COVID-19 lässt Mediennutzung von Jugendlichen stark steigen

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Foto: © Gerd Altmann bei Pixabay

COVID-19 lässt Mediennutzung von Jugendlichen stark steigen

Stuttgart | APD

Im Jahr 2020 hat sich durch Einschränkung von Freizeitbeschäftigungen, Schulschließungen und Fernunterricht das Medienverhalten von Jugendlichen verändert. Das geht aus der JIM-Studie 2020 (Jugend, Information, Medien) hervor, bei der vom 8. Juni bis 20. Juli 2020 1.200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren in Deutschland telefonisch oder online befragt wurden.

In diesem Jahr erfuhren die Jugendlichen einen deutlichen Schub in der Ausstattung mit Mediengeräten. Der persönliche Besitz eines Computers oder Laptops stieg von 65 auf 72 Prozent, der eines eigenen Tablets von 25 auf 38 Prozent. Jeder dritte Jugendliche hat inzwischen einen Fernseher mit Internetzugang.

Jugendliche täglich 258 Minuten online
Die tägliche Internetnutzungsdauer ist, nach Einschätzung der Jugendlichen, von 205 Minuten im Jahr 2019 auf 258 Minuten in 2020 deutlich gestiegen. Dabei entfällt mit einem Drittel der größte Anteil der Onlinenutzung auf den Bereich der Unterhaltung. Fast gleichauf liegen die Bereiche Kommunikation (27 Prozent) und Spiele (28 Prozent). Der geringste Anteil der Onlinezeit entfällt mit elf Prozent auf die Informationssuche.

Die höhere Nutzungszeit für unterhaltende Inhalte im Netz spiegelt sich auch in der Nutzung von Streamingdiensten wider. 2020 sehen 87 Prozent regelmäßig Videos auf Streaming-Plattformen (mindestens mehrmals pro Woche), im Vorjahr lag dieser Anteil noch bei 74 Prozent. Bei der Nutzung von Sendungen, Serien und Filmen im Internet stehen bei den Zwölf- bis 19-Jährigen Netflix und YouTube an erster Stelle.

Fernsehkonsum wieder gestiegen
Neben der Unterhaltung im Internet erfuhr das Fernsehen auch bei den Jugendlichen einen Zuwachs. In der Selbsteinschätzung der Zwölf- bis 19-Jährigen stieg die durchschnittliche, werktägliche Fernsehdauer 2020 erstmals wieder auf mehr als zwei Stunden an. Betrachtet man die verschiedenen Ausspielwege für Fernsehinhalte zeigt sich, dass 45 Prozent der Jugendlichen regelmäßig (mindestens mehrmals pro Woche) das klassische lineare Fernsehen nutzen – also Fernsehinhalte zum Zeitpunkt ihrer Ausstrahlung am Fernsehgerät. Jeder Fünfte sieht sich regelmäßig die Inhalte in Mediatheken der Fernsehsender an. 14 Prozent nutzen regelmäßig aufgezeichnete Fernsehsendungen und 13 Prozent sehen Sendungen per Live-Stream über das Internet an.

Auch die durchschnittliche Nutzungsdauer von digitalen Spielen ist 2020 um 40 Minuten auf 121 Minuten gestiegen. Dabei spielten Jungen mit 159 Minuten fast doppelt so lange wie Mädchen (81 Minuten).

WhatsApp in der Kommunikation vorn
Was die Kommunikation unter Jugendlichen betrifft, bleibt WhatsApp weiterhin der bedeutendste Online-Dienst. 94 Prozent der Jugendlichen nutzen WhatsApp mindestens mehrmals in der Woche, um sich mit anderen auszutauschen. 87 Prozent der Schüler und Schülerinnen haben eine WhatsApp-Gruppe mit ihrer Klasse. Instagram wird von 72 Prozent der Jugendlichen mindestens mehrmals in der Woche mit steigender Tendenz genutzt. Auch bei Snapchat, Pinterest und Twitter lassen sich gegenüber dem Vorjahr Steigerungen feststellen. Zu den größten Gewinnern zählt jedoch die chinesische Plattform TikTok. Hier hat sich die regelmäßige Nutzung um 19 Prozentpunkte erhöht. Aktuell kommuniziert jeder vierte Junge und zwei Fünftel der Mädchen regelmäßig über TikTok. Jeder Zehnte zählt TikTok inzwischen zu einem seiner Lieblingsangebote im Netz.

JIM-Studienreihe
Die Studienreihe JIM wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Alle Ausgaben der JIM-Studie von 1998 bis 2020 sind als PDF auf www.mpfs.de abrufbar".