es gelte zügig Präventionsmaßnahmen zum Schutz religiöser Minderheiten während des gesamten Asyl- und Integrationsprozesses zu ergreifen. Dazu gehöre die Zusammenlegung von Minderheiten, sodass der Anteil der Christen sowie anderer religiöser Minderheiten im Verhältnis zu den Muslimen in etwa gleich sei. Getrennte Unterbringung von Christen sowie von anderen religiösen Minderheiten, die bereits Opfer von Verfolgung und Diskriminierung geworden sind. Adäquate Erhöhung des nicht-muslimischen Anteils innerhalb des Wachpersonals. Regelmäßige Schulungen und Sensibilisierung der Mitarbeiter und des Sicherheitspersonals in Flüchtlingsunterkünften hinsichtlich Ursachen religiöser Konflikte und des Schutzes religiöser Minderheiten sowie verpflichtende Erfassung der Religionszugehörigkeit bei religiös motivierten Konflikten. Bereitstellung von Vertrauenspersonen christlichen Glaubens, an die sich von Verfolgung betroffene Christen wenden könnten.

Es gibt auch positive Beispiele
Rode wies darauf hin, dass es inzwischen bereits positive Ansätze zum Unterbinden religiös motivierter Übergriffe gebe. In der in Berlin vorgestellten neuen Erhebung werden Beispiele aus Berlin, Stuttgart, Bad Homburg, Rotenburg a. d. Fulda, Schloss Holte-Stukenbrock/Kreis Gütersloh und Rottach-Egern genannt. Die Erhebung kann im Internet heruntergeladen werden unter:
https://www.opendoors.de/downloads/Berichte/Open_Doors_Erhebung_Mangelnder_Schutz_religioeser_Minderheiten_in_Deutschland_2016_10.pdf

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Zur Reformation gehört auch ihr linker Flügel

Reformationsjubiläum international
Fleischmann-Bisten wies darauf hin, dass am 31. Oktober die letzte Etappe der seit 2008 mit jährlich wechselnden Themen präsenten Reformationsdekade startet. 499 Jahre nach der Abfassung und rasanten Verbreitung von Martin Luthers 95 Thesen gegen kirchliche Missstände steht nun ein Jahr lang das Thema „500 Jahre Reformation“ im kirchlichen und gesellschaftlichen Mittelpunkt. Dabei gehe es jedoch weder um ein Lutherjubiläum noch um ein ausschließlich deutsches Datum. Auch in anderen europäischen Ländern und selbst in den USA sei eine Fülle von Veranstaltungen zur Reformation geplant.

Reformationsjubiläum auch Ärgernis
Auch die Katholiken sind in Deutschland ins Reformationsjubiläum mit einbezogen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), betonten in einem „gemeinsamen Wort zum Jahr 2017“: „2017 werden wir erstmals in der Geschichte der getrennten Kirchen die Erinnerung an den 500. Jahrestag der Reformation auch in ökumenischer Gemeinschaft feiern.“ Was aber nicht gesagt worden sei, so Fleischmann-Bisten, der am Konfessionskundlichen Institut Bensheim auch der Freikirchenreferent war: Weder die zur Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) gehörenden und in Deutschland kleinen Kirchen mit reformatorischen Wurzeln sind in diesen Versöhnungsprozess einbezogen worden noch die weitaus größere Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Für ihn ist das „ein ökumenisches Ärgernis, ein Skandalon“.

Auch Freikirchen sind Kinder der Reformation
Auch die evangelischen Freikirchen seien Kinder der Reformation, betonte Fleischmann-Bisten. Der Verein für Freikirchenforschung, dessen Bibliothek in Friedensau von der Hochschulbibliothek betreut wird, habe dies bereits 2010 durch zwei Symposien zur Wittenberger und der oberdeutsch-schweizerischen Reformation wissenschaftlich belegt. Auch die Friedensauer Hochschule habe sich während eines internationalen Kongresses von adventistischen Historikern und Theologen im Mai 2016 mit dem Thema „Auffassungen der Protestantischen Reformation bei den Siebenten-Tags-Adventisten“ befasst. Und die VEF betone: „Mit den Kirchen der Reformation verbindet uns die Gewissheit, dass der Mensch allein durch den Glauben Rettung erfährt. Dieses Heil ist unlösbar mit der Person Jesus Christus verbunden. Die Bibel ist für uns die alleinige Autorität und Richtschnur in allen Fragen des Glaubens und der Lehre, aber auch des Dienstes und des persönlichen Handelns.“ Daher wären die Freikirchen „legitime Erben der Reformation und eine eigenständige Ausprägung des evangelischen Christentums“.

Prägung der Adventisten durch Anliegen der Reformation
Dass auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten bis heute in besonderer Weise von Anliegen der Reformation geprägt sei, beleuchtete Walter Fleischmann-Bisten an den Themen Bildung und Schule sowie Religionsfreiheit. Aus der Grundüberzeugung des mündigen Christseins ergab sich ein Bildungsanspruch der Reformation: An jedem Ort sollte es Schulen geben, sodass in protestantischen Gebieten die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde. Das weltweite adventistische Schulangebot mit über 7.500 Bildungseinrichtungen stelle das „größte protestantische Bildungswerk“ dar. Philipp Melanchthon wie auch der hessische Landgraf Philipp, beides große Bildungsreformer ihrer Zeit, hätten eine solche Entwicklung sehr unterstützt.

Beim Thema Religionsfreiheit verwies Fleischmann-Bisten auf den „linken Flügel“ der Reformation. Er habe die reformatorische Unterscheidung zwischen Kirche und Staat trotz schwerer Verfolgung aufgegriffen und schließlich in der Neuen Welt vom Ende des 18. Jahrhunderts an durch Mennoniten, Baptisten und Quäker auch verfassungsmäßig umgesetzt. Auch die Adventisten würden sich hierbei engagieren, wie das seit 1982 bestehende und heute an der Friedensauer Hochschule verankerte „Institut für Religionsfreiheit“ zeige.

