Adventistischer Festgottesdienst in der Dresdner Kreuzkirche

Gottesdienst der Siebenten-Tags-Adventisten in der Kreuzkirche Dresden

© Foto: Holger Teubert/APD

Adventistischer Festgottesdienst in der Dresdner Kreuzkirche

Dresden | APD

Etwa 2.800 Siebenten-Tags-Adventisten kamen am 16. Juni nach Dresden zu einem zweistündigen Festgottesdienst, der um 10.30 Uhr begann, in die evangelisch-lutherische Kreuzkirche. Es war der erste große gemeinsame Gottesdienst nach der Fusion der fünf adventistischen Landeskörperschaften Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Jahr 2007 zur Berlin-Mitteldeutschen Vereinigung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Um 17 Uhr gestaltete die Freikirche die gut einstündige Vesper in der Kreuzkirche musikalisch mit ihrem Landes- und Motettenchor sowie einem Kammerorchester. Den Abschluss bildete ein Lobpreis- Abend, zu dem Jugendliche und Junggebliebene eingeladen waren.

Lutherische Gastfreundschaft
Der Präsident der Berlin-Mitteldeutschen Vereinigung, Pastor Gunnar Scholz, dankte dem Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kreuzkirchengemeinde, Holger Milkau, für die Überlassung ihres Gotteshauses für den Festgottesdienst der Adventisten. Dies sei „ein wohlwollendes Zeichen christlicher Verbundenheit und Gastfreundschaft“. In seinem Grußwort betonte Pfarrer Milkau, es gehe bei dem Gotteshaus nicht um „mein oder dein“, sondern um die Verbundenheit zweier unterschiedlicher Konfessionen durch das Kreuz Jesu Christi. Das zeige auch das Motto des adventistischen Gottesdienstes „Unterm Kreuz aufgerichtet leben“. „Deshalb ist die Kreuzkirche an diesem Tag ihre Kirche zur Feier des Gottesdienstes“, so Milkau.

Zuerst die Kinder
Der erste Teil des Gottesdienstes war den Kindern gewidmet. Einige Hundert versammelten sich mit bunten Tüchern im Altarraum der Kirche und wurden von „Fribo“ begrüßt, ein Holzwurm, der normalerweise auf einen Dachboden bei Dominik wohnt. Fribo ist sonst in der Kindersendung des adventistischen Hope Channel TV zu sehen. Er ließ sich von Dominik erklären, warum so viele Menschen in die Kreuzkirche kamen und welche Bedeutung das Kreuz Jesu hat. Nach Lied und Gebet verließen die Kinder die Kirche, um zu ihren eigenen Gottesdiensten im naheliegenden Neuen Rathaus zu gehen.

Predigttext-Inszenierung
Die Predigt im Gottesdienst hielt Pastor Dennis Meier, Präsident der Hansa-Vereinigung der Siebenten-Tags-Adventisten. Die Vereinigung umfasst als Freikirchenleitung die Adventisten in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Der Inhalt seines Predigttextes aus Lukas 13,10-17 wurde zuvor von einer Schauspielgruppe inszeniert. Der Bibeltext berichtet von Jesus, der am Sabbat in eine Synagoge ging, dort eine kranke, verkrümmte Frau sah und sie heilte. Daraufhin protestierte der Synagogenvorsteher und meinte, dass es nicht nötig gewesen sei die Frau am Sabbat zu heilen. Dafür stünden in der Woche sechs Arbeitstage zur Verfügung. Doch Jesus stellte fest, dass die Frau schon 18 Jahre krank war. Wer sich am Sabbat um seine Tiere kümmert und sie zur Tränke führt, so Jesus, der hat keinen Grund eine so lange leidende Frau am Sabbat nicht von ihrer Krankheit zu erlösen, damit sie sich aufrichten kann. „Und alles Volk freute sich“, heißt es nach Jesu Klarstellung im Bibelwort.

Mauern niederreißen, menschliche Kälte überwinden
„Aufgerichtet unter dem Kreuz leben“, so das Gottesdienstthema, bedeute laut Meier nach dem dargestellten Bibeltext: Jesus reißt Mauern ein, er überwindet menschliche Kälte und er gründet eine neue Gemeinschaft. Für Christen bedeute dies „die Mauern einreißen, die wir Menschen in den Weg legen auf ihrem Weg mit Gott“. Menschliche Kälte verkleide sich nicht nur im Kostüm frommer Religiosität. Sie habe viele Outfits in ihrer Garderobe. „Sie kommt daher in der zünftigen Tracht des Nationalismus, im Gruselkostüm des Terrorismus, im feinen Zwirn der Instrumentalisierung des Menschen in marktwirtschaftlichen Zielgruppen, im Blaumann zum Abbau des Sozialstaats, im Strampler der Kinderarmut und im Freizeitanzug des Rassismus.“ Wo dagegen menschliche Wärme einziehe, da freue man sich. Deshalb gelte es unnötige Mauern einzureißen, Menschen aufbauen, die Leidenden sehen und aufrichten, mit Gott und seinen Wundern rechnen sowie befreit zu leben.

Der Gottesdienst endete mit einem Fürbittengebet um ein aufgerichtetes Leben, um Gerechtigkeit in der Welt, für die ältere Generation sowie für die jüngere Generation. Er wurde musikalisch gestaltet durch Orgel, Bläser, Chöre, Gemeindegesang und eine Band.

