Kretschmer bezeichnete Blomstedt in einer vorab verbreiteten Mitteilung als „Brückenbauer im besten Wortsinn“. Er stehe für die verbindende Brückenfunktion der Kultur in Europa und der ganzen Welt. Bereits 2003 hatte Blomstedt das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Nun besitzt er die Auszeichnung auch mit Stern.
„Musik ist seine Kraftquelle“
„Ich freue mich natürlich, dass ich von einem Land, in dem ich lange gelebt habe und Chef von zwei der besten Orchester gewesen war – nämlich des Gewandhausorchesters Leipzig und der Staatskappelle Dresden – mit so einer Auszeichnung gewürdigt werde“, sagte Herbert Blomstedt im MDR. Trotz eines Sturzes, durch dessen Folgen er im Sitzen dirigieren musste, fühle er sich „fit wie eh und je“. Musik sei seine Kraftquelle, „das ist nicht zu überhören“, so der MDR-Bericht.
Dirigent zahlreicher Orchester
Blomstedt wurde am 11.7.1927 in den USA als Sohn eines adventistischen Pastorenehepaars geboren, zog aber im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern in deren Heimat Schweden. Er erhielt seine erste musikalische Ausbildung am Königlichen Konservatorium in Stockholm und an der Universität Uppsala. Später studierte er Dirigieren an der Juilliard School of Music in New York, zeitgenössische Musik in Darmstadt sowie Renaissance- und Barockmusik an der Schola Cantorum in Basel und arbeitete unter Igor Markevitch in Salzburg sowie Leonard Bernstein in Tanglewood/USA.
Im Februar 1954 debütierte Blomstedt als Dirigent mit dem Stockholmer Philharmonischen Orchester. Später leitete er als Chefdirigent bedeutende skandinavische Orchester wie das Oslo Philharmonic Orchestra sowie das Dänische und Schwedische Radio-Sinfonieorchester, letzteres bis 1983. Von 1975 bis 1985 war er Chefdirigent der Staatskapelle Dresden. Die darauffolgenden zehn Jahre wirkte er als Music Director beim San Francisco Symphony Orchestra. Von 1996 bis 1998 war er Chefdirigent des NDR-Sinfonieorchesters in Hamburg. Von 1998 bis 2005 leitete er das Gewandhausorchester Leipzig. Bis heute dirigiert er regelmäßig Konzerte verschiedener bedeutender Orchester in Amerika, Japan und Europa. Er leitet gegenwärtig Konzerte im Leipziger Gewandhaus und war im Sommer in der Dresdner Frauenkirche in Kooperation mit der Sächsischen Staatskapelle zu Gast.
Zahlreiche Auszeichnungen
Herbert Blomstedt ist gewähltes Mitglied der königlich-schwedischen Musikakademie und mehrfacher Ehrendoktor. Dem Gewandhausorchester Leipzig, dessen 18. Kapellmeister er war, blieb er als Ehrendirigent weiterhin verbunden. Diese Auszeichnung verliehen ihm auch sechs weitere Orchester: das San Francisco Symphony Orchestra, das NHK Symphony Orchestra in Japan, das Dänische und das Schwedische Radio-Sinfonieorchester sowie die Bamberger Symphoniker und die Staatskapelle Dresden, die ihn bereits 2007 mit der Goldenen Ehrennadel gewürdigt hatte.
2013 erschien eine Biographie über Herbert Blomstedt, die er mit dem Titel „Mein Leben – ein großer Gesang“ überschrieben hat. Sie ist nicht im Handel erhältlich und wurde von der freiberuflichen Autorin Ursula Weigert für seine Freunde verfasst.
Unter dem Titel Mission Musik veröffentlichte der Henschel-Verlag (Berlin) im Jahr 2017 ein Buch, in dem die Gespräche zwischen Herbert Blomstedt und der Musikkritikerin Julia Spinola (u. a. Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, F.A.Z.), aufgezeichnet sind, die sie auf gemeinsamen Reisen geführt haben. Darin werden seine musikalischen und menschlichen Überzeugungen sichtbar.
Seine Vitalität sei „ein Geschenk“
In einem Interview mit der Zeitung New York Times im Februar 2017 sprach Blomstedt über das Geheimnis, wie er in seinem Alter diese Arbeitslast bewältigt. Sein gesunder Lebensstil oder der wöchentliche Ruhetag (Sabbat), den er als Mitglied der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten einhält, sei nicht der Grund. „Es ist ein Geschenk“, betonte Blomstedt. Auf seinen wöchentlichen Ruhetag hin angesprochen, erklärte der Dirigent, warum er am Sabbat (Samstag) zwar nicht probe, wohl aber mit den Orchestern auftrete: „Ich dachte an meinen Vater [der Pastor war]: Er bereitete seine Predigt während der Woche sehr gründlich vor. Freitags zum Sonnenuntergang schloss er seine Bücher und verbrachte Zeit mit der Familie; aber am Sabbat hielt er die Predigt. Ich liebe es zu proben, mit dem Orchester zu arbeiten. Aber am Sabbat üben wir nicht mehr – wir spielen lediglich, was wir zusammen einstudiert haben. Und das ist ein Segen für uns alle“, so Blomstedt.
Blomstedt-Preis für Studierende der Hochschule Friedensau
Herbert Blomstedt hat auch selbst einen Preis gestiftet. Im Gedenken an seine im Jahr 2003 verstorbene Ehefrau Waltraud verleiht die adventistische Theologische Hochschule Friedensau bei Magdeburg seit 2008 den „Waltraud-und-Herbert-Blomstedt-Preis“. Damit werden Friedensauer Studierende aufgrund exzellenter Bachelor- oder Masterthesen in den Fachbereichen Theologie und Christliches Sozialwesen oder einer besonders zu würdigenden künstlerischen Leistung auf dem Gebiet der Musik ausgezeichnet.