Nach Ende des Reformationsjubiläums keinen Schlussstrich ziehen
Der Reichtum freikirchlicher Theologie und Frömmigkeit wie ihres sozialen Engagements sollte auch die anderen evangelischen Kirchen wie alle Kirchen neugierig machen, sich auf gemeinsame Projekte und gegenseitige Lernprozesse einzulassen. Da die Reformation immer neue Reformprozesse auslösen wollte, die sich stets an der biblischen Botschaft, ihren Kernanliegen und Konsequenzen orientieren müssten, dürfe mit dem Datum 31.Oktober 2017 kein Schlussstrich gezogen, sondern nach neuen Wegen der ökumenischen Zusammenarbeit gesucht werden, betonte Dr. Walter Fleischmann-Bisten.

Bachelor- und Mastergrade verliehen
Insgesamt wurden 44 Studierende aus 14 Ländern in den Bereichen Theologie und Sozialwesen mit einem Bachelor (B.A.) oder Master (M.A.) graduiert. Dr. Stefan Höschele, Dekan des Fachbereichs Theologie, übergab Urkunden an sieben B.A. und drei M.A. in Theologie sowie an zwei Master of Theological Studies (M.T.S.). Letztere stammen aus Bulgarien und Haiti. Professor Dr. Thomas Spiegler, Dekan des Fachbereichs Christliches Sozialwesen, übergab Diplome an neun B.A. in Soziale Arbeit und zwei B.A. in Gesundheits- und Pflegewissenschaften. M.A. erhielten fünf Graduierte in Counseling (Beratung), eine in Musiktherapie, einer in Sozial- und Gesundheitsmanagement sowie 14 in International Social Sciences. Von den letztgenannten Absolventen stammt nur einer aus Deutschland, die anderen kommen aus Äthiopien, Bolivien, Brasilien, Indonesien, der Republik Moldau, Myanmar (Birma), Nepal, Peru, Puerto Rico und Tansania.

DAAD-Preis ging an Absolventin aus Myanmar
Professor Spiegler, verlieh den diesjährigen Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an Phyu Phyu Cho. Sie stammt aus Myanmar (Birma) und ist Absolventin des Masterstudiengangs International Social Scienes (Internationale Sozialwissenschaften) an der Theologischen Hochschule Friedensau. Sie erhält diesen mit 1.000 Euro dotieren Preis für besondere akademische Leistungen und ihr interkulturelles Engagement.

Weitere Preisverleihungen
Heike Fischer vom „Förderverein Freundeskreis Friedensau“ verlieh die Herbert Blomstedt Preise. Gestiftet werden diese Preise von dem schwedischen Dirigenten. Den Preis in Musik für hervorragende künstlerische Arbeit teilten sich Sarah Remke und Lukas Rottmann. Den Preis für hervorragende Leistungen im Studium der Theologie erhielt Sully Sanon aus Haiti, Absolvent des M.T.S.-Studienganges. Beide Preise sind mit je 500 Euro dotiert. Ebenfalls ein Preisgeld von 500 Euro erhielt Claudia Knorr, Absolventin des Bachelor Soziale Arbeit. Sieglinde Wilke überreichte ihr die Urkunde des Förderpreises für besondere Leistungen im Fachbereich Christliches Sozialwesen der Sparkasse Jerichower Land.

Konzert zum Studienjahresbeginn
Bereits am Vortag wurden in Friedensau in einem Gottesdienst 32 neue Studierende willkommen geheißen. Außerdem gab es am Abend das traditionelle Konzert zum Studienjahresbeginn der Theologischen Hochschule in der Kulturscheune in Friedensau. Eingeladen waren Judy Bailey und ihre Band. Bailey wurde in London geboren, ihre Vorfahren stammen von der Karibikinsel Barbados. Sie lebt in Deutschland, komponiert und interpretiert christliche Songs. Zudem engagiert sie sich für mehrere soziale Projekte.

Die 1899 gegründete Friedensauer Bildungsstätte ist seit 1990 eine staatlich anerkannte Theologische Hochschule. Zum Fachbereich Theologie gehören neun und zum Fachbereich Christliches Sozialwesen sieben wissenschaftliche Institute.

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Martin Luther – Reformator und Sprachschaffender

„Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten fühlt sich der Reformation eng verbunden“, schreibt der Rektor der Theologischen Hochschule Friedensau, Professor Dr. Roland E. Fischer, in seiner Einführung zum Schwerpunktthema. Auch die Hochschule sehe sich dem reformatorischen Erbe in Forschung und Lehre verpflichtet, nicht nur wegen der geografischen Nähe zu den Lutherstätten in Sachsen-Anhalt, sondern vor allem wegen der theologischen Nähe der Lehre der Adventisten zum reformatorischen Gedankengut. Für Adventisten blieben mindestens zwei Ansprüche der Reformation: Die Bibel als alleinige Grundlage für Glauben und Leben und das reformatorische Prinzip „ecclesia semper reformanda“, die Kirche ist immer (weiter) zu reformieren. Laut Fischer gehe die Bedeutung Martin Luthers über die als Reformator hinaus, weil er auch in anderen Bereichen bleibende Spuren hinterlassen habe. Andererseits sei die europäische Reformation breiter und vielfältiger als die Reformation in Deutschland durch Luther und seine Mitstreiter.

Luthers Einfluss auf die deutsche Sprache
Dr. phil. Thomas Domanyi, emeritierter Professor für Ethik und Sozialtheologie in Friedensau, beleuchtet in seinem Artikel das Wirken Luthers als Bibelübersetzer und seinen Einfluss auf die neuhochdeutsche Sprache. Mit Luther habe sich das Neuhochdeutsche als „gemeines Deutsch“ etabliert und die Sprachentwicklung bis heute bestimmt, so Domanyi. Der Reformator sei nicht der Erste gewesen, der die Bibel ins Deutsche übertrug, doch ihm wäre es gelungen, eine für jeden Deutschen verständliche Bibelübersetzung zu schaffen. „Um das zu erreichen, strebte Luther bei der Verdeutschung der Bibel nach natürlicher Einfachheit, wie sie ‚der Mutter im Hause, den Kindern auf den Gassen, dem gemeinen Mann auf dem Markt‘ eigen ist.“ Wo Luther bei seiner Bibelübersetzung keiner der vorhandenen Begriffe zu passen schien, habe er sich frei gefühlt, selbst ein neues Wort zu schaffen.

