Neuapostolische Kirche führt weltweit Frauenordination ein

NAK-Stammapostel Schneider bei der Videopräsentation.

© Foto: NAK

Neuapostolische Kirche führt weltweit Frauenordination ein

Zürich/Schweiz | APD

„Die Neuapostolische Kirche (NAK) öffnet ihr geistliches Amt für Frauen“, heißt es in einer Medienmitteilung der Kirche. Demnach können ab Januar 2023 Frauen in alle Amtsstufen ordiniert und auch mit Führungsaufgaben auf allen Ebenen betraut werden. Stammapostel Jean-Luc Schneider, internationaler Kirchenleiter der NAK, habe dies am 20. September im Rahmen eines „virtuellen Gemeindeabends“ bekanntgegeben. Er habe dies per Videoansprache den mehr als neun Millionen Kirchenmitglieder in aller Welt mitgeteilt, schreibt die NAK.

Bislang hat die NAK nur Männer in die Ämter Diakon, Priester oder Apostel berufen. Diese Praxis sei in der rund 160-jährigen Geschichte der Kirche bislang nicht umfassend lehrmäßig begründet worden, erläuterte Stammapostel Schneider in seiner Ansprache. Es stelle sich daher die Frage, ob diese traditionelle Beschränkung haltbar sei, so der Kirchenleiter.

Frauenordination – nur ein Aspekt der Entfaltung der NAK-Glaubenslehre

Es seien aber nicht gesellschaftliche Debatten oder staatliche Verfassungen, die diese Frage aufgeworfen hätten. Vielmehr sei die Frage der Frauenordination einer von vielen Aspekten bei der Entfaltung der neuapostolischen Glaubenslehre, so Schneider. Neben ihrem Verständnis von Kirche und Sakrament habe die NAK zuletzt ihr Amtsverständnis ausformuliert. Das habe 2019 zu einer Struktur- und Hierarchiereform geführt, heißt es in der Mitteilung.

Antworten auf solche theologischen Fragen könne nur „die sachgemäße Auswertung des biblischen Befundes“ geben, betonte Stammapostel Schneider. Darüber habe das oberste Beschlussorgan der NAK, die Bezirksapostelversammlung, in den vergangenen drei Jahren intensiv beraten.

„Es gibt keine zwingenden Gründe, Unterschiede zu machen“

Das Ergebnis der Beratungen wurde in der Videopräsentation folgendermaßen kommuniziert: „Vor Gott, dem Schöpfer, sind Mann und Frau gleichberechtigt. Es gibt keine zwingenden Gründe, Unterschiede zu machen, nicht bei Jesus Christus, nicht in der Apostellehre, nicht in der neuapostolischen Tradition.“

„Das Apostolat – die Apostel in der Einheit mit dem Stammapostel – entscheidet, dass Frauen aufgrund der Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit der Geschlechter mit Amtsvollmacht betraut werden können“, so der Kirchenleiter. „Der damit verbundene Amtsauftrag wird überall dort erteilt, wo es von der Gesellschaft und Gemeinde angenommen wird.“

Die Regelungen zu Frauenordination treten am 1. Januar 2023 in Kraft. Das bedeute aber nicht, dass „sofort überall Amtseinsetzungen von Frauen stattfinden“. Denn für Mann und Frau gelte gleichermaßen: „Gott ruft in das Amt, nicht der Mensch.“ Damit verbiete sich auch eine Quotenregelung, da Gottes Wille entscheidend sei und nicht der menschliche.

Frauenordination - ein „bedeutender Übergang in unserer Tradition“

„Ich bin mir bewusst, dass diese Entscheidung einen bedeutenden Übergang in unserer Tradition markiert“, machte Stammapostel Schneider deutlich. „Und mir ist auch klar, dass ihr jetzt noch viele Fragen habt. Wir werden alle Fragen beantworten: in unseren Medien, in Schulungen oder im Dialog“, sagte Schneider.

Neuapostolische Kirche

Die Neuapostolische Kirche (NAK) ist eine weltweit tätige christliche Kirche mit Sitz in der Schweiz. Sie zählt mehr als neun Millionen Gläubige in rund 200 Ländern der Erde. Die NAK besteht aus rechtlich selbstständigen Gebietskirchen unter dem gemeinsamen Dach einer einheitlichen Lehre und kollegialer Führungsgremien. Die Kirche finanziert sich aus freiwilligen Spenden ihrer Mitglieder. Ihre Geschichte reicht bis in die christlichen Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts zurück. Die NAK ist Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH). In Deutschland hat die NAK 311.124 Mitglieder (Stand 1.1.2022) mit stark rückläufiger Tendenz, weltweit sind es über neun Millionen Kirchenmitglieder mit leichter Wachstumstendenz.