Artikel nach Kategorie
Buchrezension: Gunda Frey: Das verstaatlichte Kind
„Vorsicht, Kinder in Gefahr!“ – Die Kinder- und Jugendpsychologin Gunda Frey will mit ihrem neusten Buch aufklären und inspirieren. Ihre These: nicht die Kinder sind kaputt, sondern unsere Gesellschaft, die ihre Kinder systematisch hohem emotionalem Stress aussetzt und dadurch ein liebevolles, selbstbestimmtes Wachstum hemmt. Laut und direkt mit starkem biographischem Einschlag werden die Missstände der Gesellschaft angemahnt: zu früh und gewaltsam geboren, zu früh und beengt fremdbetreut, zu wenig individuell schulisch gefördert. Frey ist überzeugt: Viele Kinder leiden in Folge an psychischen Störungen. „Empathie und gesunder Menschenverstand allein reichen oft nicht mehr aus“, um wirksam zu helfen (S. 10). Auch Eltern sind oftmals hilflos und pädagogisches Personal überfordert. Unsere Gesellschaft gleicht einer „pädagogischen Wüste“, die „genau das Gegenteil von dem tut, was gut ist für unsere Kinder“ (S. 12-13).
Buchrezension: Ian Kershaw: Der Mensch und die Macht: Über Erbauer und Zerstörer Europas im 20. Jahrhundert
Wie stehen Mensch und Macht in Beziehung zueinander? Dieser Frage geht der britische Star-Historiker Ian Kershaw in seinem neuesten Buch nach. In zwölf Portraits beschreibt er die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts anhand von ausgesuchten politischen Persönlichkeiten wie Lenin, Hitler, Stalin, Mussolini. Dabei stellt er Diktatoren und Demokraten vor, wie Churchill, Charles de Gaulle, Thatcher und Kohl. So unterschiedlich die politischen Hinterlassenschaften der vorgestellten Personen sind, so haben sie eines gemeinsam: den unbedingten Willen zur Macht und die Gunst der Stunde. Historische Gegebenheiten, Krisen oder Entwicklungen treffen auf den maximalen Gestaltungswillen einzelner Staatsmänner (und -frauen), die es verstehen, die politischen Strukturen geschickt zu nutzen und Europa ihren Stempel aufzudrücken: als Erbauer oder Zerstörer.
Buchrezension: John C. Maxwell: Change Your World – Die Veränderung beginnt an deinem Tisch
Die Welt muss besser werden und die Veränderung beginnt an deinem Tisch! Das ist die Überzeugung der beiden amerikanischen Autoren John Maxwell und Rob Hoskins. Als Gründer und Geschäftsführer verschiedener gemeinnütziger Organisationen und Stiftungen sind beide bestens qualifiziert, ihre Lebenserfahrungen im Bereich persönliche Veränderung und gesellschaftliche Transformation weiterzugeben. So berichtet ihr Buch von ihren internationalen Erfahrungen im Bereich Weiterbildung und möchte motivieren, selbst Teil eines positiven Veränderungsprozesses zu werden. Ihre These lautet: Was im Kleinen begonnen wird, kann große Auswirkungen haben, wenn sich nur genug Beteiligte finden lassen, die willig sind, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Buchrezension: Franziska Schutzbach: Die Erschöpfung der Frauen - Wider die weibliche Verfügbarkeit
Frauen sind müde, erschöpft und ausgebrannt. Kein Wunder, findet die promovierte Soziologin Schutzbach, da sie „mit dem Geschäft des Glücks beauftragt“ wurden (S. 243). So stehen sie eher als Männer in der Gefahr, sich zu verausgaben und sich in einem Zustand andauernder emotionaler und sozialer Entgrenzung, Verfügbarkeit und Aufgeriebenheit wiederzufinden. Der überproportionale Anteil an der Care-Arbeit in Kombination mit zunehmender Erwerbstätigkeit und traditionellen Einstellungen führt zu dramatischen Erschöpfungszuständen. Doch „unsere Wirtschaft baut auf der Ausbeutung und Abwertung von Sorgearbeit auf“ (S. 239). Das aktuelle Buch legt schonungslos offen, wie die moderne Gesellschaft mit den Frauen umgeht und zeigt Fehler im System sowie in der Haltung der Betroffenen.