Getrennte Wege durch das Abendmahl
Wie es dazu kam, dass die im 16. Jahrhundert langsam zusammenwachsende protestantische Christenheit getrennte Wege ging, beschreibt Friedegard Föltz, Dozentin für Sozialpädagogik an der Theologischen Hochschule Friedensau, in ihrem Beitrag „Luther, Karlstadt und das Abendmahl“. Dr. Andreas Bodenstein von Karlstadt (1480?–1541) war Dekan der Theologischen Fakultät in Wittenberg, als er 1512 Martin Luther feierlich die Doktorwürde verlieh. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht ersichtlich, dass die Debatte über das Abendmahl dafür verantwortlich sein würde, dass zwei ehemals eng zusammenarbeitende Kollegen über dieser Auseinandersetzung zu erbitterten Gegnern wurden. Die Teilnehmer am Marburger Religionsgespräch 1529 konnten sich in 14 der 15 Artikel einigen, aber die entscheidende Frage um das Wesen und die Bedeutung des Abendmahls entzweite sie. Es dauerte fast 450 Jahre bis es 1973 durch die Leuenberger Konkordie bei diesem Thema eine Annäherung lutherischer, reformierter, unierter und vorreformatorischer Kirchen mit voller Abendmahlsgemeinschaft gab.

Adventisten und Reformation
Pastor Dennis Meier, Vorsteher der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, gibt einen Einblick in das internationale wissenschaftliche Symposium „Perceptions of the Protestant Reformation in Seventh-day Adventism“, das vom 9. bis 12.5.2016 in Friedensau in englischer Sprache stattfand. In drei Tagen wurden 18 Vorträge von adventistischen Historikern und Theologen aus den USA, Südamerika, den Philippinen und Europa präsentiert. Während der erste Teil des Symposiums die großen Reformatoren Luther, Calvin und Zwingli im Fokus hatte, widmete sich der zweite zunächst der Tradition der Täufer, dem sogenannten „linken Flügel“ der Reformation. Am letzten Studientag wurde der Einfluss der Reformation auf die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten anhand von zwei kontroversen Perioden in der adventistischen Geschichte untersucht.

Luther und der Handel
Überlegungen zum „Stichwort: Luther und der Handel“ präsentiert der frühere Friedensauer Kanzler und jetzige Leiter Controlling bei der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland, Roland Nickel. Der Reformator berichte beispielsweise in seiner Schrift „Vom Handel“ von Kaufleuten, die Monopole bilden wollten, um die Preise diktieren zu können. Folgender „Wahlspruch“ sei die Grundlage all ihrer Geschäfte: „Sie sagen: Ich kann meine Ware so teuer verkaufen, wie ich es vermag. Sie halten das für ihr Recht. Tatsächlich ist damit der Habsucht Raum gegeben.“ Um ihre Mitmenschen würden sie sich nicht kümmern. Luther bezeichne sie als „Diebe, Räuber und Wucherer“. Neben den Fragen von Monopol, Marktmacht und Preisbildung behandele Luther weitere Themen, wie Höhe der Zinsen, Kreditvergabe und Bürgschaften, Termingeschäfte und Leerverkäufe. Dabei stehe bei ihm immer der Mensch im Mittelpunkt, der Schwächere und der Ärmere in einer Handelsbeziehung, und nicht das Geschäft oder der Gewinn.

Ein adventistischer Bibelübersetzer und Ethnologe
Ein weiterer Artikel befasst sich mit dem adventistischen Missionar und Bibelübersetzer Ernst Kotz (1887-1944). Dr. Stefan Höschele, Dekan des Fachbereichs Theologie in Friedensau, schildert wie Kotz ab 1905 in den Pare-Bergen des heutigen Tansanias im Stammesgebiet der vom Christentum noch kaum berührten Wapare wirkte. Er erforschte das Chasu, auch Kipare genannt, die Sprache des Bantuvolkes, die bis dahin noch keinen schriftlichen Ausdruck gefunden hatte. 1909 veröffentlichte Ernst Kotz im Auftrag des Berliner Kolonialamtes die erste Grammatik dieser Sprache. 1913 war seine Übersetzung des Neuen Testamentes fertiggestellt. Sie wurde 1922 von der Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft in London gedruckt. Kotz interessierte sich als Ethnologe auch für das traditionelle Leben des Volkes und schrieb 1922 ein Buch über die Sitten und Gebräuche der Wapare in Ostafrika.

Die „Dialog“-Ausgabe ist im Internet zu finden unter:
http://www.thh-friedensau.de/downloads/20282/

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Adventistische Weltkirchenleitung beschließt Verfahren zur Schlichtung kirchlicher Angelegenheiten

Zweistufiges Vorgehen bei Zuwiderhandlung in kirchlichen Angelegenheiten
Das dem Exekutivausschuss der adventistischen Weltkirchenleitung am 11. Oktober zur Beschlussfassung vorgelegte dreiseitige Dokument „Einheit in der Mission: Verfahren zur Schlichtung kirchlicher Angelegenheiten“, sieht ein zweistufiges Vorgehen gegenüber Kirchenleitungen vor, die Beschlüsse der Weltkirche nicht einhalten. In einem ersten Schritt sollen während eines Jahres verschiedene Konsultationen unter Gebet auf unterschiedlichen Ebenen der Kirche geführt werden. Mittels eines Pastoralbriefs sollen diese Kirchenleitungen dringend gebeten werden, die Übereinstimmung mit den Beschlüssen der Weltkirche wiederherzustellen.

Sofern die Angelegenheit damit nicht geklärt werden kann und Glaubens-überzeugungen (Fundamental Beliefs) sowie Beschlüsse oder Richtlinien der Weltkirche betroffen sind, soll laut der nordamerikanischen Kirchenzeitschrift „Adventist Review“ die zweite Stufe eingeleitet werden. Die „verfahrensrechtlichen Schritte“ („procedural steps“) im Rahmen der zweiten Phase sollen durch die Weltkirchenleitung (General Conference Administrative Committee) erarbeitet und dem Exekutivausschuss bei seiner Sitzung im Jahr 2017 zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden.

