Atlanta, Georgia/USA, 04.07.2010/APD Der Exekutivausschuss der Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten hat die "Stellungnahme zur Fürsorge und zum Schutz von Kindern" beschlossen und den in Atlanta, Georgia/USA, tagenden Delegierten der adventistischen Weltsynode zur Kenntnis vorgelegt. Darin heißt es, dass die Kirche ihre "langjährigen Bemühungen" zum Schutz von Kindern und Jugendlichen "vor jeglicher Art von Missbrauch und Gewalt sowie auch sexueller Ausbeutung durch bekannte und fremde Personen" verstärken wolle.
Die weltweite Kirchenleitung wende sich gegen "harte Bestrafungen" von Kindern "im Namen einer sogenannten bibeltreuen Zucht und Ordnung". Besser wären "sanftere Disziplinierungsmaßnahmen, bei denen die Kinder durch Nachdenken und den Folgen ihrer Entscheidungen lernen". Dadurch sei es wahrscheinlicher, "dass Kinder lebensbejahende Entscheidungen treffen und die Werte ihrer Eltern mit zunehmender Reife übernehmen".
Die Kirche nehme ihre Verantwortung zur Verminderung des Risikos von Kindesmissbrauch und -misshandlungen im Umfeld ihrer Gemeinden ernst. Wichtig sei, dass Kirchenleiter und Gemeindemitglieder selbst nach einem strengen ethischen Verhaltenskodex lebten, der "jegliches Auftreten des Übels der Ausbeutung von Minderjährigen zur Befriedigung von Erwachsenen" unmöglich mache. Kinder könnten innerhalb einer Kirchengemeinde nur dann sicher sein, wenn sie und ihr Umfeld während aller Gemeindeaktivitäten sorgfältig beaufsichtigt würden. Genauso wichtig sei "die Aufklärung über angebrachtes und unangebrachtes Verhalten zwischen Kindern und Erwachsenen, über die Warnsignale von Missbrauch und Gewalt und über das konkrete Vorgehen im Falle von nachweislichem oder vermutetem Missbrauch". Pastoren und Gemeindeleiter werden in der Stellungnahme auf ihre Verantwortung hingewiesen, Fälle von Kindesmissbrauch den zuständigen Behörden zu melden. Außerdem seien der Einsatz von ausgebildeten Fachkräften und genaue Verhaltensregeln auf allen Ebenen der Kirchenorganisation notwendig.
Ausdrücklich wird in der Erklärung darauf hingewiesen, dass wegen der Komplexität der Problematik von Kindesmissbrauch und -gewalt beim Eingreifen und im Umgang mit dem Täter Fachkenntnisse erforderlich seien, die über die normale Seelsorge innerhalb einer Ortsgemeinde hinausgingen. Es müsse sichergestellt werden, dass der Täter, unabhängig von seiner Bestrafung durch die Justiz, während der Gemeindeaktivitäten keinen Kontakt zu Kindern habe.
Durch das Engagement der Kirche solle das Schweigen, welches oft bei Kindesmissbrauch und -gewalt herrsche durchbrochen werde. Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten betrachte die Fürsorge und den Schutz von Kindern als "eine heilige Aufgabe".
In Deutschland und in der Schweiz hatte die Freikirche bereits Ende letzten Jahres beschlossen, dass alle Haupt- und Ehrenamtlichen, die junge Menschen betreuen, die von der Freikirche herausgegebene Broschüre "Sexueller Gewalt begegnen" ausgehändigt bekämen und einen Verhaltenskodex unterschreiben müssten. Zusätzlich werde von allen Hauptamtlichen ein polizeiliches Führungszeugnis eingefordert. "Wir wollen alles tun, um unsere Gemeinden für junge Menschen zu einem sicheren Ort zu machen", betonten die Präsidenten des Nord- und Süddeutschen Verbandes der Freikirche, die Pastoren Klaus van Treeck und Günther Machel. Dazu gehöre auch, ständig im Gespräch über den Schutz vor sexueller Gewalt zu bleiben und die Vorgaben der Kirchenleitung auf Ortsebene konsequent umzusetzen.
Dokumentation:
Stellungnahme zur Fürsorge und zum Schutz von Kindern
Im Wertesystem der Siebenten-Tags-Adventisten stehen Kinder ganz oben. Im Licht der Bibel werden sie als wertvolles Geschenk Gottes betrachtet, das der Fürsorge der Eltern, der Familie, der Glaubensgemeinschaft und der Gesellschaft im Allgemeinen anvertraut wurde. Kinder haben ein enormes Potential, um einen lebensbejahenden Beitrag in der Kirchengemeinde und in der Gesellschaft zu leisten. Besondere Aufmerksamkeit sollte darum auf ihre Behandlung, ihren Schutz und ihre Entwicklung gelegt werden.
Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten bekräftigt aufs Neue und verstärkt ihre langjährigen Bemühungen in der Fürsorge und dem Schutz von Kindern und Jugendlichen vor jeglicher Art von Missbrauch und Gewalt sowie auch sexueller Ausbeutung durch bekannte und fremde Personen. Jesus hat deutlich gemacht, wie Kinder von den Erwachsenen, denen sie anvertraut wurden, respektiert, umsorgt und geschützt werden sollten. Einige seiner härtesten Worte waren gegen jene gerichtet, welche ihnen Schaden zufügen wollten. Wegen der Vertrauensseligkeit und der Abhängigkeit von Kindern gegenüber älteren und klügeren Erwachsenen, und den Leben verändernden Konsequenzen, wenn dieses Vertrauen missbraucht wird, benötigen Kinder aufmerksamen Schutz.
