Mitgliederentwicklung der Adventisten in Deutschland erfordert erweitertes Gemeindemodell

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Mitgliederentwicklung der Adventisten in Deutschland erfordert erweitertes Gemeindemodell

Hannover/Ostfildern | APD

In der März-Ausgabe der Kirchenzeitschrift „adventisten heute“ veröffentlicht die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland die Mitgliederentwicklung der letzten zehn Jahre. Das führt zu Überlegungen, das existierende Gemeindemodell zu ergänzen.

Statistiken und Zahlen
Bei der Vorstellung der Statistiken und Zahlen zeigte sich Ende 2010 ein Mitgliederstand von 35.195 erwachsen getauften Adventisten. 10 Jahre später waren es noch 34.415, ein Rückgang um 2,22 Prozent. Im gleichen Zeitraum verringerte sich die Anzahl der Kirchengemeinden von 570 auf 548. Durchschnittlich wurden jährlich 504 Menschen durch die Glaubenstaufe in die Ortsgemeinden der Freikirche aufgenommen. Im Corona-bedingten Pandemiejahr 2020 waren es nur 312.

Bewertung des Trends
Der Sekretär der überregionalen Kirchenleitung für Nord- und Ostdeutschland, Pastor Friedbert Hartmann, bat Dr. László Szabó, Dozent für Gemeindeaufbau und Weltmission an der Theologischen Hochschule Friedensau, um eine Bewertung der vorgelegten Zahlen. Der ca. 2 Prozent Verlust, so Dr. Szabó, entspreche dem deutschen Trend der protestantischen Kirchen. Trotzdem sei die Kirche noch stark und leistungsfähig, „da die Baby-Boomer-Generation am stärksten vertreten ist“. Jede Taufe und Aufnahme sein ein Grund zur Freude und bedeute Erfolg für das Evangelium.

Insbesondere der Corona-bedingte Rückgang der Taufen im Jahr 2020 lasse Fragen aufkommen. Es könne sein, dass es hier nicht um einen generellen Rückgang gehe und nur die fehlende Möglichkeit zum Taufgottesdienst eine Rolle spiele. Szabó vermute jedoch eher, „dass die Krise die Gemeinden unvorbereitet überfiel und nur wenige es geschafft haben, im neutestamentlichen Sinn Gemeinde zu sein, lebendiges Gemeindeleben durch Vernetzung weiterzuführen und zu erkennen: Gemeinde ist mehr und braucht mehr als gestreamte Gottesdienste“. Für den Wissenschaftler brachte die Krise ekklesiologische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Herausforderungen mit sich, die eine Antwort erforderten.

Das existierende Gemeindemodell überarbeiten
Als eine der Schlussfolgerungen aus den Zahlen formuliert Dr. Szabó: „Unser existierendes Gemeindemodell braucht unbedingt Ergänzung.“ Eine Art Hybrid-Gemeindemodell könnte geistliches Wachstum in Gemeinschaft, ehrenamtliches Engagement, aktive Seelsorge, natürliche, unbekümmerte Weitergabe des Glaubens unabhängig von krisenhaften Umständen ermöglichen. Neben den existierenden Programmen brauchten Ortsgemeinden gesunde Gruppen und Hauskreise, in denen jeder aufgefangen und integriert werden könne. Die Ortsgemeinde sollte (neu) entdeckt werden, sie sei das Herz der Freikirche. Die Ortsgemeinde sei entscheidend für deren Vitalität.

Das Interview mit Dr. Szabó kann in der Märzausgabe von „adventisten heute“ ab Seite 20 nachgelesen werden: https://www.advent-verlag.de/media/pdf/8d/d6/33/AH_2021_03.pdf.