Johannes Naether weiterhin Präsident des Norddeutschen Verbandes der Siebenten-Tags-Adventisten

Darmstadt | APD

Pastor Johannes Naether (56) ist in seinem Amt als Präsident des Norddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten mit Sitz in Hannover bestätigt worden. Die vom 30. April bis 1. Mai in Darmstadt tagenden 206 Abgeordneten der vier regionalen Freikirchenleitungen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen, Hansa (Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern) sowie Berlin-Mitteldeutschland (Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) wählten ihn mit 172 Ja- und 24 Nein-Stimmen für weitere fünf Jahre. Zum Norddeutschen Verband gehören 19.404 erwachsen getaufte Mitglieder in 337 Kirchengemeinden. Naether leitet den Norddeutschen Verband seit 2012.

Die Botschaft vom Kreuz neu dolmetschen
Der erneut gewählte Präsident dankte den Abgeordneten für ihr Vertrauen. Er sei vor fünf Jahren mit der Betonung der Wichtigkeit von Gebet und Gemeinschaft, Fürbitte und Begleitung als Kennzeichen der Freikirche angetreten. Obwohl diese auf Verbandsebene viel mit Verwaltung zu tun habe, gelte es den Blick zu schärfen auf deren sozial-diakonischen und missionarisch-evangelistischen Auftrag, um sie dafür als Organisation effizient zu gestalten und zu lenken. Im Mittelpunkt der Arbeit stünden die Person Jesus Christus und das Wort des Evangeliums als Gute Nachricht. „In diesem Sinne dürfen wir den Mut haben, unser Verhältnis zu Lehre und Tradition unserer Kirche liebevoll neu auszurichten, eine neue Tuchfühlung zuzulassen, die uns noch sensibler die Möglichkeiten ausloten lässt, wie wir in unsere Gesellschaft hineinwirken können“, so Naether. Er sei davon überzeugt, „dass wir ‚die Botschaft vom Kreuz‘ als das ‚Zeichen der Zeit‘ schlechthin, in unsere Zeit neu dolmetschen müssen“.

Pastor Friedbert Hartmann (58) wurde in seinem Amt als Vizepräsident des Norddeutschen Verbandes für weitere fünf Jahre mit 174 Ja- und 22 Nein-Stimmen bestätigt; ebenso Finanzvorstand Dieter Neef (56) mit 188 Ja- und sechs Nein-Stimmen. Neef ist auch Finanzvorstand des Süddeutschen Verbandes der Adventisten in Ostfildern bei Stuttgart. Wiedergewählt wurden als Abteilungsleiter Angelika Pfaller (Frauen), Pastor Bernhard Bleil (Missionarischer Gemeindeaufbau) und Pastor Bert Seefeldt (Jugend/Pfadfinder/Kinder). Angelika Pfaller und Bernhard Bleil üben ihr Amt auch für den Süddeutschen Verband aus, Bert Seefeldt arbeitet eng mit dem Jugendabteilungsleiter des Süddeutschen Verbandes, Pastor Ruben Grieco, zusammen. Gewählt wurde außerdem der aus 31 Personen bestehende Verbandsausschuss als oberstes Gremium zwischen den alle fünf Jahre stattfindenden Abgeordnetenversammlungen.

Engere Zusammenarbeit zwischen Nord- und Süddeutschem Verband
Die Siebenten-Tags-Adventisten gehören zu einer weltweit organisierten Kirche. Deren örtliche Adventgemeinden in einem oder mehreren Bundesländern sind zu einer regionalen Freikirchenleitung zusammengeschlossen, „Vereinigungen“ genannt. Mehrere Vereinigungen bilden als überregionale Kirchenleitung einen „Verband“. Die Verbände unterstehen global der „Generalkonferenz“ als weltweite Kirchenleitung. Die Generalkonferenz unterhält als Abteilungen („Divisionen“) insgesamt 13 teilkontinentale Kirchenleitungen. Für die deutschen Adventisten ist die Intereuropäische Division mit Sitz in Bern/Schweiz zuständig. Ursprünglich gab es in Deutschland den Ostdeutschen, Westdeutschen und Süddeutschen Verband. Schon Mitte der 1980er Jahre habe es erste Empfehlungen gegeben den West- und Süddeutschen Verband, und nach der Wiedervereinigung Deutschlands auch den Ostdeutschen Verband, zu einem Verband zusammenzulegen, erinnerte Johannes Naether in seinem Rechenschaftsbericht. Doch 1992 hätten sich lediglich der Ost- und Westdeutsche Verband zum Norddeutschen Verband zusammengeschlossen.