Zusammenhang mit Frauenordinationsfrage verneint
Michael Ryan, Assistent des Präsidenten der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz), der an der Erarbeitung des „Einheits“-Dokuments beteiligt war, hat laut „Adventist Review“ in der Einführung zu den mehr als zweistündigen Beratungen im Plenum einen Zusammenhang des Dokuments mit der Frage der Frauenordination zum Pastorendienst zurückgewiesen. „Bei diesem Dokument geht es nicht um Frauenordination, [obwohl] sie sicher eine der Bewährungsproben darstellen wird“, sagte Ryan. Es gehe vielmehr darum, sicherzustellen, dass alle Kirchenleitungen die Beschlüsse der Weltkirche befolgten.

Am 8.7.2015 hatten es die rund 2.300 Delegierten der adventistischen Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) in San Antonio, Texas/USA, als oberstes Gremium der Freikirche mit rund 40 zu 60 Prozent abgelehnt, den weltweit dreizehn teilkontinentalen Kirchenleitungen (Divisionen) die Erlaubnis zu erteilen, adventistische Pastorinnen in ihrem Verwaltungsgebiet zum Pastorendienst zu ordinieren. Dennoch sind im Gebiet einiger weniger überregionaler Kirchenleitungen (Unionen/Verbände) ordinierte Pastorinnen tätig. Frauen können laut den Richtlinien der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) nach ihrem Theologiestudium in der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten zwar als Pastorin „gesegnet” werden und damit fast alle Amtshandlungen, wie Taufe, Abendmahl, Trauung und Beerdigung, vornehmen; doch ordiniert werden nur männliche Geistliche. Damit ist Pastorinnen grundsätzlich auch das Amt des Präsidenten („Vorsteher“) einer regionalen oder überregionalen Freikirchenleitung verwehrt, das eine Ordination erfordert.

Kontroverse Diskussionsbeiträge
Die fast dreistündige Diskussion wurde von rund 1.200 Zuschauern online mitverfolgt. In den meisten der 50 Diskussionsbeiträge, die auf zwei Minuten Redezeit begrenzt waren, wurden vorwiegend von Delegierten aus westlich geprägten Staaten Bedenken zum vorgelegten Papier geäußert. Es wurde die kurze Frist bemängelt, mit der das Dokument eingebracht wurde und mehr Bedenk- sowie Beratungszeit gewünscht. Einige sorgten sich um die Bandbreite möglicher Themenbereiche, die betroffen sein könnten. Andere sahen im Dokument einen inhaltlichen Zusammenhang mit den Beschlüssen der Weltsynode zur Frauenordination oder befürchteten, dass es eher spaltend als einigend wirken werde. Delegierte aus Lateinamerika, Afrika und Asien, wo die meisten Adventisten leben, beteiligten sich kaum an der Diskussion.

Jiří Moskala, Dekan der adventistischen Andrews University, Berrien Springs, Michigan/USA, äußerte sein Unbehagen, dass im Dokument Glaubensüberzeugungen auf die gleiche Ebene wie Beschlüsse und Richtlinien der Kirche gestellt werden. Er forderte zusätzliche theologische Studien über das Verhältnis von zentralen Glaubensüberzeugungen und kirchlichen Beschlüssen.

Thomas Muller, Kirchenleiter in Dänemark, kritisierte ebenso das Vermischen der beiden Ebenen und forderte die Delegierten auf, das vorliegende Papier abzulehnen. Dabei stellte er klar: „Keiner von uns will rebellisch sein!“

Reidar Kvinge, Kirchenleiter in Norwegen, nahm die Aussage von Thomas Muller auf und ergänzte, dass Gewissensanliegen wichtiger seien. Die Kirchenleitung in Norwegen habe die Weltkirchenleitung während mehr als einem Jahr um Hilfe in der Frauenordinationsfrage gebeten, diese aber nicht wie gewünscht erhalten. „Wir haben der Generalkonferenz eine Lösung angeboten, aber keine Antwort erhalten“, so Kvinge.

In den wenigen Diskussionsbeiträgen, die das Dokument unterstützten, wurde hervorgehoben, dass es bei dem Papier nicht um die Frage der Frauenordination gehe, sondern ausschließlich darum, dass Kirchenleitungen in Übereinstimmung mit den Beschlüssen der Weltkirche sein müssten.

Beschluss der Weltsynode zur Frauenordination − zuwiderhandelnde Kirchenleitungen
Nach dem Beschluss der Weltsynode 2015 (Generalkonferenz-Vollversammlung) haben folgende überregionale Kirchenleitungen (Unionen/Verbände) diesen Beschluss kritisiert und ihre abweichende Sichtweise dargestellt, aber ohne diesbezüglich abweichende Beschlüsse zu fassen: Frankreich/Belgien, Italien, Tschechien/Slowakei.

Die Kirchenleitungen in Norwegen und Schweden haben alternative Beschlüsse gefasst und werden keine Pastoren mehr ordinieren. Dänemark wird nur noch die Bezeichnung „Pastor/Pastorin“ verwenden ohne weiter bezüglich „gesegnet“ oder „ordiniert“ zu unterscheiden.

In Deutschland gibt es im Bereich des Süddeutschen Verbands (SDV) keine veränderte Beschlusslage, sodass die bisherige Praxis weitergeführt wird und ausschließlich Männer als Pastoren für den weltweiten Dienst ordiniert werden. Die überregionale Kirchenleitung in Nord- und Ostdeutschland, der Norddeutsche Verband (NDV), hat in einer Stellungnahme zur Ordination von Frauen zum Dienst als Pastorin beschlossen, dass die bisherige Form der Segnung von Pastorinnen im Norddeutschen Verband in gleicher Weise auch den männlichen Kollegen zugesprochen werde. „Ordination“ wird im NDV nicht wie bisher als weltweit gültige Einsegnung verstanden, sondern als „Beauftragung“ und sei künftig auf das Gebiet der beiden deutschen Kirchenleitungen des Nord- und Süddeutschen Verbands beschränkt. Zukünftig im NDV durchgeführte Beauftragungen könnten demnach in der Kirche der Adventisten keine weltweite Geltung mehr beanspruchen.

