Christliche Migrationsgemeinden „erobern“ die Schweiz

St. Gallen/Schweiz | APD

Laut der Studie „Kirchen in Bewegung“ des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts SPI (St. Gallen), einem Forschungsinstitut, das von der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz getragen wird, bestehen in der Eidgenossenschaft über 600 christliche Migrationsgemeinden. Evangelikale aus Nigeria oder Sri Lanka, Katholiken aus Italien, Orthodoxe aus Eritrea lebten und beteten in Migrationsgemeinden nach ihrer Tradition und teilten Alltagserfahrungen, heißt es in einer SPI-Medienmitteilung. Migrationsgemeinden leisteten Integrationsarbeit, evangelisierten aber auch die Schweiz.

Gemeinden von Migranten und Migrantinnen böten ihren Mitgliedern in der Fremde eine Heimat und seien gleichzeitig wichtige Netzwerke. Sie würden durch die Unterstützung in Lebensfragen, wie Wohnungs- oder Arbeitssuche sowie bei medizinischen Problemen, zur Integration in die Schweiz beitragen. Migrationsgemeinden seien Rettungsinseln für Menschen, die in der Schweiz oft nur wenige Beziehungen und Kontakte hätten.

Gründungsboom von Migrationsgemeinden
Die SPI-Studie bietet Einblicke in 370 christliche Migrationsgemeinden verschiedener Konfessionen und gibt Auskunft über Mitglieder, Strukturen und Konfessionen sowie zu Kirche und Gesellschaft in der Schweiz. Mehr als 100 der untersuchten Gemeinden seien seit der Jahrtausendwende gegründet worden. Das wäre ein „Gründungsboom“, so das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut und laufe der Tendenz der Schließung oder Fusion von Kirchgemeinden oder Pfarreien in der Schweiz zuwider.

Große Unterschiede zwischen Migrationsgemeinden
Die Studie habe große Unterschiede zwischen den Gemeinden aufgezeigt. „Konfessionen, Sprachen, Nationalitäten usw. sind bunt gemischt.“ Die Mehrzahl der Migrationsgemeinden seien evangelischen Glaubens, hätten aber wenige Mitglieder. Die größten Migrationsgemeinden wären eher römisch-katholisch und umfassten mehrere Tausend Mitglieder.

Laut Studie gibt es in organisatorischer und finanzieller Hinsicht ebenfalls große Unterschiede. Katholische Migrantinnen und Migranten profitierten von den Strukturen der katholischen Kirche. Evangelische Gemeinden funktionierten in der Regel wie Freikirchen, seien als Vereine organisiert und lebten häufig von Spenden ihrer Mitglieder. Ihre Pastoren arbeiteten oft unentgeltlich und in ihrer Freizeit.

Kritischer Blick auf die Schweizer Kirchen
„Prägnant ist die kritische Sicht vieler Migrationsgemeinden auf die Kirchen in der Schweiz“, heißt es in der SPI-Studie. Als Vorbilder taugten die dortigen Großkirchen „offenbar kaum“. Sie erschienen „zu angepasst und kaum lebendig“.

Migrationsgemeinden evangelisieren
Viele katholische und evangelische Migrationsgemeinden wiesen darauf hin, dass sie zur Evangelisierung der Schweiz beitragen würden. Dieses missionarische Selbstbewusstsein fordere die einheimischen Kirchen heraus. Damit würden alle Kirchen in der Schweiz durch die Migration in Bewegung geraten.

Migrationsgemeinden der Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz
Die Schweizer Union der evangelischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten besteht laut Kommunikationsabteilungsleiter Pastor Herbert Bodenmann aus zwei Kirchenleitungen: Eine in der Deutschschweiz und eine zweite für die französisch- sowie italienischsprachige Schweiz.

In der „Fédération des Eglises Adventistes du Septième Jour de la Suisse romande et du Tessin“ gibt es in folgenden Städten neben der dort üblichen Sprache noch folgende Migrationsgemeinden beziehungsweise Gruppen: In Genf bestehen je eine spanisch-, eine portugiesisch- sowie eine englischsprachige Gemeinde. In Lausanne versammeln sich je eine Gruppe spanisch- beziehungsweise portugiesisch sprechender Adventisten. In Neuenburg haben sich diese beiden Sprachgruppen in einer Gemeinde zusammengefunden. In Bellinzona gibt es nur eine portugiesische Gruppe von Adventisten.

Links zu adventistischen Kirchgemeinden in der Romandie und im Tessin: http://www.adventiste.ch/trouver-une-eglise

In der „Deutschschweizerischen Vereinigung“ der Freikirche versammeln sich in Zürich portugiesisch sprechende Adventisten in einer Gemeinde in Zürich-Oerlikon. In einem Gebäude der Heilsarmee Zürich City feiern Adventisten aus Angola am Samstag (Sabbat) den Gottesdienst und eine große Gruppe spanischsprechender Adventisten trifft sich jeweils am Samstagnachmittag zum Gottesdienst im Gebäude der Adventgemeinde Zürich I. In Basel und Bern versammelt sich eine große portugiesisch- und spanischsprachige Gruppe parallel zum Gottesdienst der deutschsprachigen Adventisten im Untergeschoss der Kirche. In großen Adventgemeinden werden die Bibelgesprächskreise im ersten Teil des Gottesdienstes in unterschiedlichen Sprachgruppen angeboten. Während der Predigt wird in verschiedenen Adventgemeinden für Fremdsprachige eine Simultanübersetzung per Kopfhörer ermöglicht.

Links zu adventistischen Kirchgemeinden in der Deutschschweiz:
http://www.stanet.ch/dsv/small//gemeinden/gemeinden.php

Mehr Informationen zur Studie „Kirchen in Bewegung“:
https://shop.spi-sg.ch/index.php/produkt/kirchen-in-bewegung/

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