Buchrezension: Martin Limbeck: Dodoland - Uns geht’s zu gut! Warum wir alle wieder mehr leisten müssen
Wunderland Deutschland? Das war einmal, befindet der Unternehmer Martin Limbeck. Seine Diagnose sieht anders aus: „Ich sehe ein Land in der Hängematte. Erschöpft vom Wohlstand. Satt, gelangweilt, stumpf, übergewichtig, chronisch krank, vor sich hintrottelnd. Dem Schicksal hingegeben, ziellos, willenlos, kein Kampfgeist, keine Freude am Wettbewerb, ängstlich.“ (S. 105) Sein Aufruf: Wenn die Gesellschaft nicht wieder aufwacht und Freude daran entwickelt, Leistung zu erbringen und Werte zu schaffen, zerfällt sie. Und diese gespaltene Gesellschaft leidet dann im großen Stil an Verslummung, Verarmung und Verwahrlosung – das Gegenteil vom Wunderland.
Buchrezension: Viktor E. Frankl: Zeiten der Entscheidung - Ermutigungen
Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um eine Sammlung von 18 Texten des bekannten Neurologen und Psychiaters Viktor E. Frankl, dem Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse. Es ist eine bearbeitete Neuauflage der bereits im Jahr 2000 erschienenen gleichnamigen Originalausgabe. Diesmal mit Bezug zu aktualisierten Ausgaben der Texte und Kommentaren von Frankls berühmtester Schülerin Elisabeth Lukas. Warum im Buch das Erscheinungsdatum der Originalausgabe mehrfach mit 1996 wiedergegeben wird, ließ sich nicht abschließend klären, obwohl der ursprüngliche Herder Verlag, Freiburg, dass Erscheinungsjahr 2000 bestätigte.
Buchrezension: Silke Fokken: Krisenkinder - Wie die Pandemie Kinder und Jugendliche verändert hat und was sie jetzt brauchen
Die Coronakrise scheint gemeistert zu sein, doch sie ist noch nicht vorbei, im Gegenteil. Über die Folgen der Pandemie bei Kindern und Jugendlichen schreibt die SPIEGEL-Journalistin Silke Fokken ein kluges und gut recherchiertes Buch. Krisenkinder stellt den emotionalen Ausnahmezustand der nachwachsenden Generation dar, der durch Interviews mit Betroffenen, Eltern, Lehrern, Medizinern und Psychotherapeuten rekonstruiert wird. Doch Fokken bleibt nicht bei der Beschreibung des Leidens stehen, sondern nimmt das deutsche Bildungssystem in die Pflicht. Die Pandemie habe die systematische Benachteiligung von Frauen und Kindern offengelegt. Hier sei dringender Handlungsbedarf, so der Tenor des Buches.
Buchrezension: Daniel Dettling: Eine bessere Zukunft ist möglich - Ideen für die Welt von morgen
Ein Blick in die Welt von morgen wirft der Jurist, Politikwissenschaftler und Zukunftsforscher Daniel Dettling in seinem neusten Buch Eine bessere Zukunft ist möglich. Dabei bleibt er als Schüler von Matthias Horx ganz dem Positivismus treu und malt seinen Zukunftsentwurf in warmen Farben: eine Welt ohne Armut, Hunger, Klimazerstörung. Alles wird besser, so seine Überzeugung. Und tatsächlich stützt er sich in seinem paradiesischen Zukunftsentwurf auf aktuelle Forschungsergebnisse, die ihm Recht geben könnten. So ist sein Buch tatsächlich als Idee zu verstehen, die es nur zu verwirklichen gilt. Dettling fordert uns auf: „Verändern wir die Welt – und unseren Blick auf sie!“ (Widmung).
Buchrezension: James B. MacKinnon: Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen
Wie ein Ende der Konsumkultur uns selbst und die Welt rettet. Die Sachlage ist so einfach wie bestechend: Konsum ist notwendig, Überkonsum schädlich. Auf knapp 450 Seiten taucht der kanadische Autor James B. MacKinnon in die globalen Einkaufswelten ein und veranstaltet ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn wir aufhörten zu shoppen? Was passierte dann mit unserer Welt, die doch bekanntlich auf Wirtschaftswachstum und Konsumsteigerung aufgebaut ist?
Buchrezension: Carol Cannon: Ständig unglücklich? 12 Wege aus der Sorgenfalle
Dass Kinder aus Alkoholiker-Familien vernachlässigt aufwachsen und als Erwachsene mit Selbstwertproblemen und selbstzerstörerischen Verhaltensweisen zu kämpfen haben, ist eine gesellschaftlich anerkannte Problematik. Zur Behandlung von stofflichen Süchten wie Alkohol-, Nikotin-, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit gibt es anerkannte Therapeuten und Kliniken.