Adventistischer Weltkirchenleiter bei Reformationsjubiläum in Moskau

Zweite Reihe von links: Pastor Michael Kaminskiy, adventistischer Kirchenleiter in 

Russland, daneben Pastor Ted Wilson, adventistischer Weltkirchenleiter

Adventistischer Weltkirchenleiter bei Reformationsjubiläum in Moskau

Moskau/Russland | APD

Am 31. Oktober fand in Moskau im Paschkow-Haus, einem Kultur- und Ausstellungszentrum der russischen Staatsbibliothek gegenüber dem Borowizki-Tor des Kremls, ein feierlicher Empfang zum 500. Reformationsjubiläum statt. An der Festveranstaltung nahmen rund 200 Vertreter der russischen Regierung, des Parlaments, verschiedener Behörden, Mitglieder des diplomatischen Korps sowie kirchliche Amtsträger teil, darunter auch der Präsident der adventistischen Weltkirchenleitung, Pastor Ted Wilson. Die Feier wurde von einem Organisationskomitee unter Leitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland vorbereitet, berichteten die ökumenische Nachrichtenagentur Blagovest-Info sowie Adventist News Network (ANN).

Adventisten dankbar für die Grundlagen der Reformation
In seiner kurzen Ansprache betonte Ted Wilson, dass die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten dankbar für die Grundlagen der Reformation sei. Er nannte insbesondere die Prinzipien allein die Bibel als Glaubensgrundlage, Erlösung allein durch den Glauben an Jesus, Christus der alleiniger Mittler zwischen Gott und den Menschen, ewiges Leben allein durch Jesu Gnade und nur Gott allein gebühre die Ehre, berichtete ANN. Wilson habe auch der russischen Regierung für den Schutz der Religionsfreiheit in einem Teil der Welt gedankt, in dem es für Protestanten nicht immer einfach sei, das Evangelium weiterzuverbreiten.

Grüße von Vladimir Putin
Wilson sei laut ANN einer von 15 Rednern gewesen, darunter auch Sergei Kirijenko, stellvertretenden Leiter der Präsidialverwaltung, der Grüße von Präsident Vladimir Putin überbrachte. Die Reformation habe „einen beachtlichen Einfluss auf die Entwicklung der Weltkultur, Wissenschaft und Bildung gehabt. Sie hat die wirtschaftliche und rechtliche Struktur von Staaten und Gesellschaften radikal verändert“, so Putin. Kirijenko versicherte, dass „die Regierung der Russischen Föderation die Protestanten als integralen Bestandteil der traditionellen Religionsgemeinschaften versteht“, und vor allem ihre Qualitäten zu schätzen wisse, wie „Fleiß, Patriotismus und moralisches Verhalten“, teilte Blagovest-Info mit.

Der Zar als Oberhaupt der evangelischen Kirche
Dietrich Brauer, Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, erinnerte laut Blagovest-Info daran, dass Luther mit seinen 95 Thesen Missbräuche in der Kirche kritisiert habe, aber keine neue Kirche gründen, sondern die bestehende reformieren wollte. Er hob hervor, dass es bereits im 16. Jahrhundert erste Lutheraner in Moskau gegeben habe. Vor der Oktoberrevolution hätten sich Millionen von russischen Bürgern zum evangelischen Glauben bekannt, die meisten von ihnen mit deutschen Wurzeln. Das Oberhaupt der evangelischen Kirche sei damals der Zar gewesen. Freiherr Rüdiger von Fritsch, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Russland, hob in seiner Rede die Bedeutung der Reformation für die deutsche und die Weltkultur hervor.

Metropolit Volokolamsky Ilarion, Vorsitzender der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen (DECR) des Moskauer Patriarchats, gratulierte den Protestanten im Namen des Patriarchen Kyrill I., dem Vorsteher der Russischen Orthodoxen Kirche. Ilarion hob den Einfluss des protestantischen Erbes auf die Entwicklung der Theologie in Russland hervor.

Der Erzbischof Celestino Migliore, Apostolischer Nuntius in der Russischen Föderation, sprach laut Blagovest-Info über die Einheit der Christen. Er sei stolz, dass Papst Franziskus an Feierlichkeiten anlässlich des Jahrestages der Reformation teilgenommen habe. Der Vatikan-Diplomat betonte zwei Hauptthemen der protestantischen Theologie, die wichtig seien, dass sie von Christen anderer Konfessionen verstanden würden: die Religionsfreiheit und die Fokussierung auf das Wort Gottes.

Laut Blagovest-Info sprachen weitere Vertreter des Staates sowie christlicher Kirchen, unter anderem von der Armenischen Apostolischen Kirche, der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten sowie von den Pfingstgemeinden.

Die Feier wurde musikalisch umrahmt vom staatlichen Akademischen Chor der Moskauer Region, dem Chor der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten und dem Kammerorchester „Instrumental Capella“, die Werke von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski sowie Stücke aus dem Oratorium „Matthäus-Passion“ vortrugen.

Organisationskomitee
Mit der Vorbereitung der Veranstaltung zum Reformationsjubiläum in Moskau wurde laut dem Informationsportal der Russlanddeutschen RusDeutsch ein Organisations-komitee beauftragt. Ihm hätten unter anderem die Leiter folgender evangelischer Konfessionen angehört: der Evangelisch-Lutherischen Kirche Russlands, der Russischen Union der Christen evangelischen Glaubens (Pfingstgemeinde), der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, der Russischen Kirche der Christen evangelischen Glaubens sowie der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Außerdem nahmen eine Gruppe der Russischen Orthodoxen Kirche und der römisch-katholischen Kirche am Organisationskomitee sowie Angehörige der Präsidialverwaltung der russischen Regierung, der Moskauer Stadtverwaltung und des Internationalen Verbands der deutschen Kultur (IVDK) an den Vorbereitungen teil.

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