Die Kirchenleitung in den Niederlanden ließ verlauten, dass sie weiterhin zu ihrem gefassten Beschluss stehe, sowohl Männer als auch Frauen zum Pastorendienst zu ordinieren.

In den USA haben neun Theologieprofessoren der renommierten adventistischen Andrews-Universität in Berrien Springs, Michigan, die auch ordinierte Pastoren waren, als Reaktion auf den ablehnenden Beschluss der Weltsynode ihre Ordinationsurkunden zurückgegeben. Im Gebiet der überregionalen Kirchenleitungen der Columbia Union Conference (CUC) im Osten und der Pacific Union Conference (PUC) im Westen der USA wurden bereits vor der Generalkonferenz-Vollversammlung von 2015 Frauen als Pastorinnen ordiniert. Diese Ordinationen wurden bisher nicht zurückgenommen.

Dokument „Eine Studie zu Kirchenführung und Einheit“
Basis des Dokuments „Einheit in der Mission: Verfahren zur Schlichtung kirchlicher Angelegenheiten“ und des darin vorgeschlagenen zweistufigen Interventions-verfahrens gegenüber Kirchenleitungen, die nicht mit Beschlüssen oder Richtlinien der Weltkirche übereinstimmen, ist die am 25. September vom Sekretariat der Weltkirchenleitung veröffentlichte „Studie zu Kirchenführung und Einheit“ / „A Study of Church Governance and Unity“ (Version vom 25. September 2016):
https://de.scribd.com/document/325748427/A-Study-of-Church-Governance-and-Unity

Stellungnahme der Theologischen Fakultät der Andrews University
In einer ersten Stellungnahme haben am 30. September laut der Zeitschrift „Spectrum“ der Vereinigung adventistischer Foren Mitglieder der Fakultät des Theologischen Seminars der adventistischen Andrews Universität, Berrien Springs, Michigan/USA, die Weltkirchenleitung aufgefordert, in einen umfassenderen Dialog bezüglich der 50-seitigen „Einheits“-Studie, die am 25. September publiziert wurde, einzutreten. Die Theologen kritisieren darin die im Dokument dargestellte Sicht des Wesens und der Autorität der Kirche. Ähnliche Stellungnahmen gaben auch Mitglieder der Theologischen Fakultät der Walla Walla University, College Place, Washington/USA, und der School of Religion der Loma Linda University, Loma Linda, Kalifornien/USA, ab:
http://spectrummagazine.org/article/2016/10/03/andrews-seminary-general-conference-further-discussion-unity-document-needed

Adventistische Kirchenleitung in Norwegen kritisiert Studie
Am 4. Oktober hat die adventistische Kirchenleitung in Norwegen auf die 50-seitige „Studie zu Kirchenführung und Einheit“ reagiert. Das Dokument enthalte eine Reihe von Schwachstellen und könne damit über der Frage der Gleichheit von Frauen im Pastorendienst zur Spaltung der Kirche beitragen. Der Versuch, überregionale Kirchenleitungen (Unionen/Verbände) zu Übereinstimmung mit den Richtlinien der Weltkirchenleitung zu zwingen, könne unkontrollierbare und unvorhersehbare Entwicklungen auslösen. Es gebe eine vereinfachende Grundannahme in der Studie, so die adventistische Kirchenleitung in Norwegen, wonach Einheit ausschließlich dadurch zu erreichen sei, dass abweichende Kirchenleitungen auf die Linie der Weltkirchenleitung einschwenkten.

Überregionale Kirchenleitungen (Unionen/Verbände), die Frauen ordiniert oder Ordinationen für Männer und Frauen gleichermaßen ausgesetzt hätten, handelten aus der Überzeugung, dass die Bibel dazu auffordere, Frauen und Männer gleich zu behandeln. Diese Entscheidungen basierten demnach nicht auf Richtlinien, sondern auf ethischen und geistlichen Überlegungen.

Die Stellungnahme der adventistischen Kirchenleitung in Norwegen im Internet:
http://www.adventist.no/Media/Adventist/Images/2016/September-2016/A-response-to-A-Study-of-Church-Governance-and-Unity

Das offizielle Dokument, das am 11. Oktober den 315 Delegierten der Jahressitzung des Exekutivausschusses der adventistischen Weltkirchenleitung (General Conference Executive Committee) zur Beschlussfassung vorgelegt wurde, UNITY IN MISSION: PROCEDURES IN CHURCH RECONCILIATION, kann bei
http://www.adventistreview.org/assets/public/news/2016-10/114G_Unity_in_Mission–Procedures_in_Church_Reconciliation-2.pdf heruntergeladen werden.

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Währungsschwankungen und starker US-Dollar beeinflussen Budget und strategische Planung der adventistischen Weltkirche

Die adventistische Weltkirchenleitung habe aufgrund von Wechselkursverlusten weniger Geld zur Verfügung, so Prestol-Puesán. Die Währungen von Australien, Brasilien, Kanada, Mexico, Südafrika, Südkorea, Großbritannien sowie der Euro haben gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren. Es verginge noch einige Zeit, bis das Niveau des Arbeitskapitals der Kirche wieder auf dem Stand von vor 2015 sei, als die Schwäche dieser Währungen einsetzte. „Wir tun das Beste, um mit den vorhandenen Geldern auszukommen ohne die Notbremse zu ziehen“, so Prestol-Puesán. Das Budget für 2017 sei ausgeglichen. „Wir erwarten, dass der US-Dollar nicht mehr als zwei oder drei Jahre stark bleiben wird. Sollte sich diese Erwartung als falsch herausstellen, müssen erhebliche Änderungen am Budget vorgenommen werden“, so der Finanzvorstand.

