100 Jahre Völkermord an Armeniern

Zum 100. Gedenkjahr des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich fand am 24. April auch in Baden-Württemberg eine zentrale Gedenkfeier statt. Repräsentanten des Landes, der Stadt Stuttgart, der beiden großen Kirchen und der Armenischen Gemeinde Baden-Württembergs erinnerten an den ersten systematischen Völkermord der Moderne, dem schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen.

Mehrere Hundert armenische Intellektuelle – Dichter, Musiker, Parlamentsabgeordnete und Geistliche – seien am 24.4.2015 im heutigen Instanbul verhaftet, deportiert und ermordet worden, erinnerte Dr. Diradur Sardaryan, Pfarrer der Armenischen Gemeinde Baden-Württemberg. Das sei der Auftakt zu einem Menschheitsverbrechen gewesen. In ihren Grußworten drückten Fritz Kuhn, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart, Brigitte Lösch, Landtagsvizepräsidentin, Bernhard Lasotta, Mitglied des Landtages, Heinz Detlef Stäps, Domkapitular der Diözese Rottenburg Stuttgart und Landesbischof Frank Otfried July Anteilnahme und Solidarität mit den Opfern und ihren Nachfahren aus. Auch die Mitverantwortung des Deutschen Reiches am Genozid kam zur Sprache.

Professor Dr. Manfred Aschke-Lepsius erläuterte in seiner Gedenkrede die historischen Zusammenhänge in Bezug auf das armenische Volk. „Aber der 24. April ist nicht nur ein Tag der Trauer“, betonte Aschke-Lepsius. Er sei auch ein Tag der Freude über die Rettung und Wiederauferstehung des armenischen Volkes. Aschke-Lepsius ist ein Enkel von Johannes Lepsius, der durch seine zeitgenössische Dokumentation des Völkermords an den Armeniern bekannt wurde.

Auch Adventisten waren von diesem Völkermord vor 100 Jahren betroffen. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges habe es auf dem Gebiet der heutigen Türkei rund 350 Adventisten gegeben, die hauptsächlich armenischer Herkunft gewesen seien, berichtete Pastor Holger Teubert (Ostfildern), stellvertretender Mediensprecher der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland. Von ihnen hätten 167 in den nachfolgenden Jahren ihr Leben verloren. Wer nicht gleich umgebracht wurde, sei auf Todesmärschen gestorben.

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