Buchrezension: René Gehring – Die Dreieinigkeit in Bibel und Adventgeschichte

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Buchrezension: René Gehring – Die Dreieinigkeit in Bibel und Adventgeschichte

APD

In der Beschreibung bzw. Auflistung dessen, was Siebenten-Tags-Adventisten glauben, steht die Dreieinigkeit (Trinität) gleich an zweiter Stelle in ihren Glaubensüberzeugungen. Die ersten beiden Zeilen der Ausführung, die von den „drei in Einheit verbunden, von Ewigkeit her“ sprechen, stehen seit einiger Zeit bei manchen Adventisten so sehr in der Kritik, dass ganze Gemeinden darunter leiden - so beschreibt der Autor seinen Anlass für die Herausgabe dieses Buches. René Gehring ist nach einigen Jahren des pastoralen Dienstes seit 2017 Direktor des Seminars Schloss Bogenhofen, dem adventistischen Bildungszentrum in Österreich für Pastorinnen und Pastoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Lehramt und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Adventgemeinden.

Neben den exegetischen Bearbeitungen der entsprechenden Bibeltexte im Alten und Neuen Testament spielen die Aussagen von Ellen G. White, Mitbegründerin der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, die bestimmende Rolle in den Kapiteln eins bis drei des klar strukturierten Buches. Kapitel vier legt die Entwicklung der Dreieinigkeitslehre in der Geschichte der Freikirche dar. Kapitel fünf behandelt die acht am meisten verbreiteten kritischen Fragen. Ergebnisse und Konsequenzen runden das Buch ab. Die Bibliografie ist überschaubar. Für interessierte Laien ist das Werk gut lesbar, erfordert allerdings eine reichliche Portion Konzentration.

Bemerkenswert der Hinweis in der Einleitung: Ellen White wies darauf hin, dass der menschliche Verstand begrenzt und deswegen nicht in der Lage sei, die Natur der Gottheit umfassend zu erklären und die menschliche Sprache nicht imstande, sie komplett zu erklären. Was offenbart ist, solle wahrgenommen und reflektiert werden, die Grenze zur Spekulation dürfe nicht überschritten werden.
Das Kapitel über den „dreieinigen Gott im Schrifttum Ellen G. Whites“ ist das umfangreichste Segment. Mit großer Gründlichkeit hat der Autor nicht nur Texte von Ellen White verarbeitet, sondern auch scans von Originalmanuskripten und originalen Schreibmaschinenseiten in den laufenden Text mit aufgenommen, was die Lektüre ausgesprochen spannend macht. Ein Schwerpunkt liegt auf der Darstellung von Entwicklungsphasen in der Trinitätslehre von Anfang des Bestehens der Freikirche an. Ebenso ein Vergleich mit Entwicklungen anderer einzelner Lehren bzw. Glaubenspunkten. Der Hinweis, dass in der Literatur von Ellen White keine strukturierte Darstellung der Dreieinigkeitslehre vorliegt, sondern eher Einzelhinweise und Erklärungen, verstreut in ihrem Gesamtwerk, hilft praktisch, falschen Erwartungen an ihre Literatur gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Mit fünf Epochen beschreibt René Gehring im nachfolgenden, vierten Kapitel, wie die Trinitätslehre im Laufe von ungefähr 100 Jahren zu dem Platz im Gefüge der Glaubensinhalte kam, so wie sie gegenwärtig beschrieben wird: Ein fester Inhalt in der Beschreibung dessen, was Adventisten glauben. „Die Dreieinigkeitslehre war lange kein zentrales Thema, andere theologische Aspekte waren in den ersten Jahrzehnten nach 1844 wichtiger“ (S. 104).

Für manche Leserinnen und Leser könnte Kapitel 5 mit der Behandlung kritischer Fragen zur Dreieinigkeitslehre besonders interessant sein. Acht hauptsächliche Fragen geht er gründlich, aber dennoch kurz und übersichtlich an. Es fällt auf, dass er dabei nur ganz selten Zitate von Ellen White verwendet, Schwerpunkt ist der Textbefund des Neuen Testaments, bzw. bei einer der Fragen Texte aus der frühen Kirchengeschichte. Es bleibt der Eindruck, dass in diesem Kapitel die Trinitätslehre sachlich, fast emotionsfrei, dabei recht engagiert, verteidigt wird.Das Buch gibt schließlich den Blick frei auf die Lebens- und Glaubenspraxis der Gläubigen und der Gemeinde. René Gehring behandelt die Rückwirkung auf den glaubenden Menschen selbst und benennt die Dreieinigkeit, wie sie von der Bibel beschrieben ist, auch als Muster für die eigenen Lebens- und Verhaltensformen: Vollkommene Einheit, Harmonie, Liebe, gegenseitige Ehrerbietung. Dies gilt auch für das Leben als Gemeinde und Kirche. Damit ist das Buch nicht bloß eines für Theologen und theologisch Interessierte, sondern eine „Schrift für die Gemeinde“. Die Theorie der Trinität ist das Eine, die nützliche Auswirkung das Andere: Praktische Auswirkung im persönlichen Leben, praktische Auswirkung auf das Gemeindeleben.

Helmut Wagner

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