Erziehungsmaßnahmen im Hinblick auf die Erlösung des Menschen durch Gott
Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten möchte als eine ihrer Prioritäten die Eltern darin unterstützen, die notwendigen Fähigkeiten für "erlösungsorientierte" Erziehungsmaßnahmen zu entwickeln. Viele Kinder erleben harte Bestrafungen im Namen einer sogenannten bibeltreuen Zucht und Ordnung. Eine strenge, strafende und diktatorische Erziehung führt oft zu Verbitterung und Auflehnung. Eine solch harte Disziplin ist auch mit einem erhöhten Risiko von körperlichen und psychischen Schäden für das Kind verbunden, sowie mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, dass die Jugendlichen selbst Zwang und Gewalt in der Konfliktbewältigung mit anderen anwenden werden. Im Gegensatz dazu bestätigen Beispiele aus der Bibel sowie ein weites Spektrum wissenschaftlicher Untersuchungen die Wirksamkeit sanfterer Disziplinierungsmaßnahmen, bei denen die Kinder durch Nachdenken und den Folgen ihrer Entscheidungen lernen. Es wurde nachgewiesen, dass diese "milderen" Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Kinder lebensbejahende Entscheidungen treffen und die Werte ihrer Eltern mit zunehmender Reife übernehmen.
Die Kirchengemeinde: ein sicherer Ort für Kinder
Die Kirche nimmt ihre Verantwortung zur Verminderung des Risikos von Kindesmissbrauch und -misshandlung im Umfeld ihrer Gemeinden ernst. Zuallererst müssen Kirchenleiter und Gemeindemitglieder selbst nach einem strengen ethischen Verhaltenskodex leben, welcher jegliches Auftreten des Übels der Ausbeutung von Minderjährigen zur Befriedigung von Erwachsenen unmöglich macht. Weitere praktische Maßnahmen im Sinne einer sicheren Gemeinde für Kinder beinhalten auch die Sicherheit innerhalb des Kirchengebäudes und dessen Umgebung sowie eine sorgfältige Beaufsichtigung und Überwachung der Kinder und deren Umfeld während aller Gemeindeaktivitäten. Ebenso wichtig ist auch die Aufklärung über angebrachtes und unangebrachtes Verhalten zwischen Kindern und Erwachsenen, über die Warnsignale von Missbrauch und Gewalt und über das konkrete Vorgehen im Falle von nachweislichem oder vermutetem Missbrauch. Pastoren und Gemeindeleiter spielen als Ansprechpartner eine wichtige Rolle in der Prävention und in der entsprechenden Reaktion auf die Bedürfnisse von Kindern, deren Sicherheit gefährdet sein könnte. Sie müssen regelmäßig auf ihre moralische und gesetzliche Verantwortung hingewiesen werden, Kindesmissbrauch den zuständigen Behörden zu melden. Der Einsatz von ausgebildeten Fachkräften und genaue Verhaltensregeln auf allen Ebenen der Kirchenorganisation werden zu einem richtigen Vorgehen bei einem Kindesmissbrauch, der im Kirchenumfeld bekannt wurde, beitragen.
Wegen der Komplexität der Problematik von Kindesmissbrauch und -gewalt sind beim Eingreifen und Umgang mit dem Täter Fachkenntnisse nötig, die über die normale Seelsorge innerhalb einer Ortsgemeinde hinausgehen. Dennoch ist höchste Vorsicht geboten, wenn ein Täter in der Gemeinde bekannt ist. Obwohl Täter für ihr Verhalten die volle Verantwortung tragen müssen, ist es notwendig, bei Personen mit bekannten unangebrachten Verhaltensweisen sicherzustellen, dass sie eine angemessene Distanz halten und während der Gemeindeaktivitäten keinen Kontakt zu Kindern haben. Andere Möglichkeiten für Täter in einem Rahmen zu schaffen, der das geistliche Wachstum fördert, wo aber keine Kinder anwesend sind, tragen viel zur Sicherheit der Kinder bei.
Förderung der psychischen und geistlichen Heilung
Kinder, die selbst zu Opfern wurden oder bestürzende Geschehnisse erlebt haben, müssen von den Erwachsenen mit Feingefühl und Verständnis behandelt werden. Geeignete Unterstützung, die den Kindern und den Familien ermöglicht, Stabilität inmitten der Unruhe zu bewahren, hilft den Kindern und den Familien und begünstigt den Heilungsprozess der Opfer. Das Engagement der Kirche, das Schweigen, welches oft bei Kindesmissbrauch und -gewalt herrscht, zu durchbrechen, ihre Bemühungen um Fürsprache und Gerechtigkeit für alle Opfer und ein bewusstes Vorgehen, um Kinder vor allen Formen von Missbrauch und Gewalt zu schützen, wird viel zur psychischen und geistlichen Heilung aller Betroffenen beitragen. Die Kirche betrachtet die Fürsorge und den Schutz von Kindern als eine heilige Aufgabe.
(Diese Erklärung stützt sich auf Grundsätze, die in den folgenden Bibeltexten zum Ausdruck gebracht werden : 3. Mose 18:6; 2. Samuel 13:1-11; 1. Könige 17:17-23; Psalm 9: 9, 12, 16-18; 11:5-7; 22:24; 34:18; 127:3-5; 128:3-4; Sprüche 31:8-9; Jesaja 1:16-17; Jeremia 22:3; Matthäus 18:1-6; 21:9, 15-16; Markus 9:37; 10:13-16; Epheser 6:4; Kolosser 3:21; 1. Timotheus 5:8; Hebräer 13:3.)
Hinweis: Die Stellungnahme wurde von dem Exekutivausschuss der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten am 23. Juni 2010 beschlossen und von den Delegierten der 59. Generalkonferenz-Vollversammlung (Weltsynode) der Freikirche in Atlanta, Georgia/USA, zur Kenntnis genommen
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