Zwar gebe es immer noch den Nord- und Süddeutschen Verband, doch käme es inzwischen zu einer verstärkten bundesweiten Zusammenarbeit aller Abteilungen und Verwaltungsebenen. Neben einer deutschlandweiten gemeinsamen Finanzverwaltung für die Freikirche existierten schon seit längerem bundesweite Einrichtungen, wie das Religionspädagogische Institut (RPI), das Institut für Weiterbildung (IfW), der Deutsche Verein für Gesundheitspflege (DVG), das Advent-Wohlfahrtswerk, die Presse- und Informationsstelle, das Referat für zwischenkirchliche Beziehungen, die Zentralstelle für Weltanschauungsfragen und das Referat Kriegsdienstverweigerung. Seit 2014 gebe es nur noch ein Zentrallager in Deutschland für den Materialbedarf der Ortsgemeinden. 2016 sei für beide Verbände ein gemeinsamer Finanzvorstand gewählt worden.

Die Abgeordneten des Norddeutschen Verbandes sprachen sich mit 180 Ja- und zwölf Nein-Stimmen dafür aus, dass die beiden deutschen Verbände mittelfristig fusionieren. Der Präsident der Intereuropäischen Division, Pastor Mario Brito (Bern/Schweiz), äußerte, dass auch die teilkontinentale Freikirchenleitung eine Fusion für wünschenswert halte und gern dazu Hilfestellung geben werde. Doch das Zusammengehen der beiden deutschen Verbände sei mit einer Ehe vergleichbar. Zwischen beiden Partnern müsse ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis herrschen, sodass sie die „Heirat“ auch wollen.

Weniger Mitglieder, mehr Finanzen
Vizepräsident Friedbert Hartmann teilte mit, dass 2012 der Mitgliederstand im Norddeutschen Verband 19.715 getaufte Adventisten betragen habe. Ende 2016 wären es 19.404 gewesen, sodass von einer „Rückwärtsentwicklung“ gesprochen werden müsse. Auch die Zahl der örtlichen Adventgemeinden habe sich in dieser Zeit von 343 auf 337 verringert.

Finanzvorstand Dieter Neef informierte, dass die Spenden der Adventisten im Norddeutschen Verband für den Unterhalt ihrer Freikirche von 24,3 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 25,14 Millionen Euro im Jahr 2016 gestiegen seien. Im Durchschnitt habe jedes Mitglied im letzten Jahr 1.295 Euro gespendet. Die Abgeordneten entlasteten den Präsidenten, den Vizepräsidenten und den Finanzvorstand als Vorstandsmitglieder mit 189 Ja- und drei Nein-Stimmen für ihre in den letzten fünf Jahren geleistete Arbeit.

Gleichstellung von Pastoren und Pastorinnen
Die Abgeordnetenversammlung des Norddeutschen Verbandes hatte bereits 2012 mit großer Mehrheit (160 Ja- und 47 Nein-Stimmen) beschlossen, Männer und Frauen in der Ordination zum Predigtamt gleichzustellen, erinnerte Johannes Naether. Das sei eine bemerkenswerte Entscheidung gewesen, da sie sich gegen die weltweit gültigen Richtlinien der Freikirche stelle. Der Süddeutsche Verband hatte keinen derartigen Beschluss gefasst.

Im Juni 2015 stimmte die Generalkonferenz-Vollversammlung (Weltsynode) in San Antonio/USA als oberstes Organ der Adventisten erneut mehrheitlich gegen einen Antrag, die Entscheidung zur Ordination von Frauen den einzelnen Divisionen zu überlassen. Sie sprach sich damit, wie schon 1990 und 1995, gegen die Ordination von Frauen als Pastorinnen aus.

Adventistische Frauen können nach der Entscheidung der Weltsynode in San Antonio zwar weiterhin nach ihrem mehrjährigen Theologiestudium in der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten als Pastorinnen „gesegnet“ und damit beauftragt werden, Amtshandlungen, wie Taufe, Abendmahl, Trauung und Beerdigung, vorzunehmen; doch ist diese Vollmacht örtlich begrenzt. Während die Ordination von Pastoren innerhalb der Freikirche weltweit Gültigkeit hat, dürfen gesegnete Pastorinnen nur in den Gebieten wirken, die zu einer Kirchenleitung gehören, welche die Segnung auch praktiziert. Ordiniert zum weltweiten Dienst werden lediglich männliche Geistliche. Nur sie dürfen in das kirchenleitende Amt eines Präsidenten einer Vereinigung oder eines Verbandes berufen werden, da hierfür die Ordination notwendig ist.

In einer Stellungnahme vom Juni 2016 zur Entscheidung der Weltsynode in San Antonio beschloss der Ausschuss des Norddeutschen Verbandes künftig auch Männer nicht mehr als Pastoren zu ordinieren, sondern sie wie die Frauen ohne Unterschied zu segnen. Nur bei der Wahl des Präsidenten des Norddeutschen Verbandes soll eine Ordination erfolgen, ungeachtet, ob es sich um einen Mann oder um eine Frau handelt. Nur so könne eine Gleichstellung von Pastorinnen und Pastoren in die Praxis umgesetzt werden, gab Naether zu bedenken.

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