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Adventisten thematisieren Mitgliederverlust

Die Mitgliederzahl der evangelischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten stieg weltweit von 11,7 Millionen Mitgliedern im Jahr 2000 auf 19,5 Millionen im Sommer 2016 an. In der gleichen Zeit habe aber fast jedes zweite neugetaufte Mitglied die Kirche wieder verlassen. „Die 49-prozentige Verlustrate ist alarmierend“, hielt der Exekutivsekretär fest. Nach der Taufe würden neue Mitglieder oft ihrem Schicksal überlassen, sagte Ng. Es gehe nicht nur darum, Menschen zu taufen, sondern sie auch in der Kirche zu halten. Dies bleibe aber unvollständig, wenn die neugetauften Mitglieder nicht auch integriert und gefördert würden. Er schlug dazu einen sieben Punkte umfassenden Plan vor.

Unterschiedliche Weltgegenden – unterschiedliche Wachstums- und Verlustraten
Aus dem vorliegenden statistischen Zahlenmaterial ist ersichtlich, dass in Europa das Mitgliederwachstum der Adventisten – wenn überhaupt – moderat verläuft, andererseits aber auch weniger hohe Verlustraten zu verzeichnen sind. Die Mitgliederbindung in Europa ist höher als im Weltfeld.

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Jahressitzung der Adventisten betont zentrale Rolle von Bildung

Eröffnungsansprache des Präsidenten
Unter dem Motto „Stand for the Right“ (Steh für das Rechte ein) hat Pastor Ted Wilson, Weltkirchenleiter der Siebenten-Tags-Adventisten, am Abend des 5. Oktober die nachfolgende zweitägige LEAD-Konferenz in Silver Spring, Maryland/USA, eröffnet. Er lobte die positiven Entwicklungen im weltweiten adventistischen Bildungssystem, wies aber auch auf Probleme hin, wie Einflüsse der Säkularisierung auf Bildungsinhalte oder die Tendenz adventistische Bildungsinstitutionen zu verselbständigen und von der Kirche abzukoppeln. Wilson ließ allen Tagungsteilnehmern eine neue Ausgabe des Buches „Education“ (Erziehung) von der Kirchenmitbegründerin Ellen G. White (1827-1915) verteilen, die mit ihren Ratschlägen das adventistische Bildungssystem maßgeblich mitgeprägt hat.

29. Glaubenspunkt zum Wert der Bildung
Ella Simmons, eine der sechs allgemeinen Vizepräsidenten der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) kündigte einen Antrag an, wonach zu den 28 bestehenden Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten noch ein 29. Glaubenspunkt zum Thema Bildung vorgestellt werden soll. Damit könne die zentrale Rolle der Bildung für die evangelistischen Bemühungen der Kirche bewusst gemacht werden, so Simmons.

Laut Lisa Beardsley-Hardy, Abteilungsleiterin für Bildung und Erziehung der Weltkirchenleitung, werde der Text der vorzuschlagenden 29. Glaubensüberzeugung bei der Jahressitzung des Exekutivausschusses im Jahr 2017 vorgelegt. Dieser werde dann von verschiedenen Ebenen der Kirche begutachtet, bevor die Beschlussversion den Delegierten der nächsten Weltsynode 2020 (Generalkonferenz-Vollversammlung) zur Abstimmung vorgelegt werden könne.

Alternative Lernmethoden für das 21. Jahrhundert
Adventisten begrüßten neue Lernstrategien für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. „Mit dem Status quo schaffen wir es nicht im 21. Jahrhundert durchzudringen“, sagte Larry Blackmer, Vizepräsident der Nordamerikanischen Kirchenleitung (NAD), um klar zu machen, dass es bezüglich Bildung verschiedene Zugänge brauche.

MOOC-Online-Kurse (Massively Open Online Courses)
Mehr als 60 offene Gruppen-Online-Kurse (MOOC) wurden entwickelt, die kostenlos angeboten werden. Die adventistische Kirche hat mit der „Adventist Learning Community“ ein MOOC-Zentrum, welches Kurse für Pastoren, Lehrpersonen, Administratoren sowie für Kirchenmitglieder und Interessierte am adventistischen Glauben anbietet (https://www.adventistlearningcommunity.com/).

Heimunterricht
Alayne Thorpe, Dekanin der Fakultät für Fernunterricht und internationale Partnerschaften an der adventistischen Andrews Universität, Berrien Springs, Michigan/USA, thematisierte das Homeschooling-Modell (Heimunterricht). Es würden in Nordamerika rund 100.000 Schüler adventistischer Familien im Homeschooling-Modell zu Hause unterrichtet. Deren Zahl nehme international stark zu, so Thorpe.

Urban Learning
Vizepräsidentin Ella Simmons betonte die Herausforderung von adventistischen Bildungsangeboten in Großstädten. 54 Prozent der Weltbevölkerung lebe in Großstädten und die Zahl steige. Adventistische Bildung sei ein Weg, die Bevölkerung in Großstädten zu erreichen.

Waldenser-Modell
Pastor Leif Hongisto, Präsident der adventistischen Middle East University (MEU) in Beirut/Libanon berichtete vom „Waldenser-Studentenmodell“. Die Waldenser, Mitglieder einer protestantischen Kirche, die gegen Ende des 12. Jahrhunderts von Petrus Waldus gegründet und durch die Inquisition verfolgt wurde, haben unauffällig in verschiedenen Dörfern und Städten als Handwerker oder Reisende gelebt und „unter der Hand“ das Evangelium verbreitet. In ähnlicher Weise würden sich adventistische Studenten an Universitäten in Nordafrika oder des Mittleren Ostens einschreiben, Kultur und Sprache kennenlernen und unter ihren Kommilitonen ihr Adventistsein leben.

