Aserbaidschan: Polizei beendet adventistischen Gottesdienst

Oslo/Norwegen, 03.01.2011/APD Rund 15 Polizeibeamte beendeten am Samstag, 11. Dezember, einen Gottesdienst der Siebenten-Tags-Adventisten in einem privaten Wohnhaus in Sumqayit, einer Industriestadt nördlich der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Laut der norwegisch-dänischen christlichen Menschenrechtsorganisation "Forum 18" in Oslo seien die Polizisten von Journalisten begleitet worden, die gegen den Willen der Gottesdienstbesucher Videoaufnahmen gemacht hätten. Außerdem wären bei der Aktion ein Vertreter der staatlichen Behörde für religiöse Angelegenheiten und mehrere Männer in Zivilkleidung dabei gewesen. Die zehn Gottesdienstbesucher seien verhört worden. Die Behörden hätten ihnen vorgeworfen, eine religiöse Versammlung ohne staatliche Genehmigung abgehalten zu haben. Bücher, CDs und DVDs mit religiösem und nichtreligiösem Inhalt, etwa Zeichentrickfilme für Kinder mit Tom und Jerry oder DVDs mit Geburtstags- und Hochzeitsfeiern, wären ohne gerichtlichen Durchsuchungsbefehl beschlagnahmt worden.

Die Gottesdienstbesucher seien, so "Forum 18", unter anderem gefragt worden, wie viel Geld ihnen gezahlt worden wäre, damit sie Christen würden. Die Adventisten hätten geantwortet, man brauche ihnen kein Geld zu geben, denn sie seien aus Überzeugung Christen. Ein Dokument des für die Religionsgemeinschaften zuständigen staatlichen Komitees in Baku, dass die adventistische Gemeinde in Sumqayit die Genehmigung zur Abhaltung von Gottesdiensten beantragt habe, hätte die Behördenvertreter nicht beeindruckt.

Wie "Forum 18" mitteilte, seien zwei Adventisten zu weiteren Verhören ins Polizeirevier mitgenommen worden. Drei Tage später habe sie das Stadtgericht von Sumqayit zu Geldstrafen verurteilt. Der mit einer aserbaidschanischen Frau verheiratete und legal im Land lebende Moldauer Rustam Ahmedov sei wegen "Durchführung von religiöser Propaganda durch einen Ausländer" mit der Höchststrafe von 400 Manat (380 Euro) und Oleg Litovchenko wegen "Verletzung der Vorschriften zur Abhaltung von religiösen Versammlungen" zu 300 Manat (285 Euro) verurteilt worden. Bei einem durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von umgerechnet 2.940 Euro handele es sich um empfindliche Strafen.

Adventisten gebe es seit über einhundert Jahren in Aserbaidschan. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten sei von den Behörden nicht verboten worden, teilte "Forum 18" mit. Im Gegenteil, auf der Internetseite des für die Religionsgemeinschaften zuständigen staatlichen Komitees wären die Adventisten zusammen mit den Russischen Orthodoxen, Katholiken und Baptisten als "traditionelle Konfession" aufgeführt. Das kleine Haus in dem der Gottesdienst stattfand, war 2003 von Adventisten in Sumqayit gekauft worden. Regelmäßige Versammlungen der Gemeinde hätten dort von 2006 bis zum Dezember 2010 ohne Beeinträchtigung stattgefunden.

In Aserbaidschan gibt es 712 erwachsen getaufte Siebenten-Tags-Adventisten in fünf Gemeinden, die von drei Pastoren betreut werden.

Obwohl die Verfassung Aserbaidschans die Religionsfreiheit zusichere, komme es laut "Forum 18" immer wieder zu Polizeimaßnahmen wegen "illegaler Gottesdienste". So sei beispielsweise am 31. Oktober 2010 eine Erntedankfeier der Baptisten in Kusar (Qusar) im Norden des Landes von den Behörden aufgelöst und vier Gemeindemitglieder wären fünf Tage lang inhaftiert worden.
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