Adventisten in Sankt Petersburg gedenken der Opfer religiöser Verfolgung durch Stalin

Teilnehmende an der Gedenkfeier für die adventistischen Opfer der Verfolgung durch Stalin.

© Foto: ESD-Kommunikationsabteilung

Adventisten in Sankt Petersburg gedenken der Opfer religiöser Verfolgung durch Stalin

Am 30. Oktober versammelten sich Adventisten auf dem Levashevskoye-Gedenkfriedhof in Sankt Petersburg, um jener Glaubensgeschwister zu gedenken, die in Stalins Regierungszeit, zwischen 1937 und 1953, Opfer von Unterdrückung und Verfolgung wurden.

APD

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Der 30. Oktober ist in Russland der offizielle Gedenktag für die Opfer der politischen Verfolgung. An diesem Tag versammelten sich Pastoren und Gemeindemitglieder der adventistischen Kirchengemeinden (Adventgemeinden) in Sankt Petersburg, um derer zu gedenken, die in der Zeit von 1937 bis 1953 aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen durch staatliche Verfolgung gelitten haben und gestorben sind.

Der Levashevskoye-Gedenkfriedhof ist einer der größten Friedhöfe in Sankt Petersburg. Dort sind etwa 60.000 Opfer massiver politischer, ethnischer und religiöser stalinistischer Repression begraben.

Der Friedhof sei zur Ruhestätte vieler berühmter Persönlichkeiten sowie gewöhnlicher Bürger geworden, deren Leben auf tragische Weise beendet wurde, heißt es im Bericht von Andrey Demidov, Mitglied der Kommunikationsabteilung der adventistischen Kirchenleitung im Nordwesten Russlands. Während Stalins Säuberungen waren Millionen Menschen Verfolgung, Gewalt und willkürlichen Verhaftungen ausgesetzt. Auch Siebenten-Tags-Adventisten wurden zusammen mit anderen Christen Opfer dieser brutalen Verfolgung. Im Jahr 2007 wurde ein Denkmal für die im Levashevskoye-Friedhof begrabenen Adventisten eingeweiht.

Evgeniy Rannev, Pastor und Mitarbeiter der adventistischen Kirchenleitung im Nordwesten Russlands, erinnerte daran, dass sie an diesem Tag jener Menschen gedenken würden, „die ihren Glauben an Gott nicht nur mit ihrem Leben, sondern auch mit ihrem Tod bezeugt haben“.

Pastor Nikolai Smagin teilte seine Erinnerungen an die schwierigen Zeiten mit, welche die Gläubigen in diesen Jahren erlebt haben. Ein besonders bedeutsamer Moment sei das Verlesen der Kurzbiografien der im Levashevskoye-Friedhof begrabenen adventistischen Brüder und Schwestern gewesen, die hingerichtet worden seien, heißt es im Bericht von Andrey Demidov.

Friedhof vereint andere Christen und Juden

„Heute gedenken wir derer, die ihr Leben für den Glauben an Gott gegeben haben. Wir erinnern uns an ihre Standhaftigkeit und ihren Mut, an ihr bescheidenes und zugleich strahlendes Leben voller Glauben, das bereit war, bis zum Ende zu gehen. Wenn wir uns die Gräber der getöteten Orthodoxen, Baptisten, Juden, Lutheraner, Katholiken, Pfingstler, Adventisten und vieler anderer Brüder und Schwestern ansehen, verstehen wir, dass der Levashevskoye-Friedhof ein Ort ist, der alle vereint. Wenn wir uns an den Glaubensmut der Vergangenheit erinnern, fühlen wir uns ermutigt, den Weg derer fortzusetzen, die standhaft ihrem Glauben folgten und auch im Angesicht des bevorstehenden Todes treu blieben“, sagte Pastor Evgeniy Rannev.

Adventistische Märtyrer in der Sowjetunion

1929 begann der Kampf der Bolschewisten gegen die Religion. Damals gab es in der Sowjetunion über 14.000 Siebenten-Tags-Adventisten in 641 Kirchengemeinden. Laut der „Encyclopedia of Seventh-day Adventists“ wurden 1930 und 1931 die organisatorischen Strukturen der Adventisten vom Staat zerschlagen. Die regionalen Vereinigungen und überregionalen Unionen mussten aufgelöst werden. Nur der Allunionsrat der Siebenten-Tags-Adventisten in Moskau blieb bestehen. 1934 wurde der Präsident des Allunionsrates, Heinrich Johannes Löbsack, verhaftet, verhört, gefoltert, zu drei Jahren Einzelhaft verurteilt und 1938 im Gefängnis von Jaroslawl ermordet. Zwischen 1930 und 1950 waren etwa 3.000 adventistische Gemeindemitglieder sowie rund 150 Gemeindeleiter und Pastoren Repressalien ausgesetzt. Sie wurden erschossen, ermordet, zu Tode gefoltert, sie starben durch Hunger oder infolge unmenschlicher Arbeit. Nur wenige überlebten.