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Haiti: ADRA Netzwerk leistet Nothilfe

Ausbruch einer Cholera Epidemie befürchtet
In Haiti habe es schon vor dem Hurrikan „Matthew“ viele Cholerafälle gegeben, sagte Jason Brooks, Spezialist bei ADRA International für Trinkwasser, sanitäre Anlagen und Hygiene. Die hochansteckenden Cholerabakterien würden mit den Überschwemmungen weit verbreitet und erhöhten das Risiko einer Infektion zusätzlich. Von Januar bis Juli hätten die Cholerafälle laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Haiti um 22 Prozent zugenommen. Da Cholera durch gute Hygienemaßnahmen und Zugang zu Trinkwasser eingedämmt werden könne, so Brooks, werde ADRA den Kommunen Trinkwasser sowie Wasseraufbereitungsanlagen und den Haushalten Wasserfilter zur Verfügung stellen. Gleichzeitig würden auch Hinweise zu Gesundheits- und Hygienemaßnahmen gegeben.

ADRA Deutschland, ADRA Österreich und ADRA Schweiz rufen zu Spenden auf
Die ADRA-Hilfswerke in Deutschland, Österreich und der Schweiz rufen zu Spenden auf. ADRA Österreich hat als erste Maßnahme 10.000 Euro für die Soforthilfe des ADRA Netzwerks zugesichert. Weitere Informationen unter: www.adra.de / www.adra.at / www.adra.ch

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Neues Schuljahr auf der „Marienhöhe“ wieder mit Gesundheitstagen und Sponsorenlauf

Erneute Steigerung der Schülerzahl
Erneut konnte die „Marienhöhe“ zu Beginn des neuen Schuljahrs ihre Gesamt-Schülerzahl im Vergleich zum Vorjahr steigern. Die Mittelstufe wurde um vier Schulklassen erweitert und acht neue Lehrkräfte eingestellt. Von den 756 Schülerinnen und Schülern besuchen 509 das Gymnasium, 187 die Real- und 60 die Grundschule. 47 Schüler wohnen im hauseigenen Internat. Fast drei Viertel der Internatsschüler stammen aus adventistischem Elternhaus oder sind selbst Mitglieder der Freikirche. Bezogen auf die Gesamtschülerzahl beträgt der Anteil der Adventisten zwölf Prozent. Von den 68 Lehrkräften sind 37 Adventisten, die 6 Internatspädagogen gehören jedoch alle der Freikirche an.

Marienhöher Gesundheitstage und Sponsorenlauf
Im Rahmen der „Marienhöher Gesundheitstage“ gab es auch dieses Jahr wieder die Aktion „Laufen für einen guten Zweck“. Alle Läufer mussten sich einen oder mehrere Sponsoren suchen, die sich bereit erklärten, jede Geländerunde von ca. 800 Metern Länge mit einem bestimmten Betrag zu honorieren. Nach Angaben der Schulverwaltung kamen dieses Jahr dabei etwa 5.000 Runden von insgesamt 645 Läuferinnen und Läufern zusammen.

Die zugesagten Spenden von 28.400 Euro stellen ebenfalls eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr (27.300 Euro) dar. Das Geld geht zu jeweils einem Drittel an das Projekt ‚Du musst kämpfen‘ von Jonathan Heimes (http://www.dumusstkaempfen.de), an ein Projekt der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA in Vietnam (http://www.adra.de/im-fokus/detailansicht/news/wie-erneuerbare-energien-leben-in-vietnam-veraendern), sowie an das bewährte Marienhöher Kambodscha-Projekt, bei dem es um den Aufbau einer Schule geht (http://marienhoehe.de/internate/highlights/entwicklungshilfe-in-kambodscha.html).

Schulzentrum Marienhöhe
Das 1925 eröffnete „Seminar Marienhöhe“ hat seit 1950 ein staatlich anerkanntes Gymnasium. 1994 folgte die Realschule und 2010 die Grundschule. Das Schulzentrum Marienhöhe ist als „Gesundheitsfördernde Schule“ zertifiziert. Weitere Informationen: www.marienhoehe.de

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Alt-katholische Synode befasst sich mit Themenkomplex „Frieden“

Einmütig beschloss das Kirchenparlament den Beitritt des Bistums zum Bündnis „Aktion Aufschrei – stoppt den Waffenhandel“. Informationen zu dem Aktionsbündnis sind im Internet unter www.aufschrei-waffenhandel.de zu finden. Nach einer intensiven Diskussion wurde vereinbart, dass sich die nächste Synode im Oktober 2018 einen ganzen Tag lang mit dem Thema „Frieden“ auseinandersetzen wird, um nach Antworten im „Licht des Evangeliums“ zu suchen. Laut alt-katholischem Bischof Dr. Matthias Ring gehe es auch darum, das Fehlen des Gesprächs in seiner Kirche über aktuelle gesellschaftliche, soziale und politische Fragen zu überwinden und klare Positionen zu beziehen. In gut alt-katholischer Tradition sollen nicht „unfehlbare Meinungsäußerungen“ formuliert werden, sondern bestimmte Positionen für eine bestimmte Zeit, also keine letztgültigen Positionen der gesamten Kirche, so Ring.

Gegenseitige Anerkennung von Firmung und Konfirmation
Die Synode beschloss auch die gegenseitige Anerkennung von Firmung und Konfirmation. Bereits im letzten November hatte die Synode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) dieser gegenseitigen Anerkennung zugestimmt. Im Text der Vereinbarung heißt es: „Lutheraner und Alt-Katholiken sehen in der Firmung/Konfirmation ein persönliches Bekenntnis der Getauften, eine lebensgeschichtlich bedeutsame Segenshandlung und eine Aktualisierung des gesamten Taufgeschehens als einer lebenslang gegenwärtigen Wirklichkeit.“ Mit dieser Vereinbarung ist es auch möglich, dass Alt-Katholiken und Lutheraner gegenseitig das Patenamt bei einer Taufe übernehmen können.

Die alt-katholische Kirche entstand aus dem Protest gegen die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit während des Ersten Vatikanischen Konzils 1869/70. Schon früh nach Gründung der Alt-Katholiken wurden intensive ökumenische Dialoge geführt und die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester, das Zölibat, aufgehoben. Das geistliche Amt steht auch Frauen offen. Weitere Informationen unter www.alt-katholisch.de.