Workshops
Nach einem Mittagsimbiss wurden am Nachmittag Workshops angeboten. Im Festsaal des Neuen Rathauses hielt Dr. Joachim Klose, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung Sachsen, das Impulsreferat „Brennpunkt Rechtspopulismus – Erneuerung oder Gefährdung der christlichen Werte?“ mit anschließender Aussprache. Im Plenarsaal des Rathauses befasste sich Dr. Bernhard Oestreich, Professor für Neues Testament an der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg, mit dem Thema „Was richtest du deinen Bruder? – Unterm Kreuz in Verschiedenheit zueinander finden“. Es ging dabei um eine Bibelarbeit zu Kapitel 14 und 15 des Römerbriefes des Apostel Paulus. Eine Ideenwerkstatt mit Pastor Gunnar Scholz, Präsident der Adventisten in Berlin-Mitteldeutschland, und seinem Abteilungsleiter für Gemeindeaufbau, Pastor Marc Gunnar Dillner, zum Thema „Adventistische Gemeinden im 21. Jahrhundert“ gab es im Großen Saal des Hygienemuseums. Dabei wurden Fragen besprochen, wie „Wer sind wir und was wollen wir?“, „Welche Gaben und Möglichkeiten stehen uns zur Verfügung?“ und „Wie können adventistische Gemeinden zu ‚heilsamen Orten‘ werden?“.

Im Erdgeschoss des Neuen Rathauses stellten adventistische Institutionen ihre Arbeit vor. Vertreten waren die Abteilung Frauen der Berlin-Mitteldeutschen Vereinigung, die Theologische Hochschule Friedensau, die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA, das Medienzentrum „Stimme der Hoffnung“ mit dem Hope Channel Fernsehen und Radio, der Advent-Verlag Lüneburg und das Religionspädagogische Institut (RPI), welches zeitgemäßes Material für den Kindergottesdienst, den Religionsunterricht und das Bibelgespräch im Gottesdienst erstellt.

Für die Kinder gab es am Nachmittag im Hygienemuseum ein Kinderfest mit einem spannenden und abwechslungsreichen Programm.

Musikalischer Vespergottesdienst
Seit 1371 findet an jedem Sonnabend in Dresden die Vesper mit einer musikalischen Ausgestaltung statt. Diese übernahmen am 16. Juni um 17 Uhr in der Kreuzkirche die Adventisten mit dem Berlin-Mitteldeutschen Landeschor, dem Mitteldeutschen Motettenchor und einem Kammerorchester Zum Kirchenjahr passend wurde die Kantate für Soli, Chor und Orchester „Ich hatte viel Bekümmernis“ von Johann Sebastian Bach (BWV 21) aufgeführt. Außerdem das Konzert für Favorit-Chor, zwei Capell-Chöre und Basso continuo „Lobe den Herrn, meine Seele“ von Heinrich Schütz. Die Leitung hatte Wilfried Scheel (Erfurt), Landeskirchenmusiker der Berlin-Mitteldeutschen Vereinigung der Adventisten. Es wirkten mit Friederike Beykirch (Sopran), Stephan Scherpe (Tenor) und Daniel Blumenschein (Bass). Der Organist der Kreuzkirche, Holger Gehring, spielte das „Praeludium und Fuge über B-A-C-H“ für Orgel von Franz Liszt.

Holger Milkau, Pfarrer der Kreuzkirche, freute sich über die fast 2.000 Besucher der Vesper. So viele würden sonst nur an Weihnachten in die Kreuzkirche kommen. Am liturgischen Teil der Vesper wirkte auch Pastor Gunnar Scholz mit.

Der Berlin-Mitteldeutsche Landeschor ist ein überregionaler Laien-Projektchor mit Sängerinnen und Sängern aus fünf Bundesländern. Der Mitteldeutsche Motettenchor besteht als überregionaler Auswahlchor aus etwa 35 Sängerinnen und Sängern, überwiegend Laien. Das Kammerorchester, das sich speziell für die Vesper zusammenfand, ist ein Projektchor. Die Mitwirkenden, überwiegend professionelle Musiker, kommen zum Teil aus verschiedenen mitteldeutschen Orchestern.

Die Kreuzkirche
Die Dresdner Kreuzkirche ist die evangelisch-lutherische Hauptkirche der Stadt und mit 3.500 Sitzplätzen der größte Kirchenbau in Sachsen. Die äußere Gestalt der Kirche, durch Brände und Kriege mehrfach zerstört, existiert seit 1792. Infolge der Bombardierung Dresdens am 13. und 14. Februar 1945 brannte die Kirche weitgehend aus, blieb in der Grundsubstanz jedoch erhalten. Die Schlichtheit des Raumes war beim Wiederaufbau Anfang der 1950er Jahre ursprünglich als Provisorium gedacht. Nach und nach setzte sich aber die Überzeugung durch, dass dieses Aussehen der Kirche bewahrt werden soll, um so an die Zerstörung Dresdens zu erinnern.

Lobpreisabend
Der Tag klang ab 19.30 Uhr mit einem Lobpreisabend im „Adventhaus“ der adventistischen Kirchengemeinde in Dresden aus. Gemeinsam mit der Zwickauer Lobpreisband „InPraise“ konnten vor allem Jugendliche singen und Erfahrungen teilen, um Gott zu begegnen. Dazu gab es einen kurzen „Input“ von Pastor Nils Podziemski (Dresden). Im Anschluss waren die Chillout Lounge und die alkoholfreie Cocktail-Bar geöffnet.

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