Christlicher Anspruch auf Mitgestaltung Europas

Sibiu/Rumänien, 10.09.2007/APD „Als Christen teilen wir die Verantwortung, Europa zu einem Kontinent des Friedens, der Solidarität, der Partizipation und der Nachhaltigkeit zu formen." Mit diesem Satz haben die über 1.500 Delegierten der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung (EÖV3) am 8. September im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) in ihrer Abschlusserklärung den Anspruch der Kirchen untermauert, die Welt im Sinne des Evangeliums mitzugestalten. In der Debatte zur Schlusserklärung hatten sich vor allem Delegierte aus Deutschland dafür eingesetzt, das Thema Umweltschutz und Klimawandel deutlich in die Abschlusserklärung aufzunehmen. Das Treffen endete am 9. September mit einer Andacht. In der am Samstagabend (8.9.) nach zähem Ringen gebilligten „Botschaft" geht es vor allem um die Verantwortung für die Schöpfung, die Rechte von ethnischen Minderheiten und Migranten sowie um eine gerechte Gestaltung der Globalisierung. Im Blick auf die Ökumene heisst es in dem fünfseitigen Text, das Zeugnis der Kirchen für Erneuerung und Einheit werde nur dann glaubwürdig sein, „wenn wir unsere Reise in Richtung auf eine sichtbare Einheit fortsetzen". In Sibiu sei die „schmerzhafte Wunde der Trennung der Kirchen" erneut spürbar geworden. Tiefer als diese Trennungen seien aber die „gemeinsamen Wurzeln". Es gebe keine Alternative zum ökumenischen Dialog. Die Empfehlungen der „Charta Oecumenica" von 2001 als einer „ermutigenden Richtschnur" sollten dafür noch weiterentwickelt werden. Die europäischen Christen sprechen sich dafür aus, die Diskussion über die gegenseitige Anerkennung der Taufe fortzuführen, die in Deutschland im April dieses Jahres von elf Kirchen beschlossen und unterzeichnet wurde.

Die europäischen Staaten werden in der EÖV3-Abschlusserklärung aufgefordert, ungerechtfertigte Festnahmen gegenüber Migranten zu stoppen, geordnete Zuwanderung zu gewährleisten sowie für die Integration von Zuwanderern, Flüchtlingen und Asylwerbern zu sorgen. Die Kirchen werden aufgerufen, ihre seelsorgerlichen Bemühungen um Migranten zu verstärken und auch für die Rechte ethnischer Minderheiten wie denen der Roma einzutreten. Die Delegierten warnten vor Anti-Semitismus und erklärten ihre Solidarität mit christlichen Minderheiten im Nahen Osten und Irak.

Die Abgeordneten der in Sibiu vertretenen Kirchen und Gemeinschaften forderten gewaltfreie Formen der Konfliktlösung und erklärten, dass Krieg als Mittel zur Konfliktlösung abzulehnen sei. Sie wären besorgt über die militärische Wiederaufrüstung. „Gewalt und Terrorismus im Namen Gottes sind eine Verleugnung von Religion", heißt es im Abschlussdokument. Die EÖV3 rief auch die Verpflichtungen in Erinnerung, zu denen sich die Kirchen bereits bei den vorangegangenen Versammlungen in Basel (1989) und Graz (1997) bekannt hatten. Dazu heißt es: „Wir bedauern, dass einige davon bis heute nicht erfüllt wurden."

Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung stand unter dem Motto „Das Licht Christi scheint auf alle. Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa". Sie fand vom 4. bis 9. September im rumänischen Sibiu auf Einladung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und dem römisch-katholischen Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) statt.
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