Friedensau bei Magdeburg, 27.03.2011/APD Professor Dr. Friedbert Ninow (48) wurde am 25. März als neuer Rektor der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg in sein Amt eingeführt. Er erhielt von seinem Vorgänger Professor Johann Gerhardt die Amtskette überreicht. Die Kultusministerin des Landes Sachsen-Anhalt, Professorin Dr. Brigitta Wolff, sprach Altrektor Gerhardt ihren "tiefsten Dank" für sein Engagement aus.
In seiner Antrittsrede lobte der neue Rektor das Miteinander von Studierenden und Lehrenden auf dem Campus. Er schätze die Besonderheit des Ortes, dass Studierende nicht nur eine Studiengemeinschaft bildeten, sondern es ihnen offenstehe, Teil einer Lebensgemeinschaft zu werden. Zu erfahren, wie Menschlichkeit in unterschiedlichen Beziehungen praktiziert werde, sei ein wichtiger Beitrag der Hochschule für die Gesellschaft.
Ninow dankte dem Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt für die hervorragende Kooperation in den zurückliegenden Jahren und der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten für den Unterhalt der Hochschule. Ihr sei es zu verdanken, dass der Campus in den letzten Jahren erfolgreich ausgebaut worden sei. Nun wäre es nach den Worten des neuen Rektors erforderlich, in die Menschen und insbesondere in die Studierenden zu investieren. Vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen um die Finanzierung der Hochschule bat Ninow den Hochschulträger, über die Bezahlbarkeit der Studiengebühren zu wachen.
Es sei sein erklärtes Ziel, die Bemühungen um die Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat fortzuführen und das Promotionsrecht zu erhalten. "Das ist nicht nur ein fundamentaler Aspekt unseres Selbstverständnisses als Hochschule, sondern auch für unsere Kirche von weittragender Bedeutung", so Ninow. Da die adventistische Freikirche aufgrund ihrer Mitgliederzahlen vor allem durch die USA, Lateinamerika und Afrika geprägt sei, werde es immer wichtiger, eine deutliche und kompetente europäische Stimme in den theologischen Diskurs einzubringen. Des Weiteren wolle er die Internationalität der Studiengänge stärken, Kooperationen ausbauen und innovative Konzepte wie "e-learning" und die Idee lebenslangen Lernens nutzbar machen.
Professor Ninow wurde 1961 in Freiburg im Breisgau geboren und graduierte 1989 an der Andrews Universität in Berrien Springs, Michigan/USA, zum Master of Arts in Religion mit den Hauptfächern Altes Testament und Biblische Archäologie. Nach einer dreijährigen Tätigkeit als Pastor in Augsburg kehrte Ninow zu einem Promotionsstudium an die Andrews Universität zurück und erwarb 2000 den akademischen Grad eines Philosophiae doctor (Ph.D.). Das Kultusministerium von Sachsen-Anhalt berief ihn kürzlich zum Professor für Biblische Archäologie. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.
An der Theologischen Hochschule Friedensau ist Ninow seit 1997 in der Abteilung Altes Testament tätig. 2009 wurde er Dekan des Fachbereichs Theologie der Hochschule. In seiner Forschungstätigkeit zur Kulturgeschichte des Ostjordanlandes im heutigen Jordanien widmete sich Ninow seit 1987 als Archäologe insbesondere dem antiken Moab, einem Nachbarstaat Israels im 2. Jahrtausend vor Christus.
Der Amtsvorgänger Professor Johann Gerhardt gibt das Rektorat nach vierjähriger Amtszeit ab. "Ich habe mich bemüht", formulierte er als kurzes Resümee seiner Amtszeit. Die Verdienste, die Prorektor Dr. Edgar Voltmer aufzählte, seien jedoch weitaus umfangreicher: Während seines Rektorats habe Gerhardt eine intensive Vernetzung mit sachsen-anhaltinischen Hochschulen verfolgt und zugleich die Verankerung der Hochschule in der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gefestigt. "Er erklärte die Erlangung des Promotionsrechts zum Ziel der Hochschulentwicklung." Mit großer Leidenschaft habe sich Gerhardt für ein Klima der Offenheit und des Vertrauens auf dem Campus eingesetzt und Authentizität gelebt. "Er redet druckreif, aber er steht auch dahinter", beschrieb Voltmer den Altrektor.
