Gibt es Gott?

In der Alten Kongresshalle in München ging es am 29. Oktober um eine der ältesten und immer noch aktuellen Kernfragen der Menschheit. In einem systematischen und gut besuchten öffentlichen Streitgespräch tauschten der Philosophieprofessor Ansgar Beckermann und sein Kollege William Lane Craig Argumente für und gegen die Existenz Gottes aus. Während Craig den Theismus verteidigte, hinterfragte Beckermann die Rationalität des christlichen Glaubens kritisch.

München | APD

Die Ausführungen von William Lane Craig gründeten auf zwei Kernthesen. Erstens: „Es gibt gute Argumente für die Existenz Gottes“ und zweitens: „Es gibt keine vergleichbar guten Argumente gegen die Existenz Gottes“. Die erste Grundannahme untermauerte Craig mit der Aussage, Gott sei die beste Erklärung für die Frage, warum überhaupt etwas existiere. Ferner sei er die beste Erklärung für den Ursprung des Universums, die Feinabstimmung des Universums zur Ermöglichung intelligenten Lebens, für objektive moralische Werte und Pflichten und für die historischen Fakten über Jesus von Nazareth.

Ansgar Beckermann verfolgte mit seinen Ausführungen zwei Ziele. Zum einen wollte er durch kritische Anfragen an Craigs Thesen zeigen, dass sie nicht so gut begründet seien, wie behauptet. Zum zweiten zeige das Problem des Übels laut Beckermann, dass es einen guten und allmächtigen Gott im Sinne des Christentums nicht geben könne. Das immense Leid in der Geschichte dieser Welt lasse eher den Schluss zu, dass ihr „Schöpfer“ ein Gott zweiter Klasse sei, der sein Handwerk nicht gut verstanden habe - ein „Demiurg“. Er optiere jedoch für eine Sichtweise, die ganz ohne einen übernatürlichen Ursprung des Universums auskomme. „Was spricht für die Existenz Gottes oder anderer übernatürlicher Kräfte? Nüchtern gesehen nichts“, schreibt Beckermann in seinem jüngsten Buch „Glaube“.

In Eröffnungsstatement, zweimaliger Erwiderung und Abschlussrede versuchten beide Professoren, die Argumente des jeweiligen Kontrahenten aufzugreifen und kritisch zu hinterfragen. Im Anschluss an die engagierte, aber dennoch faire und sachliche Debatte, gab es die Möglichkeit, aus dem Publikum Fragen an die Referenten zu stellen.

Dr. Ansgar Beckermann war von 1995 bis 2010 Professor für Philosophie an der Universität Bielefeld. Von 2000 bis 2006 war er Präsident der Gesellschaft für Analytische Philosophie. Sein Buch „Glaube“ erschien im Jahr 2013 im De Gruyter Verlag.

Dr. William Lane Craig ist Professor für Philosophie an der Talbot School of Theology der Biola University in La Miranda, Kalifornien/USA. Von 1999 bis 2006 war er Präsident der Philosophy of Time Society. Sein Buch „On Guard: Mit Verstand und Präzision den Glauben verteidigen“ ist vor kurzem auch auf Deutsch erschienen.

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Christlichen Veranstaltungs- und Mediendienst e.V. mit Sitz in Neuried bei München. Die Debatte soll demnächst auf www.cvmd.eu als Online-Video erscheinen.

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