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Ein halbes Jahr nach Zyklon „Winston“ auf Fidschi

Mehr Menschen geholfen als geplant
Anna Krikun (Weiterstadt bei Darmstadt), Koordinatorin für die Region Südostasien und Pazifik bei ADRA Deutschland, war vor kurzem auf Fidschi und informierte über die Arbeit des Hilfswerkes. ADRA habe mit 6.675 Haushalten doppelt so viele Menschen erreicht als ursprünglich geplant. Sie hätten Materialien für die Ausbesserung ihrer Häuser, Saatgut und Lebensmittel erhalten. Auch Hygieneartikel seien verteilt und Hygieneschulungen durchgeführt worden, da die Wasserversorgung stark eingeschränkt gewesen wäre.

Gute Ernten sichern Ernährung
Mit dem Verteilten von Saatgut für Gemüse und Knollenfrüchte könnten die Menschen ihre Felder und Gärten bestellen. Einige Gemüsesorten, wie etwa Chinakohl, würden sehr schnell reif, sodass laut Anna Krikun bereits zum zweiten Mal geerntet werden konnte. Andere Gemüsesorten wie Auberginen, Kürbisse, Karotten und Zucchini, wüchsen ebenfalls ertragreich. Mit diesen Ernten könnten die Betroffenen die Zeit bis zur nächsten Maniok-Ernte, dem Hauptnahrungsmittel des Inselstaates, überbrücken. Die Erträge wären so gut, dass manche Haushalte ihre Überschüsse verkaufen und sich dadurch ein kleines Einkommen erwirtschaften könnten. Weitere Einkünfte erzielten die Inselbewohner aus den zahlreichen Kokosnusspalmen sowie dem Fischfang. Zwei Monate nach dem Zyklon hätten sich die Fischbestände wieder normalisiert.

Umweltprojekte wieder aufgenommen
Der Wirbelsturm habe zwar ADRA-Projekte zum Schutz der Umwelt auf Fidschi verzögert, doch sie seien inzwischen wieder aufgenommen worden. So würden 250 Solaranlagen aufgebaut, mit denen die Energieversorgung von 250 Haushalten auf ökologische und effiziente Weise verbessert werden soll. Daneben würden energieeffiziente Öfen eingeführt. Diese hätten eine geringere Rauchentwicklung und wären sparsamer beim Brennstoffverbrauch. Dadurch würden die Gesundheit der Frauen beim Kochen weniger belastet und die Waldbestände geschont. Aus jedem Dorf erhielten fünf Personen (insgesamt 75) eine Schulung zum Bau der Öfen und sie sollen ihr Wissen anschließend an die Bewohner ihrer Heimatdörfer weitergeben. Mit ihren neuen Kenntnissen könnten sich die Ausgebildeten selbständig machen. Schulungen darüber, wie man ein Kleinunternehmen erfolgreich führe und Rücklagen bilde, erhielten sie zusätzlich.

Um die Fischbestände und die Küstenregionen zu schützen, würden umweltschonende Fischfangmethoden bekannt gemacht. Langfristig könnten alle diese verschiedenen Maßnahmen dazu beitragen, die Gesundheit der Menschen sowie ihre Einkommenssituation zu verbessern und die Umwelt zu schützen, betonte Anna Krikun.

Die Maßnahmen werden von der Generaldirektion Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz der Europäischen Kommission (ECHO) sowie dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziell unterstützt.

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EAK: Keine militärische Trendwende

Geld fehlt zur Beseitigung der Ursachen von Krieg und Flucht
In ihrem Schreiben an die Verteidigungsministerin, das von der Mitgliederversammlung in Mainz beschlossen wurde, kritisiert die EAK die festgelegte Vorgabe im neuen „Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr“, dass Deutschland der NATO-Forderung nachkommen wolle, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für den Verteidigungshaushalt auszugeben. Das wären laut EAK dann 55 Milliarden Euro, also 21 Milliarden Euro mehr als im derzeitigen Haushalt. „Damit werden eindeutige Fakten gesetzt, wie Deutschland seine Sicherheitspolitik aufstellen will. Diese Mittel werden fehlen, um die wirklichen Ursachen von Krieg und Flucht zu beseitigen: Armut, Klimawandel, Ungerechtigkeit“, heißt es in dem Schreiben.

Der evangelische Friedensverband weist Ursula von der Leyen darauf hin, dass auf der anderen Seite die seit Jahrzehnten bestehende Selbstverpflichtung Deutschlands, 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen, bis heute nicht erfüllt werde. „Friedenspolitik in Form von Konfliktvermittlung und Stärkung der Zivilgesellschaft im In- und Ausland wird nicht ansatzweise in einem vergleichbaren Volumen ausgebaut“, mahnt die EAK. Die inhaltlich gut aufgestellten vielfältigen Möglichkeiten ziviler Konfliktbearbeitung blieben damit finanziell weiterhin unterversorgt.

Vorrang von Zivil vor Militär
„Diese Form der Sicherheitspolitik durch militärische Aufrüstung ist unvereinbar mit dem im Weißbuch formulierten Vorrang für Prävention und nichtmilitärisches Handeln“, kritisierte der EAK-Bundesvorsitzende Dr. Christoph Münchow. Daher fordere die EAK, von diesen Plänen einer militärischen Trendwende Abstand zu nehmen und zivilen Möglichkeiten die Priorität zu geben. Darum lehne der evangelische Friedensverband eine Erweiterung der Bundeswehr, eine Erhöhung der Militärausgaben, einen Einsatz der Bundeswehr im Innern und eine neue militärische Führungsrolle Deutschlands in Europa ab, heißt es in dem Schreiben.

Vielmehr sei eine Trendwende hin zu einer zivilen Friedenspolitik nötig. Dazu gehöre nach Auffassung der EAK, der weiteren Aufrüstung Einhalt zu gebieten, die atomare Aufrüstung auch in Deutschland zu beenden und sich im Namen einer globalen Verantwortung vorbildlich für ein Umdenken zu ziviler gewaltfreier Konfliktbearbeitung einzusetzen. „Wenn es eine Trendwende in der deutschen Sicherheits- und Außenpolitik geben soll, dann kann sie nur eine Trendwende hin zum Vorrang von Zivil vor Militär sein“, betonte EAK-Geschäftsführer Wolfgang Burggraf.

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