Gerhardt, Professor für Pastoraltheologie, war seit 1992 an der Theologischen Hochschule Friedensau tätig. Sein Forschungsinteresse galt dem plötzlichen Ausstieg von Pastoren aus ihrem Beruf, dem religiösen Leben Jugendlicher und ihrer Affinität zur Kirche in der Postmoderne sowie den Ursachen und der Überwindung von angstbesetzten Glaubensvorstellungen. Gerhardt war Dekan des Fachbereichs Theologie, Prorektor und 2007 schließlich Rektor der Hochschule. Mit 67 Jahren tritt er nun seinen Ruhestand an.
Die Kultusministerin des Landes Sachsen-Anhalt, Professorin Dr. Birgitta Wolff, würdigte die Verdienste des Altrektors. Insbesondere sein offensiver Kurs zur Qualitätssicherung verdiene hohen Respekt. Die Akkreditierung der Studiengänge durch unabhängige Gutachter habe die Hochschule souverän bewältigt. "Ich spreche Rektor Gerhardt meinen tiefsten Dank aus", erklärte die Ministerin. "Er hat nicht nur für die Hochschule, sondern für das Land Sachsen-Anhalt Großes geleistet." Die internationale Ausrichtung der Hochschule, die sich in einem sehr hohen Anteil von ausländischen Studierenden niederschlage, sei ein Kompliment für das Land. Auch die konfessionelle Verbundenheit der Hochschulangehörigen würdigte die Ministerin als Stärke der Hochschule.
Professor Dr. Armin Willingmann, Präsident der Landesrektorenkonferenz Sachsen-Anhalts, betonte die beruhigende Funktion, die Altrektor Gerhardt in zugespitzten Diskussionen eingenommen habe. "Oftmals hat er einen Wechsel der Perspektive ermöglicht und deeskalierend gewirkt." Willingmann dankte ihm dafür im Namen aller Hochschulen des Landes Sachsen-Anhalt.
Studentenratssprecher Raimund Baum erinnerte, dass Glaube und Wissenschaft Freiheit voraussetzten. Die Freiheit dürfe weder durch Denkverbote noch durch zu hohe Studiengebühren eingeschränkt werden. In der Gestaltung der Freiheit versprach Baum dem neuen Rektor die volle Unterstützung der Studierenden.
Die Theologische Hochschule Friedensau wurde 1899 gegründet und ist seit 1990 staatlich anerkannt. An ihr sind rund 160 Studierende eingeschrieben. Sie bietet in den Fachbereichen Theologie und Christliches Sozialwesen im Zuge des Bologna-Prozesses europaweit vergleichbare Bachelor- und darauf aufbauende Masterstudiengänge an. An der Hochschule sind folgende Studiengänge möglich: Bachelor of Arts Theologie (B.A. – sechs Semester), Master of Arts Theologie (M.A. – vier Semester), Master of Arts Theological Studies (M.T.S. – englischsprachig vier Semester), Bachelor of Arts Soziale Arbeit (B.A. – sechs Semester), Bachelor of Arts Gesundheits- und Pflegewissenschaften (B.A. – neun Semester), Master of Arts Beratung (M.A. – vier Semester), Master of Arts International Social Sciences (M.A. – englischsprachig vier Semester) und Master of Arts Sozial- und Gesundheitsmanagement (M.A. – berufsbegleitend sechs Semester). Zum Wintersemester 2011/2012 führt die Hochschule den Master of Arts (M.A.) in Musiktherapie als neuen, berufsbegleitenden Studiengang (sechs Semester) ein.
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