Die adventistische Weltsynode in San Antonio, Texas/USA, hat es im Juli 2015 abgelehnt, den weltweit dreizehn teilkontinentalen Kirchenleitungen (Divisionen) zu gestatten, in ihrem Gebiet tätige adventistische Pastorinnen zu ordinieren.
Laut SPECTRUM argumentiere der Exekutivausschuss der Adventisten in Tschechien und in der Slowakei in seiner Erklärung zur Frauenordination mit der Aussage von Paulus im Brief an die Galater, Kapitel 3, Vers 28: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid ‚einer’ in Christus Jesus.“ (Einheitsübersetzung). Die Adventisten in Böhmen, Mähren, Schlesien und der Slowakei bezögen sich aber auch auf den 14. Glaubensartikel der Siebenten- Tags-Adventisten, „Die Einheit der Gemeinde Christi“, wo festgehalten ist: „Die Gemeinde ist ein Leib mit vielen Gliedern, herausgerufen aus allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern. In Christus sind die Gläubigen eine neue Schöpfung. Rassische, kulturelle, bildungsmäßige, nationale, soziale und gesellschaftliche Unterschiede sowie Unterschiede zwischen Mann und Frau dürfen unter uns nicht trennend wirken.“
Reformation in Böhmen und Mähren versuchte Stellung der Frau wiederherzustellen
Dem Vorbild Jesu als auch der frühen christlichen Kirche folgend, seien im Mittelalter die Reformationsbemühungen in der tschechischen und später auch in der mährischen sowie slowakischen Kirche davon gekennzeichnet gewesen, die Stellung der Frauen in der Kirche wiederherzustellen. Die Verbreitung des Evangeliums durch den Reformator Jan Hus sei von frommen Frauen wie der tschechischen Königin Sophie von Bayern oder später von Anna Bodenstein (von Mochau) stark unterstützt worden, so die Erklärung. Als Nachfahren der Reformation in Mitteleuropa stünden sie mit Stolz zur Verantwortung, dieses geistliche Erbe in Kirche und Gesellschaft wiederzubeleben. Das Streben nach einer würdevollen und gerechten Stellung der Frau gehöre zu den bedeutendsten Werten, aus denen die ehemals gemeinsamen Republiken im letzten Jahrhundert entstanden seien. „Frauen sind bezüglich ihrer sozialen Stellung in der mittel-europäischen Kultur wichtiger als Männer“, schreibt der Exekutivausschuss in der Erklärung.
Keine biblischen oder theologischen Hindernisse für die Frauenordination
Im Mai 2014 hätten deshalb die Delegierten der Generalversammlung der Adventisten in Tschechien und in der Slowakei klar gemacht, dass sie „zustimmen, Frauen in unserer Kirchenregion zum Pastorendienst zu ordinieren“. Ebenso hätten sie ihre volle „Unterstützung der Position des Exekutivausschusses der Intereuropäischen Division [teilkontinentale Kirchenleitung für West- und Südeuropa] zur Frauenordination gegeben“, welche auf der November-Sitzung 2013 beschlossen worden sei. Im Weiteren sei ihre Haltung im Juni 2014 durch den Abschlussbericht des globalen Studienkomitees zur Theologie der Ordination (Theology of Ordination Study Committee, TOSC) bestätigt worden. Dieser Bericht habe nach zweijährigem Studium festgestellt, dass es keine biblischen oder theologischen Hindernisse für die Frauenordination gäbe.
In der Erklärung der Adventisten in Tschechien und in der Slowakei zur Frauenordination heißt es weiter, dass der Heilige Geist seine Gaben allen Gläubigen, unabhängig vom Geschlecht, zuteile. Zudem hätten Frauen von Anfang an in der Kirche eine wichtige Rolle gespielt. „Ihre Entschlossenheit, Gaben und Talente sind ein Segen für den ganzen Leib Christi.“
Beschluss der Weltsynode als Ausdruck kirchlicher Autorität
Die Entscheidung der adventistischen Weltsynode im Sommer 2015 bezüglich der Frauenordination habe ihn betrübt, schreibt der Exekutivausschuss in der Erklärung, da dieser Beschluss allem vorgängig Erwähnten widerspreche. „Wir verstehen deshalb diese Entscheidung als Ausdruck der kirchlichen Autorität und nicht als eine mit Bezug zur Bibel oder zu unseren Glaubensüberzeugungen, welche die Gleichberechtigung von Männern und Frauen garantieren. Wir respektieren kulturelle Besonderheiten unserer Glaubensgenossen in anderen Teilen der Welt, erwarten aber auch, dass sie unsere respektieren.“
Laut SPECTRUM schließt die Erklärung mit einer Einladung an die Frauen in den adventistischen Gemeinden in der Tschechischen und Slowakischen Republik, sich im Gemeindedienst einzubringen, auch in den Pastorendienst, sofern sie sich von Gott dazu berufen fühlten. „Wir betrachten die Beteiligung von Frauen im Dienst am Evangelium in unserem Gebiet als äußerst notwendig und wünschenswert. Wir sind bereit, alles dafür einzusetzen, um dies zu ermöglichen“, so die Erklärung.
Adventisten in Tschechien und in der Slowakei
In Tschechien (10,5 Millionen Einwohner) und in der Slowakei (5,4 Millionen Einwohner) feiern 9.811 erwachsen getaufte Adventisten in 186 Kirchgemeinden am Samstag (Sabbat), dem biblischen Ruhetag, ihren Gottesdienst. Die Adventisten der beiden Länder bilden auch nach der politischen Trennung Ende 1992 weiterhin eine Kirchenregion mit einer Leitung. Sie betreiben eine Grundschule, ein theologisches Seminar, einen Verlag, ein Altersheim sowie je eine nationale Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Slowakei (http://adra.sk/en) und ADRA Tschechien (http://www.adra.cz/eng/about-us).
Wortlaut der Erklärung der Adventisten in Tschechien und in der Slowakei zur Frauenordination:
Tschechisch:
http://www.casd.cz/wp-content/uploads/2015/11/V%C3%BDbor-a-ordinace.pdf
Slowakisch:
http://www.casd.cz/wp-content/uploads/2015/11/Preklad-stanovisko-2.pdf
Englisch:
http://spectrummagazine.org/article/2015/12/14/czecho-slovakian-union-conference-issues-statement-favor-ordaining-women
_____________________________________________________________________________